Portrait
Suzanne Klee
Country
Music in der Schweiz wurde von zwei wichtigen Persönlichkeiten geprägt, lange
bevor es überhaupt eine „Szene“ und damit ein wichtiges Forum für diese Musik
in unserem Land gab. Bei den Herren ist dies Mr. Country,
Gleich
zwei Produktionen wurden im November 96 getauft. Sweet Nothin‘s, Suzanne‘s neues Album und My
Early Collection, eine Art Best-Of-Album. Wenn sich der Author nicht verrechnet hat, so ist damit der 16. Tonträger
von Suzanne Klee auf dem Markt. Aber eben dieser einheimische Markt war nicht
immer so aufnahmefähig wie heute. Vieles hat sich geändert, seit Suzanne 1976
mit dem Zürcher Radio Orchester eine deutsche Version des Songs I‘m Not Lisa aufnahm. Dieses Lied, 1975 der
einzige Nummer-1-Hit von Waylon Jennings‘ Ehefrau, Jessi Colter. Er wurde auch Suzanne‘s erste Country Single.
Vor
dieser Aufnahme standen aber Ende der 60er Jahre harte Zeiten in England.
Suzanne schlug sich mit zahlreichen Jobs in London durch. Detektivin für eine
Agentur zur Überführung ungetreuer Ehemänner, Beraterin für Einkäuferinnen
diverser Boutiquen in der Londoner Kings Road – als gelernte Textilfachfrau für
Suzanne wahrscheinlich die kleinere Herausforderung als der Detektiv-Job – und
anderem mehr. Ihre allererste Single nahm sie ebenfalls in London auf. Ein
gewisser Giorgio Gomelsky, seines Zeichens Manager
der Yardbirds, bei denen damals heutige Legenden wie
Eric Clapton, Jeff Beck oder Jimmy Page die Gitarre zupften, produzierte diese
Single. Auch bei ihrem ersten Promotion-Auftritt
befand sich Suzanne in guter Gesellschaft. Ein Mr. Stevie Wonder
testete am selben Ort, im In-Club Marquee, die Wirkung seiner ersten Single auf ein
Live-Publikum.
London
erwies sich aber im Folk- und Popsektor als Pflaster mit allzugrosser
einheimischer Konkurrenz. Der Country-Virus war
damals in England schon wesentlich häufiger anzutreffen als in unserem Land,
und so dauerte es nicht lange, bis Suzanne sich ebenfalls ansteckte und – nach
einem Zwischenaufenthalt in der Schweiz – sich 1977 zum Ausleben des Virus nach
USA absetzte.
In
Los Angeles traf sie auf den Produzenten, Sänger und Songwriter,
Harry Shannon. Der nahm sie nicht nur musikalisch unter seine Fittiche, sondern
auch gleich zur Partnerin und Ehefrau. Interessant dabei :
Getraut wurden Suzanne und Harry von ihrem Produzenten,
Eine
ganze Reihe beachtlicher Plattenproduktionen wurden als Folge der
Zusammenarbeit herausgegeben. Das amerikanische Publikum zeigte Interesse an
Suzanne, das Music Business ebenfalls, und so trat sie unter anderem als einzige
Schweizerin an Grossanlässen wie der Fan Fair oder der DJ-Convention
auf. Auch in der TV-Show von Ralph Emery war sie zu
Gast.
Da
sich Country Music mittlerweile auch den deutschsprachigen Ländern bei einem
breiteren Publikum zu etablieren begann, wurde man auch da auf die
„ausgewanderte Swiss Miss“ in den USA aufmerksam. So bestritt Suzanne einige
deutsche Fernseh-Shows, einige Konzerte und es reifte der Gedanke, nach Europa
zurückzukehren. Um so mehr, als die Beziehung mit
Harry Shannon sich mittlerweile wieder auf musikalische Kooperation
beschränkte.
Im
Winter 1989 traf sie aus dem warmen L.A. wieder in Zürich ein. Ihre alte Heimat
nahm sie mit offenen Ohren, Armen und mit Interesse auf. Wer aber glaubt,
Suzanne hätte ihr Comeback dem Zufall überlassen, liegt schief. Mit ihrer
bekannten „Power“ setzte sie sich multimedial in Szene und baute sich aus ihrem
Hobby – dem Malen von Katzenbildern – auch gleich ein zweites Standbein auf.
Mittlerweile sind ihre Katzen genauso begehrt wie ihre Platten und CD‘s.
Der
Titel des 1995er Albums Pure Power Woman charakterisiert Suzanne Klee am besten.
Selbständig war sie immer. Emanzipation ist für sie selbstverständlich. Doch
weil sie nach dem Lustprinzip lebt und arbeitet, ist
ihre bisherige Karriere eben auch nicht entsprechend geradlinig verlaufen.
Rückblickend beinhaltet Suzanne‘s Laufbahn aber
durchaus einen roten Faden, der mittlerweile und vorläufig in einem
beachtlichen Leistungsausweis endet.
Suzanne
Klee sagte einmal in einem Interview : „Ich werde
Singen, solange es mir Spass macht und ich das Gefühl habe, es hört noch einer
zu.“ Wer weiss, vielleicht ist der Titel ihres nächsten Albums Heading For The Next 20 Years. Wir wünschen es uns und ihr. Sollte sie sich
dennoch früher für ein Ende ihrer Sängerinnenlaufbahn entscheiden, so können
sie ihre Fans immer noch an dem Ort besuchen, den sie sich für später wünscht : „Eine Ranch in Kalifornien für den Lebensabend.“