Interview mit Django Walker, Copperas Cove, TX, 2011

© June 2011 / Bruno Michel

 

Django Walker (30) ist der Sohn des berühmten Komponisten und Sängers, Jerry Jeff Walker. Genau wie sein Vater, der Millionen-Seller wie „Mr. Bojangles“ (1968) schrieb, ist Django Walker seit seiner Teenager Zeit vom Songwriter-Virus befallen. Django und seine Band spielen genau so stilsicher vor 20‘000 Zuhörern an einem grossen Festival wie in einem kleinen Club mit gut 100 Besuchern.

Er ist ein äusserst sympathischer Künstler, der sich für seine Fans Zeit nimmt, immer bereit für ein Foto oder einen Schwatz. Und er hat es geschafft, nicht im Schatten seines Vaters berühmt zu werden, sondern seinen eigenen Stil zu entwickeln und zu pflegen. Dafür lieben ihn seine Fans.
Spätestens seit der Texas / Nashville Star Pat Green vor Jahren Walker’s Titel “Texas On My Mind” aufgenommen hat, ist Django Walker überall im Gespräch.

Anlässlich seines Auftritts am 2nd Texas Music Jam in Copperas Cove, TX, hatte ich Gelegenheit für ein Gespräch mit Django Walker.

Bruno Michel: Django, du hast im Alter von sechzehn Jahren den Song “The Road You Chose” geschrieben. War das der Moment, wo du mit dem Musik-Virus infiziert wurdest?

Django Walker: Hundertprozentig. Ich schrieb den Song und ging mit meinem Vater auf Tour an der Westküste. Wir spielten überall, von Portland, Oregon bis San Diego, Kalifornien. Jeden Abend liess er mich den Titel auf der Bühne singen. Ich merkte, was das Lied für einen Einfluss auf die Leute hatte und wusste, dass ich künftig Lieder schreiben wollte, die dem Zuhörer etwas geben. Und das mache ich seither.

Fünf Jahre später kam dein Debut-Album “Down The Road”. Darauf war der zwölfte Song “Texas On My Mind”, welcher von Pat Greenaufgenommen und zum Hit gemacht wurde. Welche Seite ist stärker in dir: Der Sänger oder der Liedermacher?

Der Liedermacher. Ich liebe es, zu singen. Es macht mich glücklich und alles. Aber noch mehr liebe ich es, selbstgeschriebene Titel zu singen. Es gibt ohne Song keinen Sänger. Wo wäre Tom Petty ohne „Mary Jane’s Last Dance“ oder Bruce Springsteen ohne „Atlantic City“? Es ist der Inhalt des Songs, die Melodie, welche die Leute bewegt – Sänger und Zuhörer gleichermassen. Genau das mag ich.


Die meisten Künstler bekannter Eltern sagen mir, dass sie ihre Karriere eigenständig und nicht im Schatten von Vater oder Mutter aufbauen wollen. Wie stehst du zu dieser Aussage?

Dem stimme ich zu. Aber gleichzeitig mag ich, was mein Vater macht. Er ist ein grossartiger Liedermacher mit einem Supertalent. Ich bewundere ihn. Daher versuche ich, wenn immer möglich mit ihm zu spielen. So vier bis fünf Mal pro Jahr machen wir das. Er ist mein Vater und wir haben den gleichen Beruf. Zudem haben wir eine Menge Spass zusammen. Trotzdem halten wir diese Auftritte in Grenzen, damit die Leute nicht denken, ich sei nur in seinem Fahrwasser erfolgreich.


Also hängt ihr auch sonst gelegentlich zusammen herum?

Absolut, wann immer es geht. Er ist ein Supertyp.


Du warst auf dem Weg zum professionellen Basketball-Spieler. Wäre Django Walker heute ein Sport-Idol, wenn er nicht Musiker wäre?

Nein. Darum hab ich ja aufgehört. Ich war Halbprofi in England. Und dann habe ich die Profis dort gesehen. Die waren noch nicht mal auf NBA Niveau und schon sooo viel besser als ich. Also habe ich entschieden, dass ich in der Musik mehr bewegen kann. Gelegentlich bereue ich das, aber es ist okay so. Ich spiele nach wie vor ab und zu Basketball.

Du wirst dieses Jahr 30. Wie hat sich das Musikgeschäft in den 15 Jahren seit deinem Anfang verändert?

Selbst hier in Texas ist es viel mehr zum Geschäft geworden. Als wir anfingen, gingen wir einfach auf Tour, spielten wo wir konnten und hatten jede Menge Spass dabei. Heute geht es mehr um Medienpräsenz, Marketing und Strategie-Pläne. Pat war der Katalysator für unsere Generation von Texas Musikern.


Du sprichst von Pat Green. Der hat aber auf der andern Seite viele seiner Texas Fans verloren, als er in den Mainstream und nach Nashville wechselte.

Weisst du, ich lebe nun schon eine Weile dort. Du hast recht, es gibt diese weniger schöne Seite von Nashville. Aber dann gibt es eben auch diese Unmengen von super talentierten Songschreibern und Sängern, die einfach nur grossartige Musik machen wollen. Darum liebe ich es, dort zu sein. Das ist die wirklich coole Seite an Nashville.

Was also bräuchte es, damit Django Walker in den Mainstream wechselt, nur um berühmt zu werden?

Hoffentlich nichts. Ich würde mich freuen, wenn möglichst viele meiner Songs von möglichst vielen Künstlern aufgenommen werden, egal aus welcher Ecke die stammen. Solange es gut klingt und die Leute anspricht gibt es keine Schubladen und Genres, sondern einfach nur grossartige Musik.

Dein aktuelles Album ist eine 6-Song-EP mit dem Titel “1st Semester”. Warum folgst du dem aktuellen Trend, kürzere Alben zu veröffentlichen?

Ich denke, EPs haben eine stärkere Aussagekraft. Machmal hast du sechs supergute Lieder, aber einfach nicht genug für ein volles Album. Also warum weitere Titel wählen, die zwar auch gut sind, dich aber nicht vom Hocker hauen, nur um ein Album zu füllen? Bring lieber die sechs tollen Songs unter die Leute und wenn du weitere sechs tolle beisammen hast, kommt eben wieder ein Album.


Ich mag besonders “Girl Down In Texas” auf dieser Scheibe. Was hat dich zu diesem Song gebracht?

Der wurde von Patrick Davis und Jack Ingram geschrieben. Patrick hat mir den Titel vorgespielt und er hat mich beeindruckt. Ich habe hier in Texas jemanden mit blauen Augen und schwarzen Haaren, also konnte ich mich mit dem Song identifizieren. Es gibt noch einen Titel auf der EP, „Young Enough To Run“, den ich übernommen habe. Auch der ist stark in seiner Aussage.


Wie möchtest du in den Geschichtsbüchern der Musik vermerkt werden?

Einfach als einer, der gute Musik gemacht hat. Das ist schon alles.


Wenn du ein Interview mit Django Walker führen müsstest, welche Frage stellst du ihm, die ich nicht gestellt habe?

Hmm, Vielleicht, warum ich manchmal so ein Kindskopf bin (lacht). Es ist echt lustig. Wir spielen und wollen einfach nur Spass haben. Da kommen plötzlich Leute auf mich zu und fragen, ob sie mit mir auf ein Foto dürfen. Ich sage „klar“ und weiss eigentlich gar nicht, warum sich überhaupt jemand mit mir fotografieren lassen will. Ich hab einfach Spass an dem, was ich mit den Jungs hier mache und verstehe manchmal nicht, warum ich plötzlich berühmt sein sollte.


Vielen Dank für das Gespräch.