Das
Erbe des „legendären“
bm: Rebecca Stone. Ist das Dein wirklicher Name?`
RS: Das ist er. Kein Künstlername, so echt wie ich.
bm: Hattest
Du bei Deiner Geburt schon einen Tonträger in der Hand, oder wie kamst Du
ins DJ Geschäft?
RS: Manchmal glaube ich das selber. Ich habe sofort nach der
High School beim Radio angefangen. Das war 1991, in meinem ersten Jahr im
College. Ich studierte zwar Fotografie, belegte aber als Nebenfach diesen
Sprechkurs, der bei einer Radiostation durchgeführt wurde. Ich mochte das
Umfeld beim Radio von Anfang an, und so bin ich dabeigeblieben. Es war eine
Oldies Station in meiner Heimat, Dallas, TX. Am Anfang war’s natürlich
schwierig. Morgens um vier raus, das Musikprogramm zusammensuchen für die DJs und aushelfen, wo immer ich gebraucht wurde. Seit zwei
Jahren arbeite ich bei einer Station in Nashville.
bm: Über
2'500 Country Sender in USA streiten um Marktanteile. Wie hast Du Deinen Sender
gefunden und wie wichtig ist er im Geschäft?
RS: In Dallas arbeitete ich sieben Jahre beim damaligen Nummer-1
Countrysender. Als ich mich für Nashville entschied,
kannte ich natürlich meinen heutigen Sender, WSM, der für seine lange Geschichte
und seinen Einfluss im Country Music Business bekannt ist. Ich arbeite für WSM-FM
95.5, helfe aber auch bei WSM-AM 650 aus (Bem.: diesen
Sender könnt Ihr über Internet hören).
bm: Warum
eigentlich Nashville und nicht, zum Beispiel, Waco 100 in Texas?
RS: Ich wollte einfach mal was neues
erleben. In Dallas traf ich im Rahmen meiner Arbeit viele Leute aus Nashville.
Ich hatte bei Country-, Oldies- und Kindersendern gearbeitet. Also wollte
ich mal raus aus meinem Staat und das Geschäft in der Country-Hauptstadt
kennen lernen.
bm: Wie sieht
Dein Wochenplan aus? Was machst Du, wenn mal grade keine Sendung ist?
RS: Ich spiele Theater in Nashville. In sechs Stücken habe
ich schon mitgespielt. Da muss ich natürlich viel lernen, wenn ich gerade
mal nicht beim Radio arbeite. Und dann natürlich Fotografieren. In diesem
Fach habe ich meinen College Abschluss gemacht und fotografiere, so oft ich
Zeit dazu habe.
bm: Wie
lange bist Du täglich auf Sendung?
RS: Unterschiedlich, aber meistens so vier
bis sechs Stunden pro Tag. Wenn mal das Personal knapp ist, muss ich auch öfter
ran. Allerdings nicht regelmässig, manchmal sind es sieben Tage die Woche,
manchmal nur drei. Ich muss also meinen Plan gut studieren, damit ich die
andern Aktivitäten danach ausrichten kann.
bm: Gibt
es etwas, dass Du an Deinem Job hasst oder nicht so gerne machst?
RS: Nun, das Geschäft ist hart. Wenn die Ratings
der Hörer nicht stimmen, bist Du raus. Vor meiner Reise in die Schweiz haben
sie gerade wieder zehn Leute entlassen. Ich kannte sie alle und es ist hart,
wenn so viele Deiner Kollegen plötzlich weg sind.
bm: Du spielst
hier sehr abwechslungsreiche Musik verschiedener Stilrichtungen. Wer ist Dein
persönlicher Liebling und warum?
RS: Ich mag viele der neuen Künstler die den „alten“ Sound
spielen. Also traditionelle Country
Music, neu verpackt. Beispielsweise Darryl
Worley, Blake Shelton, Trick Pony usw. Den wirklich
traditionellen Sound.
bm: Wie
sieht’s mit “Deinen” Texanern aus? Da gibt es doch jede Menge gute Künstler.
RS: Ja, die mag ich sehr. Aber man hört nie was von ihnen.
Texas ist so gross, dass sie sich im eigenen Staat zwar gut über Wasser halten
können, aber es ist eben nicht der kommerzielle Sound und darum gelangt er kaum
über die Staatsgrenzen hinaus. In Nashville kann ich die jedenfalls nicht
spielen.
bm: Wie
siehst Du die kommerzielle Entwicklung der Country Music verbunden mit der
Tatsache, dass ein enormer Verkaufsdruck auf den Künstlern lastet?
RS: Es ist schlimm. Auch
bm: Es
sind gerade die Radiostationen, die über „Make or Break“ in der Karriere eines Künstlers entscheiden. Wie
gehst Du persönlich mit dieser „Verantwortung“ um?
RS: Ich kann meine Sendungen nicht selber zusammen
stellen, das macht der Musikdirektor. Die Vorgaben stehen. Nachts,
wenn der Boss nicht da ist, habe ich manchmal Gelegenheit, einen
oder zwei Songs einzuschmuggeln. Aber tagsüber, wenn alle zuhören, ist da
kein Spielraum. Es ist manchmal schwierig, wenn Du Musik spielen musst, die
Dir selber eigentlich nicht passt. Trotzdem musst Du aber positiv moderieren.
In Texas hatte ich da mehr Freiheiten.
bm: Hast
Du in Deinem Leben je einen Ratschlag bekommen, den Du nie vergessen wirst?
RS: Vielleicht von meinem Vater. Ich schätze ihn sehr und er
hat mir schon viele gute Ratschläge erteilt, die sich meistens auch positiv
bemerkbar gemacht haben. Aber einen speziellen Ratschlag kann ich nicht nennen.
bm: Was
wäre aus Rebecca Stone geworden, wenn sie nicht zum Radio gegangen wäre?`
RS: Das frage ich mich selber oft genug: Was mache ich als
Nächstes? Ich bin nun elf Jahre beim Radio, irgend wann
muss ich was Neues machen. Theater ist so eine zweite Schiene, die ich
verfolge...
bm:
…Hollywood als nächste Station?
RS: Nein, nein. Ich bin zwar ein kreativer
Mensch, male, fotografiere, spiele Theater. Aber ich werde wohl immer auf der
Seite der hungernden Künstler bleiben (lacht).
bm: Wie kamst
Du zu Deinem Gastspiel in der Schweiz und wie findest Du es hier – ehrlich,
keine Promostatements?
RS: Bama, der die
Show letztes Jahr machte, hat meinen Namen ins Spiel gebracht. Ich hatte in
Nashville schon mit ihm zusammen gearbeitet. Diesmal wollten sie eine Frau,
und
bm: Du findest
Aladin’s Wunderlampe und der Geist erfüllt Dir drei
Wünsche. Welche sind das?
RS: (denkt nach). Das kann ich nicht aus dem
Stegreif beantworten. Ich freue mich jeden Tag am Leben. Viele Pläne mache ich
nicht. Klar, das übliche wie Gesundheit und Zufriedenheit für meine Familie,
aber sonst? Keine Ahnung.
bm: Wenn
Du ein Interview mit Rebecca Stone führen würdest, welche Frage stellst Du
ihr, die ich nicht gestellt habe?
RS: Ich dachte, das wird ein einfaches
Interview. Aber bei diesen Fragen muss ich ja nachdenken (lacht). Das artet in
Arbeit aus. Eigentlich hast Du alle Bereiche angesprochen. Mir fällt nichts
mehr ein.
bm: Danke
und weiterhin viel Spass in der Schweiz und hoffentlich sehen wir uns wieder
bei einem der nächsten Festivals.