Seit Anfang
1998 spielen sie in der heutigen Formation. Auszeichnungen der German American
Country Music Federation als beste Newcomer Band
oder den Truck of The Year haben sie schon gewonnen.
Erfreulicherweise ist das gesamte Repertoire der Band in englischer Sprache.
Silverwood’s erste CD-Produktion “Drive” hat auch
in den Radio- und Country Charts in unserm Nachbarland kräftig eingeschlagen.
Mit dieser Produktion haben einige Schweizer Fans schon Bekanntschaft gemacht.
Anfang November hat sich die Band nun erstmals im Little Joe’s
Saloon dem Schweizer Publikum vorgestellt. Ich nutzte die Gelegenheit für
ein Gespräch mit den beiden Frontleuten, Miruna (M) und Ernest (E), damit nebst der Musik auch die
Motivation der Band hierzulande besser bekannt wird.
bm: Journalisten suchen immer nach Worten, um
den Stil einer Band zu beschreiben. Wie beschreibt Ihr selbst Euren Stil ?
M: Wir
nennen es den Silverwood-Stil. Da wir alle unsere
Songs selber schreiben, ergibt sich eine klare
Identität und ein eigener Stil. Auf der Bühne spielen wir natürlich auch
Covers. Das könnte man New American Music nennen. Aber im Wesentlichen
versuchen wir auch da, den Songs eine Silverwood-Identität
zu geben.
bm: Was war der Grund, Euch für Country Music
zu entscheiden? Ihr habt ja durchaus auch Potential für andere Stilrichtungen.
E: Ich
habe alle möglichen Stilrichtungen als Musiker ausprobiert. Aber ich bin mit
Country Music aufgewachsen und diese Musik liegt mir am meisten.
M: Für
den Rest der Band, der nicht aus USA stammt wie Ernest, ist es die Ehrlichkeit
dieser Musik. Von Herzen für die Herzen. Die Songs erzählen von dem, was Du
oder ich täglich selber erlebt haben oder erleben könnten. Daher liegt für uns
in dieser Musik der höchste Wiedererkennungswert. Auch
wenn hier in Europa einige Leute den Text nicht verstehen mögen, die Gefühle
kommen durch. Ich glaube, dass dies am ehesten mit Country Music machbar ist.
E: Es
macht dem Publikum einfach mehr Spass, wenn es sieht,
dass die Künstler ihre Musik nicht einfach nur spielen sondern leben.
bm: Warum könnt Ihr in Deutschland bestehen mit
englischen Songs? Die Fans wollen da doch mehrheitlich Lieder in ihrer eigenen
Sprache hören, etwas, das in der Schweiz übrigens weniger gut ankommt.
M: Country
Music kommt aus Amerika. Wie kann ich da solche stimmungsvollen Songs in einer
andern Sprache als Englisch singen? Es macht für uns einfach keinen Sinn,
deutsche Texte zu solchen Liedern zu schreiben. Wir haben das Glück, dass
unsere Fans uns als Gesamtes akzeptieren. Die englischen Songs, unsere
Bühnenpräsenz und unsere Ehrlichkeit der Gefühle bilden eine Einheit, die den
Leuten offenbar gut gefällt.
bm: Warum der Name “Silverwood”?
M: Ernest,
Kix und ich spielten zuvor in einer andern Band. Wir
befanden uns in den USA auf der Fahrt von L.A. nach Las Vegas. Mitten im
Niemandsland, beim Silverwood Lake (nördlich von Riverside,
CA, beim Lake Arrowhead; Red.) beschlossen wir, einen
Neuanfang zu machen. Für uns ist der Name eine Verbindung zwischen
Vergangenheit und Zukunft. Zudem hat er etwas mystisches
(lacht).
bm: Wer sind Eure musikalischen Vorbilder ?
E: Jeder
in der Band hat sicher seine eigenen Vorbilder. Man mag das komisch finden,
aber für mich sind es Merle Haggard
und Buck Owens. Die weiblichen Stars meiner Zeit waren Dolly Parton oder Tammy Wynette. Für
meine musikalische Entwicklung hatte aber Merle die grösste Bedeutung.
M: Unser
Gitarrist Nick ist ein Brent Mason Fan, ich selber mag Shania
Twain sehr. Diese Vielfalt drückt sich auch in unsern Songs aus.
bm: Alle Songs der CD stammen aus eigener Feder.
Was bewegt Euch zum Songschreiben ?
E: Wie
schon gesagt, Du musst diese Musik leben. Und das geht besser, wenn Du über
Dinge schreibst, die Du selber schon erlebt hast. Es kommen dabei andere
Gefühle zum Ausdruck, als bei Songs, die wir auf der Bühne covern.
M: Ich
versuche in meinen Liedern, den Gefühlen etwas materialistisches
zu geben. Die Art des Vortrags, die Instrumentierung, alles soll den Inhalt
des Songs dem Publikum widerspiegeln.
bm: Was ist wichtiger in einem Song : Der Text oder die Musik ?
M: Beides.
Keine Frage für mich. Es muss zusammen passen.
E: Miruna hat recht. Du kannst einen guten Text mit schlechter
Musik haben und der Song ist insgesamt schlecht. Genauso umgekehrt..
bm: Viele der Traditionalisten wie
M: Ich
finde das nicht gut. Wenn man beispielsweise das gleiche Album für
unterschiedliche Märkte anders produziert, dann bringt man nicht mehr die
Songvariante auf die CD, die man haben will, sondern jene, die am meisten Geld
verspricht.
E: Nashville’s Music Business und die vielen neuen,
erfolgreichen Namen sind heute zu stark marketingorientiert. Jeder versucht,
ein Erfolgsrezept, das bei einem Künstler funktioniert hat, zu kopieren und den
Erfolg zu wiederholen. Dies führt zu einem gewissen Einheitsbrei, der mit der
eigentlichen Country Music nicht mehr viel zu tun hat. Zu viele haben heute das Gefühl, ebenfalls ein Popalbum
produzieren zu müssen.
bm: Euer Bekanntheitsgrad hat sich in den
letzten 12 Monaten rapide gesteigert. Was bringt Euch der Erfolg?
M: Die
Motivation, noch härter an uns zu arbeiten. Wir haben unsere CD im Frühjahr
nicht einfach auf den Markt gebracht, wir haben sie komponiert. Das heisst, alle Songs ergeben haben einen roten Faden.
E: Noch
mehr Gefühle. Als wir die erste Auszeichnung erhielten, hatte keiner von uns
auf der Bühne trockene Augen. Wir dachten uns, dass wir diese Wertschätzung des
Publikums nicht einfach hinnehmen dürfen, sondern den Leuten nun noch mehr
zurückgeben sollten. Daher stimme ich Miruna zu.
bm: Was tut Ihr heute dafür, damit in zehn Jahren
“Silverwood” als Act noch im Geschäft ist ?
M: (lacht)
Gute Songs schreiben. Das ist alles.
E: Und
jeden Auftritt wahrnehmen, der uns angeboten wird. Wir haben an Orten gespielt,
wo unser Material und wir nicht mal zur Hälfte auf der Bühne Platz hatten. Also
improvisierten wir. Du kannst nicht jedes Wochenende nur auf grossen Bühnen spielen. Jeder Auftritt hilft, dass uns mehr
Leute kennen und hoffentlich auch mögen. Wenn wir so weiter arbeiten, wird sich
auch der Erfolg steigern.
bm: Nehmt an, Ihr führt ein Interview mit
“Silverwood”. Welche Frage stellt Ihr, die ich nicht gestellt habe ?
M: Schwierige
Frage.
E: Glaubst
Du, dass die Leute mögen, was wir machen? Ich denke ja. Wir haben in kurzer
Zeit viel erreicht. Das geht nur, wenn das Publikum mitspielt. Wir sind unsern
Fans sehr dankbar, dass sie uns dahin gebracht haben, wo wir jetzt sind. Und
wir hoffen, dass sie uns auch weiterhin auf unserem Weg begleiten.
bm: Nach dem heutigen Abend sind darunter
hoffentlich auch viele neue Schweizer Fans. Herzlichen Dank für das Gespräch
und weiterhin viel Erfolg.