Die 12. Western-Night Wohlen ging diesmal
am 27. Und 28. Dezember über die Bühne. Mit der Kartbahn in Waltenschwil
hat der Organisator, Stefan Gürber, nicht nur einen
neuen Standort gefunden. Die Western-Night wurde grösser und besser als je zuvor. Top Act war Hank
Williams III, der Enkel des legendären Hank Williams sr. Als Geschenk erhielt
Hank von Stefan Gürber und Kickbox-Weltmeister, Andy
Hug, eine traditionelle Treichel, von Laien
heimatlicher Folklore auch Kuhglocke genannt. Der CMC nutzte die Gunst der
Stunde, um Euch diesen Künstler näher zu bringen. Das Resultat könnt Ihr hier
in Form eines Interviews von
Familienstammbäume
haben etwas Geheimnisvolles. Man sagt, dass sich gewisse Anlagen vererben.
Zuerst war da Hank, der Urheber des unbestritten wichtigsten Repertoires von
Songs aus eines Mannes Feder in der modernen Country Music Geschichte, die
heutige Legende. Dann kam Bocephus – Hank jr. – der
Behüter der Flamme seines Vaters und einer der jungen Vertreter des wilden,
stampfenden Südstaaten-Country-Rocks jener Tage. Ein
Sound, der heute noch Hank jr.‘s
Markenzeichen ist.
Und
jetzt kommt die überraschende Auferstehung. Die nächste Generation in Gestalt
des 23-jährigen Shelton Hank Williams – Hank III –
Sohn des Bocephus und Enkel des Hank sr. Die
schlaksige Gestalt, die schmale Erscheinung und das hagere Gesicht von Hank III
erinnert viele Fans an seinen unvergessenen Grossvater.
Unter
diesen Voraussetzungen scheint es passend, dass Hank III sein Albumdebut zusammen mit den Vorfahren des
Williams-Vermächtnisses produziert. Unter Leitung des Produzenten und Curb A&R
Vizepräsidenten, Chuck Howard, und mit Hilfe der Magie der fortgeschrittenen
digitalen Studiotechnik, treffen sich Hank III, sein Vater und sein Grossvater
in einem Trio-Album mit dem Titel Men With Broken Hearts wieder.
Das Album stellt Hank III aber auch als Solosänger vor, natürlich mit einigen
Klassikern seines Grossvaters, wie Moanin‘ The Blues
oder Neath A Cold Gray Tomb
Of Stone.
Hank
III ist aber nicht jemand, der von der einfachen Karriere aufgrund berühmter
Vorfahren profitiert. Seine Mutter, Gwen Yeargain
Williams war Hank jr.‘s
zweite Frau. Mitte der 70er Jahre wurden die beiden geschieden. Ironie des Schicksals : Zum Zeitpunkt der Scheidung war Hank III drei
Jahre alt, gleich alt also, wie sein Vater, als Hank sr. starb. Vater und Sohn
sahen sich in den nächsten sechs Jahren nicht mehr. Bei späteren Konzerten Hank
jr.‘s in Atlanta, wo seine Ex-Frau und sein Sohn
damals lebten, holte er dann jedesmal Hank III zum
Schlagzeugspielen auf die Bühne. „Meine erste Show mit meinem Vater spielte ich
im Alter von zehn Jahren“, erklärt Hank III mit weicher Stimme. „Kein ganzes
Konzert, aber einige Songs im Fox Theater
in Atlanta. Ich hatte danach immer zwei bis drei Auftritte pro Jahr mit ihm.“
Hank
III war in jungen Jahren genau so rebellisch wie sein Vater oder sein
Grossvater vor ihm. Während seiner gesamten Teenagerzeit sang er und spielte
Bass, Schlagzeug oder Gitarre in einer Reihe von Hardrock-Bands im gesamten Südosten der USA, „soweit wie wir
mit 50 Dollar und einem Van eben kamen.“
Vielleicht
wäre er dort hängengeblieben, wäre da nicht TBS Cable Network von Ted Turner gewesen. Als TBS Anfang 1995 die
Arbeiten zur Serie Roots Of Country Music begann, hatte jemand
die Idee, die drei Hank-Generationen in einem digital erstellten Video zusammen
zu bringen, ähnlich dem Tear In My Beer Video mit Hank jr. und Hank
sr. Als Chuck Howard und Hank jr.‘s Manager, Merle Kilgore, die drei Hanks auf
dem fertig gemischten Tape hörten, warfen sie alle Vorsicht – und TBS – über
Bord und überredeten Curb Records zu dem, was möglicherweise das
Trio-Album des Jahrzehnts werden könnte.
Hank
III verfeinerte seinen Williams Sound in 50 aufeinanderfolgenden
Shows im White River Theatre in Branson, Missouri. Unter den wachsamen Augen
von Altstar Mel Tillis zollte Hank III seinem Grossvater Tribut in zwei Shows
pro Tag. „Wir hatten viele positive Kommentare, Du weisst schon, Leute die
sagten ‚Oh ich habe mich nach 1952 in die Zeit zurückversetzt gefühlt, als Dein
Grossvater noch spielte‘. Aber ich habe meinen eigenen Sound, der völlig anders
ist. Ich hasse es, wenn die Leute sagen ‚Ah, Du singst besser als Dein
Grossvater‘, denn ich glaube nicht, dass das stimmt.“
Hank
III bezieht seine eigene, sympatische, volksnahe Art
auf seine Kindheit inmitten der Farmersfamilie seiner
Mutter. In der 500-Seelen Gemeinde Jane, Missouri beackerten die Yeargain‘s ihr Land. „Meine Mutter war immer für mich da,
beriet mich, und unterstützte mich bei allem, was ich in der Musik versucht
habe. Sie ist der Grund, warum ich heute hier bin“ meint Hank III.
Ausser
zu speziellen Promotion-Anlässen wird man in der
nächsten Zeit wohl nicht in den Genuss von gemeinsamen Tourneen von Vater und
Sohn kommen. In „klassischer Familientradition“ sind beide zu sehr
Individualisten und zu eigensinnig, dies zu tun. „Vater hat seinen eigenen Weg,
Dinge zu tun und ich hab‘ meinen“, meint Hank III. „ Wir sind total
gegensätzlich…ich will selber für meinen Erfolg arbeiten, mein eigenes Publikum
haben und jedem meine eigene Persönlichkeit vermitteln.“ Aus all diesen
„Protesten“ hört man Ähnlichkeiten heraus. Familienstammbäume haben etwas
Geheimnisvolles.
„Ich
mag einfach echte, harte Country Musik, etwas, dass Dir ins Gesicht schlägt und
nicht dieses ‚liebenswerter Junge‘ Zeug“ sagt Hank III. Altstar Mel Tillis
meint „ er ist noch ungeschliffen und hat Ecken und Kanten. Aber das macht ihn
einmalig. Ich mag ihn so.“
Hank
III weiss, dass er mit dem Vermächtnis seines Grossvaters verbunden ist. Immer
hin- und hergerissen, genau wie sein Vater. Es ist
eine Art Verpflichtung, aber auch eine Chance für einen jungen Mann, der das Beste
geben will, genau wie sein Vater es vor ihm getan hat.
„Das
ist mein Erbe“, sagt Hank III und zuckt mit seinen schmalen Schultern, den
Schultern, die so sehr an Hank Williams sr. erinnern.