Interview mit John Brack und Toni Vescoli

© January 2000 / Bruno Michel

 

bm: Was bedeutete Musik in Eurer Familie in Eurer Kindheit?

JB: Musik war immer ein zentrales Thema, denn meine Eltern spielten beide Klavier, meine Mutter später Orgel und meine Geschwister und ich spielten verschiedene Blasinstrumente.

TV: Als ich 5 Jahre alt war wanderten wir nach Peru aus. Dort sangen meine älteren Geschwister all die mexicanischen Standards und ich trällerte mit. Im Radio hörte ich Blues und Swing und all dies zusammen hat mich bis heute geprägt. Meine Onkels waren professionelle Sänger: Werner Huber als Tenor, mit unzähligen 78-er Platten und ca 100 Liedern (n.SUISA) und Walter Huber als Bariton 25 Jahre im „Stadtheater-Choor“ (Zürich)

 

bm: Wann habt Ihr das erste Mal eine Bühne betreten?

JB: 1964 an einem Anlass des Schützenvereins meines Vaters.

TV: 1958 als Show-Einlage mit Elvis Hüftschwung an einem Vereinsfest

 

bm: Ihr stammt aus verschiedenen Musiklagern. Das Publikum kennt Euch aus Rock, Folk, Country und Gospel. Jetzt tretet Ihr alle am Country Festival im Albisgüetli auf. Was haltet Ihr davon, dass das Publikum Künstler immer wieder schubladisieren will?

JB: Ich halte gar nichts davon und spiele, was mir Spass macht.

TV: Gar nichts! Leider brauchen die Medien aber immer irgend eine Schublade. Für meine Musik wurde vor ein paar Jahren ein recht brauchbarer Name gefunden: Americana, da ist alles drin: Rock-Folk-Blues-Country-TexMex-SingerSongwriter

 

bm: Warum spielen viele grossen Musiker dieser Welt Country und schaffen es trotzdem nicht, diese Musik „salonfähig zu machen?

JB: Das Image, das von früher kommt, Cowboy und Indianer hilft sicher nicht und leider ist es bei den meisten Medienschaffenden noch nicht klar, dass Country eigenständig ist. Für sie gilt noch immer, ein guter Cowboy kommt in Montur und Revolver.

TV: Wer sagt denn, Country Musik sei nicht salonfähig? Es kommt doch ganz darauf an, was man als „Salon“ bezeichnet und da gehen eben die Meinungen weit auseinander. Country ist neben Blues und Gospel sozusagen ein „Elternteil“ der Rock-Musik und wer würde einen seiner Elternteile als „nicht salonfähig“ bezeichnen?

 

bm: Wie stellt Ihr Euch zur Vermarktung und Kommerzialisierung Eures Musikgenres und Eurer eigenen Musik?

JB: Leider verfüge ich über zuwenig Mittel, eine richtige Kampagne zu führen und bin deshalb zufrieden mit dem, was passiert.

TV: Wir wollen doch alle Erfolg haben und unsere Produkte verkaufen können. Wenn sich dann einer über die „Vermarktung“ stört, dann hat er entweder den falschen Beruf gewählt oder muss sich ins Kulturelle Schneckenhaus zurückziehen, darf dann aber nicht wie der „Hansdampf“ den Fünfer und das Weggli haben wollen.

 

bm: Ihr habt in Eurer Laufbahn viele Menschen kennen gelernt. Gibt es jemanden, der noch auf Eurer Wunschliste steht, sei es privat oder beruflich?

JB: Ich habe immer das Glück gehabt, irgendwann diejenigen kennen zu lernen, die ich wollte. Johnny Cash, Simon Estes usw., die Liste ist lang. Ein Duett mit Dolly, Celine oder Tina, mit Travis Tritt, Randy Travis oder  Steve Wariner wären jedoch schon noch grossartig.

TV: Rhy Cooder und Tina Turner würden sicher weit oben auf meiner Liste stehen.

 

bm: Was bewegt Euch zum Songschreiben?

JB: Die Lust, etwas zu kreieren.

TV: Gedanken, die mich bewegen, anderen mitzuteilen, damit Freude zu bereiten und gleichzeitig etwas zu meinem Lebensunterhalt beizutragen.

 

bm: Ihr seid in Eurer Musiksparte in der Schweiz bereits eine Art „Legende“. Verpflichtet Euch das zu etwas?

JB: Legenden sind meistens tot. Ich lebe und hoffe, dem Status durch Qualität zu entsprechen und eventuell als Ansporn für Jüngere zu dienen.

TV: Ja, den Beweis zu erbringen, dass Legenden auch sehr lebendig und frisch sein können.

 

bm: Wer sind Eure musikalischen Vorbilder?

JB: Elvis, Johnny Cash, Mike Purkey, Walt Mills, Cumberland Boys, Cathedrals.

TV: Elvis, Cash, die Beatles, Bob Dylan, Steve Earle, Rhy Cooder, etc.die Liste liesse sich fortsetzen

 

bm: Viele Fans sehen in ihren Lieblingskünstlern auch ein Vorbild. Welche Message habt Ihr für Eure Fans?

JB: Nicht aufgeben, wenn’s mal krumm geht. Es kommt wieder besser.

TV: Optimismus, Toleranz.

 

bm: Was hat Euch der Erfolg bisher gebracht und was hat er Euch genommen?

JB: Ich bin privilegiert, dass mir der Erfolg ermöglichte,  mein Hobby zum Beruf zu machen. Manchmal brachte er auch ein bisschen Neid. Viel Ehr, viel Feind. Die Pflege von privaten Beziehungen gestaltet sich durch die Unregelmässigkeiten meiner Arbeitszeit schwieriger als zuvor.

TV: Gebracht: viel Lebenserfahrung,  genommen: die falschen Illusionen

 

bm: Stellt Euch vor, Ihr seid Journalisten und würdet Euch selber interviewen. Welche Frage stellt Ihr, die ich nicht gestellt habe?

JB: Warum liest Du das alles nicht im Internet unter www.johnbrack.ch nach?
TV: Wo kann man sich über Deine nächsten Auftritte und News informieren?

Antwort: www.vescoli.ch