Vorschau
auf das 21. Int. Country Music Festival im Schützenhaus Albisgütli
Mit über zehn Premieren im Programm sollte dem Country Music Liebhaber dieses
Jahr die Auswahl seiner Albisgütli Besuche besonders
leicht fallen – oder auch nicht. Für Untentschlossene
seien deshalb hier diese Premieren kurz vorgestellt.
Dabei
erlaube ich mir, die Vorstellung von Toni Vescoli weg
zu lassen. „Unseren“ Toni dem Schweizer Publikum vorstellen zu wollen hiesse,
Wasser in den Rhein oder Bier nach München zu tragen. Seit den frühen 60er
Jahren begleitet er die meisten Schweizer musikalisch während einer oder allen
Phasen ihres Lebens.
Mit
fünf der Premieren Acts werde ich Interviews führen. Zusätzlich
werde ich mit Sarah Jory diskutieren, was sich in den
sechs Jahren seit unserem letzten Gespräch verändert hat und mit BR549
hoffentlich jenes Gespräch führen können, das ich vor zwei Jahren wegen
geschäftlichen Terminen ausfallen lassen musste.
Doch
nun zu den Vorstellungen.
Jolie Edwards
Am
4. und 5. Februar kommt mit Jolie Edwards eine
Sängerin zu Gast, die im Alter von zehn Jahren beschloss, Sängerin zu werden.
Sie hatte bisher zu Hause in Omaha, NE, nur für sich
oder Mutter gesungen. Eines Tages stellte sie hinter verschlossener Tür einigen
Freunden ihrer Mutter – die vor dieser Tür bleiben mussten – einen Song vor.
Darauf hin sagte sich die junge Dame „Wenn ich Leute zum Weinen bringen kann,
bringe ich sie vielleicht auch zum Lachen.“ Sie begann, an lokalen Talent
Wettbewerben teilzunehmen, spielte in Bands und brachte so die restlichen
Schuljahre hinter sich.
Nach ihrer Heirat hängte sie die Singerei für zwei Jahre an den Nagel. So
lange, bis ihr Mann meinte, dass sie vielleicht noch glücklicher sein würde,
wenn sie wieder raus auf die Bühne käme. Sie gab ihm recht,
machte Fotos, begann sich nach Gigs umzusehen. Da sie keine Band mehr hatte,
besorgte sie sich eine 24-Kanal Soundmaschine und pries sich als Solokünstlerin
an. Sie nahm einige ihrer selbst geschriebenen Songs auf und begann, die
Türklinken von Studios und Plattenfirmen zu polieren.
Eines
der Studios, die sie besuchte war das Church
Studio – früher Leon Russell’s Tulsa Studio und heute im Besitz von Steve Ripley von den Tractors. Er verschaffte ihr einige Kontakte im Business und
so gelangte sie zu Dreamworks, wo sie 2001 als
Leadsängerin von Jolie & The Wanted eine
CD realisierte. Danach gings zu Warner Brothers. Seit
kurzer Zeit liegt nun unter ihrem vollen Namen das Debutalbum
Livin’ Proof vor.
Monika
Miller und Kelli Trottier
Die
Schweizerin Monika Miller wuchs in Grindelwald auf
und erlebte die Zeiten des grossen Grindelwald
Festivals direkt und live. Die Schwester brachte von Amerika Reisen einige CDs
mit nach Hause und der Virus war gesetzt. Monika war Mitglied des Chors Children of Grindelwald,
der international und mit der Sängerin Rattlesnake
Annie Erfolge feiern konnte. Danach spielte sie bei der lokalen Band City Dump und wurde später von Karl
Guntern entdeckt. Die Formation Monika
Miller & Band war bald geboren. Monika gewann 2003 die CMFS New Talent Show.
Daddy’s Little Girl, so der Name ihrer aktuellen CD, kommt aus Kanada. Kelli
Trottier ist Fiddle-Virtuosin
und Steptanz Jurorin in einem. 1984 gewann sie ihre
erste Fiddle Meisterschaft und setzt sich seit dem
hohe Ziele für ihre musikalische Karriere. Sie tourte mit der Band von Bobby Lalonde während über sechs Jahren durch Nordamerika und
Europa und war somit auch schon in der Schweiz am Festival in Worb zu Gast. Ihr
Talent wird sie auch künftig weit bringen. Dreimal war sie schon als Fiddle
Player of the Year von der Canadian Country Music Association nominiert.
Clelia
Die
gebürtige Australierin Clelia eröffnet die zweite Albisgütli
Woche am 15. Februar im Vorprogramm von Buffalo C. Wayne.
Ihr
erstes Album, Colors,
das Ende 2003 erschien, zeigt das breite Spektrum der Sängerin, die im Alter
von sieben Jahren in die Westschweiz auswanderte. Sie singt seit Kindesbeinen
und begleitete zusammen mit dem Kinderchor der Kathedrale Genf den berühmten
Ivan Rebroff während seiner Weihnachtstournee. Ob
Rock, Blues, Country oder Folk, Clelia lässt sich nicht auf einen bestimmten
Musikstil fixieren. Sie fühlt sich von den Eagles
genau so inspiriert wie von Shania Twain oder Wynona. Obwohl sie selber meint, Ihr grösster Fehler sei
blond zu sein, wird ihre interessante Stimme gepaart mit der sympathischen
Erscheinung das Publikum überzeugen.
Ken
Mellons
Er
singt seit er denken kann, und wohnt seit dem dritten Lebensjahr in Nashville. Ken
Mellons war Schuh- und Teppichverkäufer, half im Gemischtwaren Laden aus, alles
nur, um sich die nächsten Demos finanzieren zu können und irgendwann einen
Plattenvertrag zu ergattern. Mellons hat alle Höhen und Tiefen der Nashville
Szene durchlebt.
Sein
grosses Vorbild, Keith Whitley, schrieb ihm einst
eine Widmung auf den Deckel einer Popcorn Tüte: „Sing weiter, gib nicht auf“,
hiess es da. Und Mellons gab nicht auf. Sein Debutalbum
Ken Mellons im August 1994 brachte
ihm den bisher einzigen Top Hit mit Jukebox Junkie.
Die Scheibe Where Forever Begins
folgte ein Jahr später, aber sie konnte nicht mehr an die Erfolge der
Vorgängerin anknüpfen. Danach war es fast zehn Jahre still um Ken Mellons –
abgesehen von einem Best-Of-Album
– bis letztes Jahr, wieder im August, die Produktion Sweet erschien. Mit ihr hofft
Ken, an frühere Erfolge anknüpfen zu können.
Mit
Ken Mellons wird traditioneller Honky Tonk Sound durch die Gütli-Halle
hallen und wohl auch deshalb hat ihn Albi Matter gleich für die zwei Abende des
16. und 17. Februar verpflichtet.
Linda Jacob
Die
24jährige Linda Jacob nennt als ihre musikalischen Einflüsse Alison Krauss, die
Dixie Chicks, Sheryl Crow und – Metallica. Seit 1999
ist die Formation rund um die attraktive Sängerin, die ihre Haarfarbe eindeutig
häufiger wechselt als ihre Bandmitglieder, aktiv und tourt kreuz und quer durch
Europa. Ihre neueste CD Dark
wird sie am 19. Februar im Albisgütli sicher im
Gepäck haben.
Silverwood
Das
Albisgütli ist wohl das letzte grosse Festival in
Europa, an dem Silverwood noch nicht gespielt haben. Bereits 1999 habe ich die
Truppe um die sympathische Sängerin Miruna interviewed, als die Band im Little Joe’s in Siebnen
auftrat. Seit jenen Anfängen ging es stetig aufwärts mit Silverwood.
Im
August 2004 kam mit ihrem neusten Album, My
Side Of Town, bereits die dritte Scheibe der Band. Allerdings ist das
frühere Live-Album nie im Handel
erschienen, sondern wurde ausschliesslich über Bandkontakte verkauft. Die
Strategie war, sich bei der Entwicklung eines Nachfolgers nicht hetzen zu
lassen, den Fans aber trotzdem die lang erwartete Nachfolgeproduktion zu geben.
Mit ein Grund für die langen Entwicklungszeiten ist
der Perfektionsdrang der Gruppe sowie die Tatsache, dass fast ausschliesslich
eigene Songs eingespielt werden.
Und
der Aufwand lohnt sich für Silverwood. Dem ersten Award
1998 als Beste Newcomer Band folgten
seither nicht weniger als dreizehn weitere Auszeichnungen.
Two Tons Of Steel
Diese
Jungs aus Texas lassen die Post abgehen, dass dem Albisgütli
Saal danach einige Nägel in den Balken fehlen werden. Persönlich erlebt habe
ich diesen Stahlhammer im 2002, als sie als Vorgruppe von
Seit 1991, als sie in
kleinen Clubs mit gemeinsamen Auftritten begannen, baut die Band ihr Image
laufend aus. Seit 1997 nennen sie sich Two Tons Of
Steel und der Name wird ihrem Sound definitv
gerechter als der alte Name Dead Crickets.
Sie traten mit Grössen wie Dwight Yoakam,
Jerry Lee Lewis, Rodney Crowell, Asleep
At The Wheel oder Toby Keith auf. Und machten sich weit über Texas hinaus einen
Namen.
In der Country Music Hall of Fame
in Nashville läuft sechs mal täglich ein Video über
den Einfluss texanischer Stars auf die Country Music. Dort werden Willie Nelson, die Dixie Chicks
und Two Tons Of Steel in einem Atemzug genannt und
gezeigt.
Das Billboard Magazine nannte den Leadsänger einen
Gitarren- und Hüftschwingenden Showman. Der Sound der Band ist – zumindest in
deutscher Sprache – dem Namen des Leadsängers
ebenbürtig. Der Junge heisst Kevin Geil.
Matching Ties
Zur Truppe um den
Amerikaner Paul Stowe und den Engländer Trevor Morriss (yep, 2 „s“) gesellten
sich der Italiener Claudio Della Penna und der
Münchner Obi Barthmann und bildeten Matching Ties. Und es passen
nicht nur die Krawatten der Band zusammen. Jeder der Musiker hat seine eigene
Karriere und sein Wissen als Background in die Bluegrass
Formation eingebracht. Sie spielen aber auch Blues, Folk Music und modernere Newgrass Titel. Ein geschmackvoller Einstieg am 25. Februar
auf
Alecia Nugent
die mit zwei
Auftritten am 24. und 25. Februar das Publikum erfreuen wird. Am besten
umschreibt Legende Carl Jackson, was wir von Alecia Nugent erwarten können: „Ich hatte die Ehre und das
Privileg mit einigen der grössten weiblichen
Künstlerinnen aller Zeiten wie Emmylou, Dolly, Linda, Rhonda, Alison und…Alecia aufzutreten. Ja, sie verdient es ebenfalls, nur
schon an ihrem Vornamen erkannt zu werden.
Alecia stammt
aus Hickory Grove in
Mit Alecia erhält die Bluegrass Szene
eine weitere vielversprechende Botschafterin, die
dringend beötigt werden, um diese Musik vom
Hinterwäldler Image, das ihr immer noch in den Köpfen vieler unwissender
„Musikexperten“ anhaftet, zu befreien.
K.C.
Williams
Zuhause in Milwaukee,
WI, war die Hölle los. Vierzehn Kinder tobten durchs Haus der Familie. K.C. Williams
war die Nummer elf. Eine lokale Radiostation veranstaltete einen Songwriter Wettbewerb und K.C. nahm daran teil. Er hat
seine Wurzeln in der Gospel Musik, was seinen Songs ein spezielles Timbre
verleiht.
Eigentlich „entdeckt“
wurde Williams von Tim McGraw, für den er am 95. Geburtstag von Harley Davidson
ein Konzert eröffnete. Tims Bandmitglieder Darran
Smith und Denny Hemingson
halfen, K.C.’s Alben City Boy und Without A Doubt zu produzieren.
Ab und zu half McGraw’s Schlagzeuger, Billy „Thunder“
Mason, bei K.C. aus, aber McGraw riet ihm, seine eigene Band zu gründen. So
wurden The Big Dawgs
aus der Taufe gehoben. In Europa tourt Williams
allerdings mit seiner hiesigen, siebenköpfigen Tourband, die von Freund und
Schlagzeuger Chris Maldener aus Deutschland
zusammengestellt wurde. Am 3. und 4. März stellt uns K.C. seine Musik vor.