Miami und Texas
prägten Bonnie‘s erste 30 Lebensjahre. Country und
Old Time Jazz waren dabei die musikalischen Zutaten. Mit zwölf Jahren begann
sie, Gitarre zu spielen. Nach ihrer Heirat hängte sie die Musik vorübergehend
an den Nagel. 1982 zog sie in die Schweiz, und ab 1988 begann sie, sich voll
auf ihre Karriere als Sängerin zu konzentrieren.
Wer Bonnie reden
hört, glaubt zuerst, eine waschechte Baselbieterin vor sich zu haben, so gut
hat sie mittlerweile den örtlichen Dialekt drauf. Kaum fällt aber im Gespräch
ein englischer Fetzen, ist es geschehen. Ein wahres Feuerwerk in englischer
Sprache entzündet sich. Man kommt nicht umhin, sich näher mit dieser Frau zu
befassen. Was bewegt sie, was motiviert sie im Musikgeschäft und – warum bloss
– ist sie eine der mittlerweile zahlreichen AmerikanerInnen
im Country Music Business, die sich unser Land für ihr Leben ausgesucht haben?
bm: Bonnie, warum hast Du
Dein Leben und Deine musikalische Karriere nicht in den USA weitergeführt?
BJT:
Ich lernte einen Mann kennen, einen Schweizer, der damals in den USA lebte.
Zeit für die Musik hatte ich in jenen Jahren aufgrund anderer Prioritäten nicht
mehr. Mein Partner und ich zogen zusammen in die Schweiz. Wir hatten eine tolle
Zeit, er war ein wunderbarer Mensch, der leider einige Jahre später schwer
krank wurde. Die Musik half mir, meine Gefühle auszudrücken, und ich begann,
mich wieder verstärkt auf die Musik zu konzentrieren.
bm: Was waren Deine ersten
Eindrücke von unserm Land?
BJT:
Damals? Sauber, gepflegt, kein Plastikbesteck und keine sichtbare Kriminalität.
Leider ist das heute nicht mehr ganz der Fall. Aber nach wie vor liebe ich die
Schweiz, vor allem, weil dieses kleine Land mit den unterschiedlichsten Leuten
aus mehreren Sprachregionen einen Staat bildet, der sich bisher fast immer aus
den negativen Schlagzeilen heraushalten konnte. Ich denke, das ist eine
grossartige Leistung.
bm: Du bist musikalisch sehr
vielseitig, hast in Big Bands, Rockgruppen, Swingbands und klassischen
Formationen gespielt. Neben Deiner Liebe zum Old Time Jazz siehst Du heute aber
Deine Wurzeln in der Country Music und verfolgst nun auch konsequent diese
Musikrichtung. Warum dieser Entscheid?
BJT:
Ich hatte meine Wurzeln immer in der Country Music…
bm: …moment,
Du stammst aus Miami, Florida!
BJT:
Schon, aber meine Eltern hatten ein Wochenendhaus in Nordflorida. Wir
verbrachten viele Wochenenden dort, und das einzige was Du hören konntest, war
Südstaatendialekt und Country Music. Also wurde ich quasi grossgezogen mit
dieser Musik im Hintergrund. Später zogen meine Eltern dann definitiv in dieses
Haus und ich nach Texas. Meine Country-Wurzeln sind
also keine Erfindung, sondern Realität, auch wenn ich viele Jahre andere
Musikstile ebenfalls pflegte.
bm: Auf Deiner CD Taylor Made sind ausschliesslich
Fremdkompositionen. Schreibst Du auch selber?
BJT:
Früher schon. Aber ich musste aufhören, weil ich zuviel um die Ohren hatte. Ich
kann nicht wie viele Songschreiber, einfach vor mich hin komponieren. Ich muss
konzentriert sein. Einen Song, den ich einmal geschrieben habe, möchte ich
nicht mehr verändern müssen, nur weil ich unkonzentriert bei der Arbeit war. In
Zukunft würde ich gerne wieder mit dem Schreiben beginnen.
bm: Was ist für Dich in einem
Song wichtiger? Die Worte oder die Musik?
BJT:
Worte, definitiv. Mit den Worten erzählst Du die Geschichte. Die Musik kann
diese Geschichte fröhlich oder traurig untermalen.
bm: Hast Du einen bestimmten
Song, der all Deine Talente am besten zeigt?
BJT: Eigentlich nicht. Ich habe soviele Emotionen, die ich in meinen Songs verarbeiten
will. Mein Talent besteht gerade darin, dass ich einen Song, egal aus welcher
musikalischen Sparte, anhören und sogleich singen kann. Ich glaube nicht, dass
ich meine Talente auf einen einzigen Song reduzieren könnte.
bm: Welches Image willst Du
Deinem Publikum vermitteln?
BJT: Ich will das Image einer Entertainerin
aufbauen. Viele Leute glauben, dass, wenn Du in einer bestimmten Sparte aktiv
bist, Du Dich nicht in andere Bereiche wagen darfst. Stimmt für mich nicht. Ich
liebe Musik im weitesten Sinn und möchte diese Musik auch vermitteln. Warum
nicht mal experimentieren.
bm: Was für Musik hörst Du
Dir privat zu Hause am liebsten an?
BJT: Country. Ehrlich. Aber auch gemischte
Alben aus den sechziger und siebziger Jahren aus den Sparten Pop oder Rock.
bm: Du lebst nun seit über
10 Jahren in der Musikszene Schweiz, und seit einigen Jahren auch in der Country-Szene. Viele Country-Musiker
beklagen sich über rückläufige Auftrittsmöglichkeiten. Was müsste sich nach
Deiner Meinung ändern, um die Country Szene wieder zu beleben?
BJT:
Arbeiten statt klagen, das ist mein Motto. Ich bin in der glücklichen Lage,
dass mir meine Auftritte den Lebensunterhalt finanzieren. Allerdings muss ich,
um einen Auftritt zu erhalten, wesentlich mehr Aufwand betreiben als früher.
Die Anzahl Gruppen, welche Du als Veranstalter buchen kannst, hat sich durch
das Internet vervielfacht. Ich kenne Veranstalter, die buchen eine Gruppe, weil
sie eine ansprechende Homepage hat. Damit erhöht sich Deine „Konkurrenz“ und
somit liegt’s an Dir und Deinem Engagement, wie gut’s Dir geht. Viele Leute beklagen sich, dass es schlecht
läuft…und warten auf den nächsten Gig. So funktioniert’s
nicht. Wie überall, steckt auch hier harte Arbeit hinter dem Erfolg.
bm: Was tust Du heute dafür,
dass der Act
BJT: Mich anpassen und weiter entwickeln.
Ich stelle fest, dass ich anstatt meine Setlisten durchzuspielen, an Auftritten
vermehrt auf die Publikumswünsche eingehen muss. Warum nicht? Also stelle ich
sicher, dass ich die aktuellen Songs aus den Charts kenne und singen kann. Ich
muss flexibel bleiben, wenn ich mich auch künftig in diesem Geschäft behaupten
will.
bm: Was wünschst Du Dir für
Deine Zukunkt im privaten Bereich?
BJT: Meine heutige Gesundheit erhalten zu
können. Als Kind war ich einige Zeit krank und auf den Rollstuhl angewiesen.
Gemäss den Ärzten bleibt der Auslöser dieser Krankheit für immer in meinem Körper.
Durch aktiven Sport habe ich die Krankheit besiegt. Einen möglichen erneuten
Ausbruch kann ich nur verhindern, in dem ich gezielt an meiner Fitness arbeite.
Bisher hat’s funktioniert und ich tue alles, damit das so bleibt. Ein weiterer
Wunsch wäre, dass ich näher bei meiner Tochter sein kann. Sie ist 24 Jahre alt
und lebt in Texas. Vielleicht zieht sie irgendwann auch mal in die Schweiz.
Ansonsten bin ich wunschlos glücklich.
bm: Wenn Du ein Interview
mit
BJT:
Hmm…keine Ahnung. Wir haben alle wichtigen Punkte
angesprochen.
bm: Dann bedanke ich mich
für das Gespräch.