Es
war vorbestimmt. Als das Country Music Business, angetrieben von einer Mixtur
aus soliden, traditionellen und aufregenden, neuen Stilelementen, explodierte,
gab es einige begabte Talente, die beide Seiten erfolgreich kombinierten.
Jeder, der diese Musik immer noch kategorisieren wollte, sass da mit der
einzigen Kategorie der Country Music, dass die Fans schon immer angezogen hatte : Real.
Damit
wären wir bei Tammy Graham, bei Little
Miss Jerry Lee Lewis, deren Erfolg ebenfalls vorbestimmt ist. Getauft nach
einer Country-Legende – ihre Mutter mochte deren
Sound – und im Alter von drei Jahren, begann Tammy Wynette
Graham auf dem Klavier herumzuspielen. Mit acht Jahren brachte sie in der
Kirche die Leute zum aufstehen mit ihrer Version von I‘ll Fly Away. Tammy
erinnert sich : „Ich hab den Song ziemlich verrockt,
ich denke die Zuhörer waren noch nicht ganz bereit für diese Version.“
Ein
Jahr später gewann sie lokal und regional den Imperial Miss Arkansas Talentwettbewerb. Ihr erster „Job“ war das
Demospielen von Pianos in einem Geschäft in der North Little Rock Mall und mit dem Geld aus dem Trinkgeldtopf kaufte sie
sich einen Riesenteddy aus einem Spielwarengeschäft in diesem Einkaufszentrum.
Harold
Bradley, der legendäre Session Musiker, der mit Patsy
Cline, Loretta Lynn, Kitty Wells und andern gespielt
hatte, ermutigte sie, nach Nashville zu ziehen. Sie verbrachte ihre ersten Teenie-Jahre mit Auftritten als Little Miss Jerry Lee Lewis auf Anlässen der Music Row. Mit 14 Jahren tourte sie mit ihrer eigenen Band : Ihre Eltern, drei weitere Bandmitglieder und sie
selbst. „Wir hatten eine grossartige Zeit und ich habe viel gelernt. Für nichts
in der Welt möchte ich diese Erfahrungen missen“, sagt sie heute. Die grosse
Karriere im Blick, war der nächste logische Schritt der Umzug nach Las Vegas.
„Zuerst
war‘s hart“, erinnert sich die junge Sängerin. „Ich
war 17, also zu jung, um in die Casinos reinzukommen,
machte folglich bei einem Talentwettbewerb in einem der Clubs mit.“ Sie gewann
13 Wochen Aufenthalt. „Wir lebten mehr oder weniger von meinen kleinen Gagen.
Ziemlich hart, aber die Familie hat mich sehr unterstützt. Sie glaubten einfach
an mich.“ Und wie‘s so schön heisst
: Talent wird einen Weg finden. Der Glaube ihrer Familie in Tammy‘s Talent zahlte sich aus. Sie wurde für‘s Caesar Palace gebucht und begann eines der längsten,
ununterbrochenen Engagements einer Artistin in Las Vegas.
Unvermeidlich,
dass Tammy‘s Erfolge in Las Vegas sich in Nashville
herumsprachen. Tim DuBois, Präsident von Arista/Nashville flog nach Vegas zu
einer ihrer Shows. „In dem Moment, als Tammy die Bühne betrat“, erinnert er
sich, „schien die Welt anzuhalten und aufzupassen, was nun passiert. Ich wusste
sofort, dass Tammy eine spezielle Art hatte, sich mit dem Publikum zu
verbinden.“ DuBois nahm Tammy beim Schwesterlabel Career Records unter Vertrag und stellte
ihr den erfahrenen Produzenten Barry Beckett zur Seite.
Ihr
erstes Album Tammy Graham enstand. Mit I Stopped Lookin‘ geht‘s los. Tammy meint : „Ich denke, für jeden Menschen gibt‘s auf dieser Welt einen Partner. Du brauchst nicht zu
suchen. Wenn Du ihn triffst, weisst Du einfach : Das
ist er.“ Ihre Verbundenheit mit der Country Music und ihre tiefe Achtung vor Patsy Cline‘s Musik treten
deutlich hervor bei Old Heartaches und Tell
Me Again. „Ich habe
viele verschiedene Musikstile gesungen, aber es zieht mich immer wieder zurück
zur Country Music. Tell Me Again ist Country, das bin
ich und darum ist es auch meine erste Single-Auskoppelung. Einfache Songs
berühren die Leute. Ich glaube, Patsy Cline wusste das, und darum war sie so einmalig. Songs sind
wie kleine Ausschnitte aus dem Leben : Wenn‘s zu kompliziert wird, schalten viele Leute ab. Gute
Country Songs sind heute schwer zu finden. Ich bin glücklich, dass ich sie
aufnehmen durfte.“
Keiner
weiss besser, was einen klassischen Country Song ausmacht, als der legendäre
Bill Anderson. Von seiner Zeit als dauernder Sieger der Kategorie Songwriter of the Year
bis hin zu kürzlichen Hits, hat er mehr als nur
seinen Teil zur Country Music beigetragen. Gerade rechtzeitig zu den Aufnahmen
hat er den Song More About Love fertiggestellt. „Sie ist so erfrischend“, sagt „Whisperin‘ Bill“ über seine junge Kollegin. „Du siehst
heute so viele „gemachte“ Country-Künstler. Sie hat
nichts von dem. Was Du siehst ist, was Du kriegst. Sie ist real.“
Tammy
nennt keinen Favoriten aus ihrem Album, aber A Dozen Red Roses kann sehr wohl als Herz
dieser Produktion gelten. In diesem Song geht es um die Liebe eines früh
verstorbenen Vaters zu seiner Tochter. Durch die Liebe nimmt er an ihrem
Hochzeitstag „Kontakt“ auf. Tammy erinnert sich, dass es schwierig war, diesen
Song aufzunehmen. „Jedesmal wenn ich einen bestimmten
Part singen sollte, musste ich schlucken und meine Tränen zurückhalten. Mein Dad ist gesund und munter, aber ich musste einfach über die
bedingungslose Liebe nachdenken, all die Opfer, die Eltern für ihre Kinder
bringen, alles was gute Eltern ausmacht.“
Tammy Graham ist mehr als das eindrucksvolle Erstlingswerk einer
jungen Künstlerin. Es ist der Beweis dafür, dass Country Music lebt und das ab
und zu ein Künstler aus der Masse emporsteigt, der begabt genug ist, diese
Musik gemischt mit einem modernen Flair zum Publikum zu bringen.