Interview Marc and the Boiled Crawfish

© July 2000 / Bruno Michel

 

Der Country Szene in der Schweiz mangelt es an Leuten, die mit neuen Ideen frischen Wind in das etwas verschlafen wirkende Umfeld bringen. Und den Wenigen, die versuchen, dankt es das Publikum meist mit Fernbleiben. Denn, was man nicht kennt, das sollte man doch besser bleiben lassen, oder doch nicht? Ich jedenfalls freue mich immer über neue Wege und Konzepte, wie sie in den letzten Monaten von Leuten wie Jürg Moog (Promotor Festival Worb), Rolf Raggenbass oder eben nun Marcel Bachmann von der Band Broken Spoke, eingebracht werden.

 

Schon bei ihrem ersten öffentlichen Konzert als Broken Spoke spielte die Band einige wenige Cajun Songs. Dass sie für diese Musikrichtung ein spezielles Flair haben, konnte der Konzertbesucher damals schon feststellen. In den vergangenen Jahren haben Marcel und Mimi die Cajun- und Zydeco-Musik zu ihrem Hauptinteressensgebiet gemacht und sich intensiv in die Geschichte dieser Musik vertieft. Das Resultat dieser Anstrengungen ist nun unter dem Namen Marc & The Boiled Crawfish die erste Swiss Cajun & Zydeco Band.

 

Marcel wäre nicht er selber, wenn er einfach in dieser Formation „normale“ Konzerte bestreiten würde. Als gelernter Koch hat er sich auch für die Küche aus Louisiana interessiert und sich in dem fast undurchschaubaren Dschungel von Gewürzen und Rezepten aus dieser Region seinen eigenen Weg gebahnt.

 

Cajuns sind familienorientiert, genauso wie die Art zu Kochen und die Eigenschaft im Familienkreis zu geniessen.

Folglich findet am Sonntag, 10. September im Restaurant Schlossberg in Zufikon ab 11.00 Uhr die erste Jambalaya Party statt. Natürlich steht Marcel selbst am Kochtopf und selbstverständlich wird die Band den etwas anderen Sonntagsbrunch musikalisch umrahmen. Für Freunde der „nördlicheren“ amerikanischen Küche sind auch Grillspezialitäten zu haben.

 

Im Interview mit Marcel Bachmann (MB) und Mimi Schosser (MS) interessierte mich, wie sich die Band zusammensetzt und wie die Idee zu diesem Anlass entstand.

 

bm: Wie sieht die Zusammensetzung der Band aus?

MB: Eigentlich ist es die gleiche Formation wie bei Broken Spoke, mit Ausnahme des Fiddlers Roli Ambühl. Also Mimi am Bass, Ken Fiebig am Schlagzeug, der Lap Steeler Walter Thut und Matthias Weil an der Gitarre. Das Cajun Accordeon wird von mir gespielt.


bm: Die Art dieses Instruments ist ja bei Cajuns ziemlich speziell.

MB: Ja, ich besitze inzwischen fünf dieser Instrumente in verschiedenen Tonarten. Man unterschieden zwischen Wet- und Dry-Tuning, Während die Cajuns eher Dry Tuning, also klare, direkte Töne bevorzugen, ist im Zydeco die andere Art bevorzugt. Das klingt dann eher wie ein grosse Klavier-Akkordeon. Weiter wechselt das Cajun Accordeon beim ziehen und beim stossen die Basstöne. Erst dadurch entsteht der spezielle Cajun Sound.

 

bm: Die Cajun Music ist leider unter den Country Fans nicht sehr bekannt. Es gibt zwar die bekannten Crossover Künstler, wie Jimmy C. Newman, aber ansonsten hält sich der Bekanntheitsgrad dieser Musiker – ausser Jo El Sonnier – eher in Grenzen.

MB: Wir leben ja nicht von der Musik, müssen also unsern Unterhalt nicht mit Konzerten bestreiten. Für uns ist die Freude am musizieren im Vordergrund und wir hoffen natürlich, dass sich im Lauf der Zeit mehr Leute für diese Musik interessieren. Wer sich darunter nichts vorstellen kann, sollte bei Polo Hofer reinhören, der zum Beispiel mit Travailler C’Est Trop Dure auch solche Stücke in seinem Repertoire hat.

 

bm: Beim Gesang ist es schwierig, die spezielle Tonart und die Variationen der Cajuns nachzuahmen. Bei Dir klappt das relativ gut. Wie übt man das?

MB: Die hohen Stimmlagen sind dadurch bedingt, dass früher keine Verstärker zur Verfügung standen, die Sänger aber trotzdem vor einer grösseren Menge auftraten. Hohe Stimmen tragen weiter. Wir setzen etwas tiefer an. Aber das Erfolgsrezept um möglichst nahe an diesen Sound heranzukommen heisst schlicht und einfach üben, üben, üben.

 

bm: Wie kam es nun zur Wahl des Restaurants für die Veranstaltung?
MB: Die Idee hatte ich schon lange. Aber in unserer Gegend bis nach Wollerau haben alle Wirte mit denen ich gesprochen habe, abgewunken. Ihnen schien das Risiko zu gross. Irgendwann sass ich mit Hampi, dem Schlossberg Wirt zusammen. Er war sofort begeistert. Die ganze Geschichte muss keinen Riesengewinn abwerfen, sondern es geht um den Spass an der Freude. Deshalb wird auch kein Eintrittspreis verlangt.

 

bm: Und was läuft genau?
MB: Wir haben uns lange überlegt, wie man mal einen andern Ablauf in so ein Programm bringen kann. Von 11.00 bis 14.00 Uhr kochen wir selber. Eine Riesenpfanne wird für das Jambalaya herhalten und unsere hausgemachten Hot Sauces werden für die nötige Würze sorgen. Daneben werden traditionelle BBQ Speisen angeboten. Mimi wird die Hurricane Drinks mixen. Danach folgen die Musikeinlagen.

 

bm: Die Kocherei bedingt ja Mengen an Zutaten, die hier nicht oder nur schwer erhältlich sind. Wie willst Du an diesem Anlass authentische Gerichte zaubern?
MB: Wir haben uns in den vergangenen Jahren ein Lager an Rezepten, Saucen, Zutaten aufgebaut, welches wir bei jeder Reise wieder auffrischen und vervollständigen. Es gibt viele Dinge, die man wirklich nur in der Gegend erhält.

 

bm: Und wie soll die Zukunft aussehen?

MB: Wir wissen es nicht. Die ersten Anlässe werden zeigen, welche Konzeption am Besten ist. Möglicherweise werden all unsere Konzerte eine Kocheinlage haben. Wir können uns vorstellen, dass man auch ein Abendessen kocht und danach findet eine grosse Cajun Party statt. Open Air Konzerte bieten sich ebenfalls an, die traditionellen Country Konzerte wohl eher weniger.

 

bm: Viel Erfolg bei eurem Unterfangen und danke für das Gespräch