Interview
mit Tom Astor
Tom
Astor braucht man auch hierzulande nicht mehr vorzustellen. Bereits zum 5. Mal
war der beliebte und sympathische Interpret aus Deutschland am Internationalen
Country & Wesern Festival im Zürcher Schützenhaus
Albisgüetli zu Gast. Seit zwei Dekaden geht Tom Astor
unbeirrt seinen Weg. Heute hat er im Wesentlichen alles erreicht, was ein
Country Künstler aus Europa überhaupt erreichen kann. Ich wollte im Hinblick
auf seine 1998er Tournee mehr von Tom Astor wissen.
bm: Tom, rund 20 Jahre im Dienste der Country Music sind
eine lange Zeit. Blicken wir in die ersten Jahre zurück :
Du bist 1981an der Fan Fair in Nashville aufgetreten, und zum Beispiel 1983 in
Fort Worth, Texas. Aber den Durchbruch in Deutschland hast Du erst 1984 geschafft ? War der Prophet im eigenen Land nichts wert ?
TA: Nein, das sehe ich nicht so. Jeder Künstler braucht
wahrscheinlich eine Weile um sich selber und die richtigen Songs zu finden. Ich
habe nicht erwartet, dass alles gleich zu Anfang funktioniert. Natürlich wollte
ich als Country Musik Freund nach Nashville und live die ganze Athmosphäre miterleben.
bm: Nebst vielen Awards, die Du
gewonnen hast, wurdest Du seit 1992 durch die Jury der GACMF (Deutsche Country
Music Association) ununterbrochen zum Sänger des Jahres gewählt. 1997 musstest
Du diesen Titel abtreten. Was bedeutet Dir der Verlust dieser - fast schon auf
Dich abbonnierten - Auszeichnung ?
TA: Nun ja, es ist schön, wenn man einen solchen Titel
gewinnt, es ist die Bestätigung für die Bemühungen im abgelaufenen Jahr. Aber
ich sehe das eigentlich nicht so eng. Dafür ist man ein anderesmal
wieder mit dabei. Es ist gut, wenn in solche Award
Shows ab und zu mal frischer Wind hinein kommt.
bm: Auf Deinem Album “Meilensteine” konntest Du mit vielen grossen Stars Duette aufnehmen. So mit Willie
& Waylon, Don Williams, Emmylou Harris oder Buck
Owens, um nur einige zu nennen. Dann folgten Aufnahmen mit Johnny Cash,
ebenfalls ein lang gehegter Traum von Dir. Was kann man eigentlich noch erreichen ?
TA: Ich freue mich wirklich, sagen zu können, dass ich das
meiste, was ich mir vorgenommen habe, auch erreichen durfte. Es gibt da noch
ein paar Wünsche, die offen sind, aber das meiste habe ich wirklich geschafft.
Ich kann rundherum zufrieden sein. Ich bin heute in der glücklichen Lage, nicht
mehr alles machen zu müssen. Ich bin ein sehr kreativer Mensch und brauche Zeit
für Studioarbeit, um Songs zu schreiben oder um einfach Dinge zu tun, die ich
sonst nicht mache. So wird zum Beispiel auf meiner neuen CD ein Bluegrass Titel drauf sein, nur akustisch gespielt. Eine
Premiere.
bm: Und was tust Du, damit heute in zehn Jahren der Name Tom
Astor immer noch gefragt ist im Musikgeschäft ?
TA: Da mach’ ich mir keine grossen
Gedanken drüber. Ich tue, was ich immer gemacht habe :
Ich bin draussen viel präsent und versuche
Produktionen auf den Markt zu bringen, die erfolgreich sind. Langfristige
Konzepte zu machen liegt mir nicht, ich mache das lieber aus dem Bauch heraus.
bm: Journalisten suchen immer nach Worten, um den Stil eines
Künstlers zu beschreiben. Wie würdest Du den “Tom Astor” Stil beschreiben ?
TA: Mein typischer Tom-Astor-Stil ist eine Mischung aus
amerikanischem Country und deutschen Hörgewohnheiten. Auf meinen Alben hingegen
habe ich vielfach Dinge gemacht, die ich eben auf der Bühne nicht machen kann
oder will. Zum Beispiel mein Duettalbum, welches Du eben schon erwähnt hast,
ist so ein Produkt.
bm: War der Grund für die deutschsprachigen Songs eventuell
auch, dass Dir in einem Song der Text wichtiger ist als die Melodie
?
TA: Nein, ich denke, das muss schon eine Einheit sein.
Starke Melodien gehören ebenso dazu wie gute Texte.
bm: Welchen Song würdest Du wählen, wenn Du in einem Lied
möglichst viele Deiner Talente zeigen solltest. ?
TA: Oh. Bei fünfhundert Songs, die ich bisher aufgenommen
habe, ist das nicht so einfach zu beantworten…. Spontan fällt mir da keiner
ein.
bm: Welches sind die Nachteile des ständigen Herumreisens ?
TA: Nun, es geht ganz schön an die Substanz. Daneben ist
natürlich die Abwesenheit von der Familie immer wieder zu verkraften. Aber ich
denke, wir haben das bisher ganz gut hingekriegt.
bm: Was geht in Dir vor, wenn Du von der Bühne herab das
Publikum betrachtest ?
TA: Ich bin eigentlich immer angespannt – und ich denke, das
muss so sein. Du hast jedesmal anderes Publikum,
andere Hallen, andere Akkustik. Kein Konzert ist im
Vorfeld gleich. Ein Kollege von mir hat es mal sehr schön formuliert
: Eine gewisse Nervosität und Lampenfieber vor dem Auftritt ist Respekt
vor dem Publikum. Und das ist genau richtig so.
bm : Stichwort Bühne : Das bringt mich zu
Deiner bevorstehenden Tournee.
TA: Ein gutes Stichwort. Das ist eine ganz wichtige Sache.
Auf Wunsch meiner Plattenfirma habe ich den Start meiner diesjährigen Tournee
auf den 11. September verschoben. Die wollten unbedingt, dass bei meiner Tour
ein aktuelles Album dabei ist. Deshalb habe ich mir jetzt den ganzen März
freigehalten, und werde in meinem Studio das neue Album produzieren, dass dann
etwa vier bis 6 Wochen vor der Tournee erscheinen wird. Die kurzfristige
Verschiebung war ganz schön schwierig. Aber die Profis von Mama Concerts haben innert einer Woche alles geregelt und einen
neuen Konzertplan erstellt. Fans die schon Karten haben, können sie behalten.
Wir touren vier Wochen kreuz und quer durch Deutschland. Die südlichsten Punkte
sind München, Stuttgart und Ravensburg. Wir reisen mit Bussen und rund 42
Leuten – inklusive eigenem Koch – auf dieser Tour. Das wird eine grossartige Sache.
bm: Wenn Du Tom Astor interviewen müsstest, welche Frage
würdest Du ihm stellen, die Dir bisher in keinem Interview gestellt wurde ?
TA: (lacht) Das ist eine gute Frage. Nun,
ich würde ihn fragen, ob er in diesem Tempo und in diesem Ausmass
seine Arbeit weitermachen will. Und ich würde ihm raten, es etwas ruhiger
angehen zu lassen.
bm: Und was ist die Antwort von Tom Astor darauf
?
TA: Ich sollte das wirklich tun. Ich möchte auch mal wieder
jemanden produzieren, da muss ich aber mit Leib und Seele dabei sein, sonst
muss ich gar nicht erst anfangen. Wir werden dieses Jahr wohl wieder so um die
hundert Auftritte haben, da bleibt nicht viel Zeit. Andererseits macht die
ganze Sache eben auch unheimlich viel Spass. Johnny
Cash sagte mir einmal, dass er sich nicht vorstellen könne, nur zuhause herum
zu sitzen und nicht raus auf die Bühne zu gehen. Mir geht’s irgendwie ähnlich.
Ich würde wahrscheinlich Probleme mit meiner eigenen Ausgeglichenheit kriegen.
bm: Und die Fans sicher auch. Wünschen wir uns und Dir, dass
Du dem Publikum noch möglichst lange erhalten bleibst. Besten Dank für das
Gespräch und für Deine bevorstehenden Projekte viel Erfolg.