Auf die Begegnung mit John (Terrible McNasty)
Robinson (JR) und Tom (Awful McNasty) McCormick
(TM) war ich gespannt. Allein schon der Bandname verhiess eine Begegnung der
anderen Art. Sie sahen aus, als ob sie direkt von der Arbeit auf der Ranch in
den Saloon kämen.
Die Umgebung ihrer Heimat Tom und John
inspiriert. Sie leben in Arizona am Rande der Superstition
Mountains. Der Ort Apache Junction
liegt etwa 36 Meilen östlich von Phoenix. Tom hat dort unzählige Songs
geschrieben, wovon eine Auswahl auf ihren drei CDs zu hören. Arizona Sunset
kam Anfang1997. Der Song Ol’ Waylon bekam durch dessen kürzlichen
Tod eine ungewollte Aktualität. Neben Balladen fallen immer wieder die witzigen
Texte auf, wie zum Beispiel beim Dog Song.
Aufgrund der grossen Nachfrage der lokalen Fans produzierten sie Ende 97 gleich
eine weitere Scheibe mit dem Titel Superstition
State Of Mind. Der Titelsong ist gleichzeitig eine Hommage an ihren
Lebensraum. Dieses Jahr nun erschien Album 3. Die Idee zum Song Who Broke The Moon
kam Tom bei einem Familientreffen, als sein 4jähriger Neffe fragte, wer den
Mond kaputt gemacht habe. Vor einigen Tagen sei er doch noch so gross und rund
wie ein Ballon gewesen.
Klar, dass ich die Gelegenheit nutzte,
um mit den beiden Individualisten ein Interview zu führen.
bm:
Wie kamt Ihr zu Eurem Europa-Trip?
TM: Über’s
Internet. Wir fanden heraus, dass Cowboy Kurt hier als Promoter arbeitet. Als
er in Arizona war, trafen wir uns in Scottsdale in
seinem Hotel, spielten für ihn, und hier sind wir nun schon zum zweiten Mal.
bm:
Ihr seid zwei sehr unterschiedliche Typen. Wie lange arbeitet Ihr schon
zusammen?
JR: Seit fast 25 Jahren.
Allerdings nicht musikalisch. Wir haben Werbespots, Filme und TV Sendungen
zusammen gemacht. Jahrelang als Stuntmen zusammen gearbeitet und
Kindersendungen produziert.
TM: Ich schreibe schon
lange Songs und war Schlagzeuger. So kamen wir auf die Idee, zusammen zu
spielen.
JR: Wir führten drei
Jahre die Apacheland Movie
Ranch in Arizona. Bis sie uns rauswarfen, weil wir
einer Gruppe blinder Besucher gratis Zutritt verschafften.
bm:
Wie bitte?
TM: Ja, wir führten sie
herum und „zeigten“ Ihnen alles, erklärten wie die Arbeit abläuft und was „zu
sehen“ war. Sie hatten grossen Spass. Ich erklärte, dass der Berg vor Ihnen
60'000 Fuss hoch sei, dass sie gerade vor unserer Giraffenherde stünden und
dass der Regenbogen gegenüber von Michelangelo gemalt worden sei. Sie merkten
natürlich, dass ich sie auf den Arm nahm, freuten sich aber riesig über diese
„Erklärungen“. Das entgangene Eintrittsgeld freute den Boss nicht, also
schmissen sie uns raus.
bm:
Und woher Euer Bandname?
TM: Kam aus jener Zeit –
und von der freiwilligen Feuerwehr.
JR: Wir hatten eine
zeitlang ein Feuerwehrfahrzeug, einen 1937er Chevy-Truck
mit einem 700 Gallonen fassenden Wassertank. Damit wurden wir als freiwillige
Helfer zu Bränden aufgeboten – und kamen an in unserem aktuellen Outfit. Wir
sahen wirklich „nasty“ aus.
TM: Unsere Show in den
USA beinhaltet viele Comedy-Elemente, die wir hier
wegen der Sprachbarriere nicht zeigen können. Einer unserer Sketche hiess „die McNasty Brothers“. Irgendwie blieb der Name hängen.
bm:
Zurück zur Musik. Wie lange spielt ihr zusammen?
TM: Seit etwa acht
Jahren. Wir haben uns über die Zeit entwickelt, waren Anfangs keine guten
Instrumentalisten. Bei mir reichte es grade, um Songs zu schreiben.
Mittlerweile sind wir zwei bis dreimal die Woche auf der Bühne – und kommen
immer noch gut miteinander aus....
JR:...solange wir getrennte Zimmer haben (Gelächter).
TM: Echt, wir sind
altersmässig zwar neun Jahre auseinander, aber im gleichen Tierkreiszeichen
geboren. Wir denken und handeln sehr ähnlich. Das zeigt sich immer wieder in
unserer Arbeit. Einer denkt was, und der andere spricht es aus.
bm:
Was macht Ihr noch – ausser Musik?
JR: Wir arbeiten immer
noch viel mit Kindern. Behinderte und Hilsbedürftige.
Wohltätige Gemeindearbeit eben.
bm:
Und Eure Zukunftspläne?
TM: Diesen Anlass
überleben (Gelächter). Nein, wir haben unser eigenes, kleines Aufnahmestudio
gekauft und produzieren nun selber. Wir mögen es nicht, wenn andere Leute
unsere Musik mixen und damit – aus unserer Sicht – verfälschen. Das dritte
Album ist unser erstes, komplett eigenständiges Projekt.
JR: Auf dieser Ebene
wollen wir weiter arbeiten und uns entwickeln. Nächstes Mal wenn wir hier sind,
möchten wir zwei weitere Musiker mitbringen, damit der
Sound noch abwechslungsreicher wird.
bm:
Danke für das Gespräch und hoffentlich auf baldiges Wiedersehen.