Interview mit Lace

© June 2006 / Bruno Michel

 

Die kennst du doch, sagte ich mir bei der Vorbereitung zum Interview mit Cowboy Crush. Einige Gesichter dieser fünf Damen kamen mir nämlich ziemlich bekannt vor. Richtig, vor fünf Jahren hatte ich die Band Mustang Sally vor dem Mikrofon, und drei jener Ladies sind nun bei Cowboy Crush dabei. Vor gut drei Jahren suchten Becky Priest (Keyboard, Gesang), Renae Truex (Fiddle, Mandoline) und Debbie Johnson (Bass, Gesang), nach Verstärkung – und fanden sie mit Darla Perlozzi (Schlagzeug) und der Lead Sängerin, Trenna Barnes.

Die fünf sehen aus wie Engel und spielen wie Teufel, eine Mischung also, die ein Interview geradezu erzwang. Am 13. Internationalen Trucker & Country Festival in Interlaken bot sich die Gelegenheit dazu.

bm: Mit einigen von euch habe ich im Jahr 2000 ein Interview geführt. Ich fange mit der gleichen Frage an wie damals: Was unterscheidet euch von anderen All-Girl-Bands?
Becky: Unsere Musik ist Original. Wir sind keine Coverband, schreiben unsere Songs entweder selbst oder suchen sie von Schreibern in Nashville aus. Wir sind nicht einfach eine Jukebox, von der du die bekannten Hits hörst.
Debbie: Ein weiterer Unterschied ist, dass wir keine Gitarre in der Band haben. Zwar haben wir nach einer guten Gitarristin gesucht aber aus meiner Sicht brauchen wir mit meinem Bass, dem Können von Becky am Keyboard, Renae an der Fiddle oder der Mandoline und Darla am Schlagzeug keine weiteren Instrumente.
Trenna: Wir spielen nicht einfach unsere Songs wie auf CD, da ist Abwechslung drin und alles, was du hörst, ist absolut live.

bm: Was hat sich seit Oktober 2003, eurem ersten Auftritt im Wildhorse Saloon, für euch verändert?
Debbie: Wir sind mit Sicherheit als Band kompakter, perfekter geworden.

Becky: Damals hatten wir unsere Songs mehr oder weniger wahllos zusammen gestellt. Heute suchen wir sie gemeinsam aus und erst, wenn alle einig sind, dass ein Lied wirklich zu Cowboy Crush passt, spielen wir es ein. Wir wissen, was wir wollen und was wir können.
Trenna: Unsere Bühnenpräsenz und die Show, die wir bieten, hat sich natürlich auch verändert. Wir sind zusammen gewachsen…
Debbie: …ja, und wir haben weniger Kollisionen beim spielen…
Trenna: …genau, ab und zu sind wir einander ins Gehege gekommen, heute fallen wir nicht mehr so oft von der Bühne…
Debbie: …nun, nur einige von uns nicht mehr. Aber ich nenne keine Namen (Gelächter).

bm: Ihr seid fünf individuelle Künstlerinnen. Wie einigt ihr euch auf die Songauswahl?
Darla: Oh, das ist ziemlich einfach. Genau so, wie jede von uns für sich im Laden einkaufen geht, und danach, wenn wir uns treffen, stellen wir fest, dass wir das gleiche T-Shirt gekauft haben. Vor allem Becky und Trenna schaffen das immer wieder. Wir sind uns ziemlich einig, wenn es um die Auswahl geht – bei Kleidern wie bei Liedern (allgemeine Zustimmung).

bm: Was bringt euch auf die Palme?
Darla: Hmm, keine Ahnung, vielleicht Fragen wie diese (Gelächter).

Becky: Wenn meine Kinder zu Hause wieder mal das halbe Wohnzimmer durcheinander gebracht haben. Dauernd räume ich hinter meinem Sohn auf.
Renae: Ich kann’s nicht ausstehen, wenn Dinge um mich herum nicht organisiert sind. Chaos brauche ich nicht.

bm: Wenn ihr euch einen Lieblingspartner für ein Duett aussuchen könntet, wer wäre das?
Trenna: Ha, das ist einfach. Ich würde Wynonna wählen. Sie ist „schuld“, dass ich überhaupt zur Country Music kam.
Debbie: Als Gruppe könnte ich mir vorstellen, dass wir Charlie Daniels oder Loretta Lynn auswählen würden. Wir haben darüber sogar schon mit den Verantwortlichen bei unserer Plattenfirma gesprochen.
Darla: Ich würde Billy Joel nehmen...
Becky: … ich auch, dann könnten wir zusammen Piano spielen.

bm: Wenn ihr eine Autobiografie über Cowboy Crush schreiben würdet, was wäre der Titel dieses Buches?
Becky: Loud And Proud And Running Wild (allgemeine Zustimmung). Wir sind jetzt drei Jahre zusammen und ich denke, das ist sowas wie unser Motto.

bm: Was macht ihr, wenn ihr nicht gerade Cowboys zerquetscht?
Renae: Schlafen, zumindest versuchen, das Schlafmanko aufzuholen (Gelächter).
Becky: Versuchen, eine gute Mutter zu sein.
Darla: Soviel Zeit wie möglich mit meinem Mann verbringen.
Trenna: Rollerbladen, Fahrrad fahren, Wandern. Hauptsache, ich bin draussen in der Natur. Hier möchte ich gern mal Gleitschirm fliegen.

Debbie: Wakeboarden macht Spass. Hier könnte man das auch gut machen.
Renae: Mein Mann und ich haben uns gerade ein neues Haus gekauft. Da gibt es genug zu tun.

bm: Wenn die Leute in fünfzig Jahren auf euer Leben zurück blicken, was wünscht ihr euch, dass man über euch sagt?
Becky: Sie haben etwas bewegt, etwas verändert. Nicht nur musikalisch, sondern auch indem wir hoffentlich einige junge Girls dazu bewogen haben, sich zu formieren und auf die Bühne zu stellen. Damals hatte die Girl Band Wild Rose einen Trend ausgelöst und wir wären stolz, diesen weiter zu führen.

bm: Nehmt an, ihr findet Aladin’s Wunderlampe. Welche drei Wünsche hättet ihr als Band an den Flaschengeist?
Renae: Deine Fragen sind alles andere als einfach (überlegt lange)….darauf weiss ich keine Antwort…¨
Trenna: Genug zu haben, um Rechnungen zu bezahlen. Es geht nicht nur ums Geld, aber einfach darum, so leben zu können, dass man sich keine allzu grossen Sorgen machen muss.
Becky: Aber mindestens soviel zu haben, um sich in der Schweiz ein Heim kaufen zu können. Wir lieben es einfach hier. Die Natur ist wunderschön und die Menschen sind alle freundlich.
Darla: Essen, essen, essen – und niemals wieder an Kalorien denken müssen...(Gelächter)

bm: Prima, letzte Frage: Wenn ihr ein Interview mit Cowboy Crush führen würdet, welche Frage stellt ihr, die ich nicht gestellt habe?
Darla: Ist alles echt an euch? (Gelächter) Und die Antwort ist Ja. Von der Haarfarbe über alles andere – alles echt...
Debbie: …genau, in dieser Band gibt’s kein Silikon…
Renae: …und alle sind entweder verheiratet oder haben einen festen Freund…
Darla: Wie stelle ich diese Girls ruhig. Antwort: Füttere uns.

bm: Grossartiger Schluss. Herzlichen Dank für das Gespräch und weiterhing viel Erfolg.