Portrait Suzanne Klee

© January 1997 / Bruno Michel

 

Country Music in der Schweiz wurde von zwei wichtigen Persönlichkeiten geprägt, lange bevor es überhaupt eine „Szene“ und damit ein wichtiges Forum für diese Musik in unserem Land gab. Bei den Herren ist dies Mr. Country, John Brack. Und bei den Damen ist es die First Lady of Swiss Country Music, Suzanne Klee. Und daran hat sich auch heute, fast 22 Jahre nach Suzanne‘s erstem Bühnenauftritt, nichts geändert.

 

Gleich zwei Produktionen wurden im November 96 getauft. Sweet Nothin‘s, Suzanne‘s neues Album und My Early Collection, eine Art Best-Of-Album. Wenn sich der Author nicht verrechnet hat, so ist damit der 16. Tonträger von Suzanne Klee auf dem Markt. Aber eben dieser einheimische Markt war nicht immer so aufnahmefähig wie heute. Vieles hat sich geändert, seit Suzanne 1976 mit dem Zürcher Radio Orchester eine deutsche Version des Songs I‘m Not Lisa aufnahm. Dieses Lied, 1975 der einzige Nummer-1-Hit von Waylon Jennings‘ Ehefrau, Jessi Colter. Er wurde auch Suzanne‘s erste Country Single.

 

Vor dieser Aufnahme standen aber Ende der 60er Jahre harte Zeiten in England. Suzanne schlug sich mit zahlreichen Jobs in London durch. Detektivin für eine Agentur zur Überführung ungetreuer Ehemänner, Beraterin für Einkäuferinnen diverser Boutiquen in der Londoner Kings Road – als gelernte Textilfachfrau für Suzanne wahrscheinlich die kleinere Herausforderung als der Detektiv-Job – und anderem mehr. Ihre allererste Single nahm sie ebenfalls in London auf. Ein gewisser Giorgio Gomelsky, seines Zeichens Manager der Yardbirds, bei denen damals heutige Legenden wie Eric Clapton, Jeff Beck oder Jimmy Page die Gitarre zupften, produzierte diese Single. Auch bei ihrem ersten Promotion-Auftritt befand sich Suzanne in guter Gesellschaft. Ein Mr. Stevie Wonder testete am selben Ort, im In-Club Marquee, die Wirkung seiner ersten Single auf ein Live-Publikum.

 

London erwies sich aber im Folk- und Popsektor als Pflaster mit allzugrosser einheimischer Konkurrenz. Der Country-Virus war damals in England schon wesentlich häufiger anzutreffen als in unserem Land, und so dauerte es nicht lange, bis Suzanne sich ebenfalls ansteckte und – nach einem Zwischenaufenthalt in der Schweiz – sich 1977 zum Ausleben des Virus nach USA absetzte.

 

In Los Angeles traf sie auf den Produzenten, Sänger und Songwriter, Harry Shannon. Der nahm sie nicht nur musikalisch unter seine Fittiche, sondern auch gleich zur Partnerin und Ehefrau. Interessant dabei : Getraut wurden Suzanne und Harry von ihrem Produzenten, Steve Stone, der auch eine Priesterlizenz besitzt.

Eine ganze Reihe beachtlicher Plattenproduktionen wurden als Folge der Zusammenarbeit herausgegeben. Das amerikanische Publikum zeigte Interesse an Suzanne, das Music Business ebenfalls, und so trat sie unter anderem als einzige Schweizerin an Grossanlässen wie der Fan Fair oder der DJ-Convention auf. Auch in der TV-Show von Ralph Emery war sie zu Gast.

 

Da sich Country Music mittlerweile auch den deutschsprachigen Ländern bei einem breiteren Publikum zu etablieren begann, wurde man auch da auf die „ausgewanderte Swiss Miss“ in den USA aufmerksam. So bestritt Suzanne einige deutsche Fernseh-Shows, einige Konzerte und es reifte der Gedanke, nach Europa zurückzukehren. Um so mehr, als die Beziehung mit Harry Shannon sich mittlerweile wieder auf musikalische Kooperation beschränkte.

 

Im Winter 1989 traf sie aus dem warmen L.A. wieder in Zürich ein. Ihre alte Heimat nahm sie mit offenen Ohren, Armen und mit Interesse auf. Wer aber glaubt, Suzanne hätte ihr Comeback dem Zufall überlassen, liegt schief. Mit ihrer bekannten „Power“ setzte sie sich multimedial in Szene und baute sich aus ihrem Hobby – dem Malen von Katzenbildern – auch gleich ein zweites Standbein auf. Mittlerweile sind ihre Katzen genauso begehrt wie ihre Platten und CD‘s.

 

Der Titel des 1995er Albums Pure Power Woman charakterisiert Suzanne Klee am besten. Selbständig war sie immer. Emanzipation ist für sie selbstverständlich. Doch weil sie nach dem Lustprinzip lebt und arbeitet, ist ihre bisherige Karriere eben auch nicht entsprechend geradlinig verlaufen. Rückblickend beinhaltet Suzanne‘s Laufbahn aber durchaus einen roten Faden, der mittlerweile und vorläufig in einem beachtlichen Leistungsausweis endet.

 

Suzanne Klee sagte einmal in einem Interview : „Ich werde Singen, solange es mir Spass macht und ich das Gefühl habe, es hört noch einer zu.“ Wer weiss, vielleicht ist der Titel ihres nächsten Albums Heading For The Next 20 Years. Wir wünschen es uns und ihr. Sollte sie sich dennoch früher für ein Ende ihrer Sängerinnenlaufbahn entscheiden, so können sie ihre Fans immer noch an dem Ort besuchen, den sie sich für später wünscht : „Eine Ranch in Kalifornien für den Lebensabend.“