Vor
gut drei Jahren verkaufte sie ihren gesamten Besitz in den USA, liess ihren
mittlerweile 21jährigen Sohn zurück und zog mit ihrem Mann aus dem sonnigen
Kalifornien in die Schweiz. Ein solcher Entscheid – wer kennt nicht den
wettermässigen Unterschied zwischen den beiden Orten – braucht einen starken
Charakter und Mut. Beides Eigenschaften, welche
Mit
ihren 43 Jahren – sie ist stolz auf ihr Alter und hat keine Mühe damit, dass
man es nennt – versrpüht die attraktive Sängerin mit
jedem Wort, mit jeder Geste, Mengen von Energie. Diese Energie war immer schon
ein Teil von ihr und musste kanalisiert werden. Mit 6 Jahren begann sie zu
reiten und war bald an Rodeos in der typischen Girlsportart, dem Barrel Racing, zu sehen. Ihr war das zuwenig Action. Folglich
wurde sie eine der ersten Frauen in der Disziplin Team Roping.
Aufgewachsen
in Burbank, CA, etwa 10 Meilen nordöstlich von Los Angeles, hatte Jenny schon
als Kind Kontakt mit dem Showgeschäft. Ihre Eltern führten eine erfolgreiche
Agentur für Künstlervermittlung, Chartwell Artists, und brachten in den Sechziger Jahren Bands wie die
Beatles oder die Rolling Stones in die USA. Trotzdem dauerte es seine Zeit, bis
Jenny sich auch in eine eigene Karriere als Sängerin wagte. Den ersten
möglichen Plattenvertrag schmiss sie im Alter von 15, weil sie sich noch nicht
reif genug fühlte. Wie kam das ?
Als
Teen besuchte sie ein Internat in Gstaad. Dort schrieb sie in ihrer Freizeit
Songs für ihre Mutter und schickte ihr die Bandaufnahmen nach Hause. Mom spielte das Material einem befreundeten Produzenten
vor, und der war so begeistert, dass er über sein Londoner Büro einen Session
Termin organisierte. Jenny verliess die Schule einen Monat vorher, flog nach England,
ging ins Studio und… liess ihre erste Karrierechance platzen. Sie fühlte sich
nach dem Aufenthalt in der Schweiz nicht als Sängerin, sondern wollte zurück zu
ihren Pferden in Kalifornien.
Durch
die Rodeos, an denen sie teilnahm, kam sie zur
Country & Western Music. Jenny : „Wir waren
im Westen, also mehr „Western“. Nashville ist der „Country“ Teil, dort im
Osten.“ Auch mit einer weiteren Action-Sportart kam sie an den Rodeos ebenfalls
in Kontakt. Einige ihrer Roping-Kollegen aus der
Gegend von Los Angeles waren Stuntmen. So kam sie als Stuntwoman
zum Film Comes A Horseman.
Sie sprang von brennenden Gebäuden und stürzte drehbuchgemäss vom Pferd. Ihr
einziges Problem war, dass sie als Double von Jane Fonda etwas kleiner war,
also musste sie erhöhte Stiefel tragen, woran sie sich heute noch mit einem
Lachen erinnert. „Du hättest mich sehen sollen, ich bin mit diesen Stiefeln
herumstolziert wie ein Kranich.” Als dann ihr Kind zur Welt kam, fand sie diese
Arbeit zu gefährlich und konzentrierte sich wieder auf die Rodeos.
Bald
beschloss sie, sich nur noch um ihren Sohn zu kümmern. Als er zwölf Jahre alt
war, zog die Familie nach Nashville. Jenny arbeitete als Session Musikerin,
organisierte Backup Singers und überliess das Touren ihrem Mann, Willy Wainwright, der heute vielen Lesern als Spitzenfiddler
unter anderem aus Jennifer‘s Band bekannt ist. Auch
in den USA war er ein gefrager Musiker. Er tourte mit
Showgrössen wie Ricky van Shelton, Eddy Raven oder Patty Loveless.
Eines
Tages kam ein Anruf : „Der deutsche Sänger Peter
Hoffmann ist hier und produziert ein Album mit Elvis-Presley Songs. Er will
jemanden, der den Background Chor arrangiert.“ Jenny :
„Ich mag Elvis‘ Musik, also sagte ich zu. Die Zusammenarbeit klappte
hervorragend und Peter bat mich, ihn auf seiner Album-Promotion Tour in
Deutschland zu begleiten. Ich erklärte ihm, dass ich nicht toure, wegen meinem
Sohn. Peter überredete mich schliesslich doch. Also traf ich ein Arrangement
mit Willy. Er blieb zu Hause und ich ging für drei Monate nach Deutschland. Auf
dieser Tour hatten wir ab und zu nach den Auftritten Jam
Sessions. So bekam Peter mit, dass einige von uns
Country Music mochten. Er bat mich, in seiner Show einen 15-minütigen Country-Block einzulegen. Damit konnte ich meine Musik dem
europäischen Publikum vorstellen. Aus dieser erfolgreichen Tour wurden in den
folgenden Jahren noch zwei weitere. Peter Hoffmann kam zurück nach Nashville,
nahm ein Country-Album auf und wir gingen wieder nach
Deutschland und machten die „Peter Hoffmann Country Roads
Tour“. Dort merkte ich, dass sich Country Music grosser Beliebtheit erfreute.
Mit dem Lebensstil in Europa konnte ich mich anfreunden. Also fasste ich einen Entscheid : Jetzt oder nie.“
Zurück
in Nashville, ihr Junge war mittlerweile fast 18 Jahre alt, hatte sie eines
Tages Willy am Telefon, der gerade für sechs Wochen auf Tournee war. „Was
würdest Du davon halten“, fragte sie ihn, „wenn wir hier alles verkaufen und in
die Schweiz ziehen ?“ Willy war sprachlos. Sie meinte
„Nun, Du hast ein paar Wochen Zeit, Dir die Sache in aller Ruhe zu überlegen.
Wenn Du zurück bist, reden wir nochmal darüber.“ Nach
rund sechs Monaten war es dann soweit, Jenny und Willy zogen nach Genf. Warum
gerade die Schweiz und warum Genf ? Jenny : „Von der
High School her sprach ich ein wenig französisch und die Schweiz ist mitten in
Europa.“ So einfach können Strategien also sein.
Hatte
Jenny keine Angst, dass die Beziehung zu Willy sich plötzlich verändern könnte,
nachdem sie sich jahrelang immer nur mit grossen Zeitabständen gesehen hatten
und nun plötzlich täglich beisammen waren ? Jenny : „Manchmal dachte ich : Vielleicht machst Du den
grössten Fehler Deines Lebens. Von unserm grossen Haus in eine kleine Wohnung
in der Stadt zu ziehen, tagtäglich miteinander herumziehen usw. Wenn das nur
gut geht. Es passierte etwas völlig anderes als befürchtet. Wir sind uns noch
näher gekommen, unsere Beziehung ist super. Er ist für mich Bruder, Lover,
Ehemann und Freund gleichzeitig. Und ich bin dasselbe für ihn. Grossartig.
Keine Ahnung, wie das funktioniert hat, aber so ist es.
Am
11. Januar 1994 trafen sie in der Schweiz ein. Die einzigen Leute, die sie hier
kannten, waren Kirby Bivans
(J. Kirby‘s Band) und seine Frau Ursula. Das reichte
als Anfang. Jenny : „Mindestens hatten wir jemanden,
den wir fragen konnten, wie man Butter kauft oder das Telefon anschliesst.“
Rund sechs Wochen später trafen sie dann einen Mann, der seit über 25 Jahren
erfolgreich Geschäfte mit Amerikanern macht : Cowboy
Kurt oder
Heute
sind
Mittlerweile
ist die zweite Produktion, In The Name Of
Love, fertiggestellt. Hier interessiert sich
jetzt ein grosser Distributor für den Absatz des
Albums in der Schweiz. Jenny : „In der Schweiz
beginnen sich die Türen für mich zu öffnen. Grosse Künstler, wie
In
Nashville, wurden die grafischen Arbeiten und das Foto-Shooting
für ihr neues Album erledigt. „Ich freue mich, dass ich mit denjenigen
Grafikern und Fotografen zusammenarbeiten kann, die auch Reba
McEntire‘s Alben gestalten.“ Produziert wurde das
neue Werk wiederum von Clay Blaker, den sie durch
Musikalisch
bietet Jenny auf dem neuen Album Songs von Rockabilly bis Gospel. Aber auch
gefühlvolle Balladen und der typische Honky-Tonk-Sound
kommen nicht zu kurz. Ein weiteres Anliegen von Jenny ist es, grosse Songs aus
früheren Zeiten am Leben zu erhalten. Sie sagt : „Du
musst die jüngeren Leute auch an älteres Material heranführen. Es gibt so viele
grossartige Songs von älteren, grossen Künstlern, die ich sehr schätze. Ich
habe zum Beispiel Lonely Street von Tammy Wynette
neu aufgenommen oder Lonesome Train, einen
Song aus den fünfziger Jahren.“
Welche
Frage, die hier noch nicht gestellt wurde, würde Jenny sich in einem Interview
selbst stellen? Sie zögert keinen Moment. „Warum trete ich nicht in
Western-Kluft auf ? Ich sage Dir warum. Ich bin
„Western“, bin so aufgewachsen, habe so gelebt, meine Einstellung ist so. Ich
brauche kein Label an meiner Brust, das sagt „Cowgirl“.
Die Interviewer fragen mich, was ich privat mag. Ich sage, dass ich viel
Gymnastik treibe. Dann kommt die Antwort, dass dies doch eher niemanden
interessiert. Warum fragen sie mich dann überhaupt ?
Das macht mich wirklich sauer. Ich will, dass die Leute wissen, womit ich meine
Zeit ausserhalb des Musikgeschäfts verbringe, wie ich mich fit und gesund
halte. Dies ist Teil meines Lebens. Es ist wichtig, dass Du zu Deiner
Gesundheit schaust und etwas dafür tust.“