Review 10th Swiss Alps Country Music Festival in Grindelwald

© August 1994 / Bruno Michel

 

Zwölf Prozent der Talbevölkerung war auch an diesem Wochenende wieder im Einsatz, um die 10. Ausgabe des bereits legendären Swiss Alps Country Music Festivals zu unterstützen. Über 400 Helfer aus 18 Ortsvereinen sorgten für einen reibungslosen Ablauf.

 

Bereits tagsüber war auf dem Gelände viel Betrieb bei strahlendem Wetter. Zwischen all den fröhlichen Menschen tauchte immer wieder ein humpelnd an Krücken gehender Mann auf, dessen Gangart bei den Eingeweihten allenthalben für hämisches Grinsen sorgte. Es war kein Geringerer als OK Mitglied Martin Konzett, Hotelier im Weissen Kreuz. Er hatte sich im Urlaub in Spanien als Torero versucht - erfolglos für ihn, siegreich für den Stier. Böse Zungen behaupteten allerdings, es habe sich mehr um eine Art Kalb gehandelt, welches Martin so zugerichtet habe. Wer den Schaden hat, braucht für Spott nicht zu sorgen, speziell, weil Martins Frau das alles auch noch auf Video gebannt hatte.

 

Das neue OK

 

Wichtig war dieses Jahr die Präsentation des neuen Organisations Komitees, welches ich hier kurz vorstellen will:

Samt und sonders also junge, aufgestellte Leute, die den Anlass am 17. Juni 1995 unter neuem Namen als 11th Swiss Alps Country Fun Fair organisieren werden. Andreas Kaufmann erklärte, dass die grösste Motivation, weiter zu machen, darin bestand, dass sie den sehr renommierten Namen Swiss Alps übernehmen durften. Zudem sei ihnen von den Dorf Vereinen die Mitarbeit auch weiterhin zugesichert worden. Ebenso werde Hauptsponsor Villiger Cigars ihnen weiterhin das Vertrauen schenken und sie in gewohnt toller Art unterstützen. Kaufmann weiter: "Wir werden im Rahmen unserer Möglichkeiten diejenigen Bands verpflichten, welche zum jeweiligen Zeitpunkt aktuell sind und di traditionell-moderne Stilrichtung verfolgen. Nebst qualitativ hochstehender Country Music werden wir versuchen, dem Fest drum herum etwas mehr Gewicht zu geben.

Tom Stettler, der bisherige OK Präsident, wünscht dem neuen Team von Herzen alles Gute und dass es ihnen gelingen möge, auchweiterhin gute Stars nach Grindelwald zu bringen. Country Prominenz der Spitzenklasse war ebenfalls angetreten, um dem alten OK seinen Dank auszusprechen. Jeff Green, International Director der CMA, beglückwünschte in deutscher Sprache das bisherige Team zu seinen Erfolgen und überreichte zusammen mit Fritz Portner eine Gedenktafel.

 

 

Die Bands

Der Konzert Abend wurde eröffnet von City Dump, der lokalen Country Band, die in den letzten Jahren enorme Fortschritte gemacht hat. Mit ihrem Freund Peter Ammatter haben sie nun auch ein Schwyzer Örgeli in der Band. Dieses Instrument scheint in der Schweizer Country Szene doch noch Furore zu machen. Bereits beim dritten Song, einer Eigenkomposition mit dem Titel Swing To Dallas, war die Halle zu zwei Dritteln gefüllt. Die Vorstellung der Berner Oberländer Band war derart erfolgreich, dass sie zu einer Zugabe herausgeklatscht wurden, für einen lokalen Opening Act an einem internationalen Festival ein eher seltenes Ereignis.

Buddy & The Ghostriders traten dann in ihrer bekannt rockigen Art auf. Eine lustige Einlage bot Buddy, als er den Folsom Prison Blues mit einem M.C. Hammer Showblock garnierte. Country ist eben weltoffen. Für die Gruppe war es übrigens der erste Auftritt an einem der Schweizer Renommier-Festivals und vor so grossem Publikum. Er hat sich bestens geschlagen.

Beinahe schon traditionell ist der Auftritt von Songwritern als Surprise Acts während der Umbaupausen. Diesmal war es das Duo John & Rebecca Starr, die einige Songs zum besten gaben.

Country Gentleman Jeff Turner funktionierte seinen Auftritt zu einer Art Wunschkonzert fürs alte OK um und spielte sich durch sein Repertoire der letzten zehn Jahre. Es fiel auf, dass der Sound zu diesem Zeitpunkt sehr angenehm war und durchaus in vertretbarer Lautstärke. Dies sollte sich im Laufe des Abends ändern.

Der Headliner des ersten Grindelwald Festivals von 1985, Bobby Bare, zog mit seinen stimmungsvollen Balladen vor allem die traditionell eingestellten Country Fans in seinen Bann. Anfänglich hatte der grössere Teil des Publikums etwas Mühe, die ruhigen Songs entsprechend zu würdigen. Als Bare dann allerdings zu seinen Klassikern wie Marie Laveau, Detroit City oder 500 Miles griff, wurde auch ihm der gebührende Applaus geschenkt.

Carlene Carter, Stieftochter von Johnny Cash und Tochter von June Carter Cash war der Abräumer des Abends. Mit ihrer quirligen, spritzigen und äusserst lebendigen Show gewann sie im Nu die Herzen der Fans. Nach den ersten paar Songs war sie dann auch Abräumer der andern Art: Zahlreiche Gäste verliessen die Halle, da die amerikanischen Tontechniker wieder einmal Lautstärke mit Qualität verwechselten und sämtliche Regler am Mischpult aus dem oberen Begrenzungsrahmen zu schieben versuchten. Schade um die wirklich guten Songs von Carlene. Aber allein schon ihre Aufmachung und ihre Ansagen sorgten für Stimmung. Jedenfalls habe ich den Song Jump The Chuckwagon noch nie mit der Ansage gehört: "The only two things in life you need is good food and good sex."

Die Grindelwaldner "Hausband" Colorado aus Schottland startete um 00.15 Uhr als letzter Act des Abends. Obwohl mit dem üblichen, schon dutzendfach gehörten Songmaterial präsent, hatten sie in kurzer Zeit das Publikum erobert. Die scherzhafte Aufforderung Jürg Hofers, bis drei Uhr früh durch zu spielen, ansonsten es sowieso keine Gage gäbe, war überflüssig. Colorado wollte kein Ende mehr finden. Andreas Kaufmann meinte beim Zuhören zu mir: "Diä Cheibe hei mer nid s'letschte Mal ghäbet". Es ist also zu erwarten, dass weiterhin Sonntag morgens ein Dudelsack und eine Gitarre die Bewohner des Gletscherdorfs aus dem Schlaf reissen. Wie es die Jungs allerdings schaffen, jedesmal wieder fit zu werden, ist mir ein Rätsel. Sie sollen am Vorabend des Konzerts den neuen OK Präsidenten Aschy Balmer um seinen gesamten Whisky Vorrat gebracht haben - und das hatten sie erst um fünf Uhr früh geschafft. Übrigens ist von den Schotten nächstens Neues zu erwarten: Wenn alles gut geht, erscheint noch 1994 eine neue CD, unter anderem mit drei Eigenkompositionen.

Die Zusammenfassung

Alles in allem ein gelungener Ausklang für die "alten" Organisatoren um Tom Stettler und Max Armbruster. Sie haben sich einen würdigen Abgang verschafft. Das neue OK präsentiert sich mit höchster Motivation für die kommenden zehn Festivals. Wir vom Country Music Club of Switzerland wünschen dazu viel Erfolg und gutes Gelingen. Wir werden euch auch in Zukunft die Treue halten.