Interview mit Peter Trachsel und Jürg Heiniger, Präsident und Vizepräsident des Aare Valley Country Club (AVCC)

© May 1997 / Bruno Michel

 

Der Aare Valley Country Club (AVCC) beging dieses Jahr sein 10. Jubiläum mit verschiedensten Anlässen und Konzert-Leckerbissen. Das grosse Finale folgt in wenigen Monaten. Der sympatische Berner Club zeichnet sich durch ein stabiles Management (Präsi und Vize sind seit der Gründung im Amt) und durch spontane Herzlichkeit und Kameradschaft aus. Mit den beiden „Vorstands-Veteranen“ Peter Trachsel (Präsident) und Jürg Heiniger (Vize) sprach Bruno Michel

 

bm: Wie kam es zur Gründung des AVCC ?

JH: Es gab einige unter uns, die sich für Country Music interessierten. Wir organisierten eines Tages einen Bus zum Country Festival im Hallenstadion Zürich. Der Bus war ziemlich voll und wir dachten uns, dass wir in dieser Richtung vermehrt aktiv sein sollten. 1986, bei einem weiteren Ausflug an ein Festival in Biglen trafen wir auf Marcel Schnyder, der ebenfalls interessiert war, in einer Organisation mitzuarbeiten.

PT: Festival muss man vielleicht relativieren. Da waren Jeff Turner und andere Bands, die vor etwas mehr als 30 Leuten spielten. Unsere Idee am Anfang war, keinen Club zu haben, sondern eine Verbindung von Country Music Interessierten. Marcel Schnyder hatte diese Idee. Er war es auch, der den Gedanken zu unserm ersten musikalischen Treff in einer Waldhütte einbrachte. Da hatten wir etwa 150 Zuhörer. Irgendwann war unser Adress-Satz so umfangreich, dass wir uns entschlossen, doch einen Verein zu gründen. Am 21. Februar 1988 fand die Gründungsversammlung statt.

 

bm: In der Region Bern gab es lange drei wichtige Country Clubs. Den CC Bern, denjenigen in Thun und den AVCC. Mittlerweile ist der Thuner Club von der Bildfläche verschwunden. Konzentration der Country Szene Bern ?

PT: Es gibt noch den Country Club Moosseedorf und einige Zeit gab es einen Sense-Valley Club.

JH: Und der Thuner Club scheiterte letztendlich daran, dass keine Leute mehr gefunden werden konnten, die mitarbeiten wollten. Es waren immer dieselben und eines Tages konnten die Abgänge im Vorstand nicht mehr ersetzt werden.

PT: Der letzte aktive Vorstand hatte nicht mehr den notwendigen Enthusiasmus, die Clubmitglieder zu motivieren.

 

bm: Arbeitet ihr mit dem CC Bern in irgendeiner Form zusammen ?

PT:     Ein, zwei Jahre nach unserer Gründung haben wir das Gespräch mit dem CC Bern gesucht. Daraus entstand der Country Circle Bern. Darin waren wir und die Country Clubs Bern, Thun und später Moosseedorf vereint. Kein Dachverband, sondern wir sprachen Daten und Auftritte ab und hatten einen jährlichen, gemeinsamen Anlass.

JH:     Später ging das Interesse am jährlichen Anlass zurück. Danach verschickten wir nur noch gegenseitig Daten und Adressen. Mit der Auflösung des CC Thun starb dann auch der Country Circle.

 

bm: Welche Grösse hat Euer Club heute ?

PT: Wir zählen rund zweihundert Mitglieder.

 

bm: Was sind die wichtigsten Clubziele ?

PT: Künstler mit guter Country Music zu bringen, etwas abseits des „Bekannten“. Das heisst, wir konzentrieren uns auf Singer/Songwriter und auf – aus schweizerischer Sicht gesehen – Randgruppen, wie beispielsweise die Szene aus Austin, Texas. Dann natürlich der reibungslose Ablauf des Country Festival Worb, wo wir als Co-Organisator mitarbeiten.

 

bm: Immer wenn ich mit Euch vom Vorstand Kontakt habe, fällt mir auf, dass ihr ein ausgezeichnetes Klima untereinander habt. Worauf führt ihr das zurück und wie lange gibt es den Vorstand in dieser Zusammensetzung bereits ?

PT:     Marcel Schnyder, Jürg Heiniger und ich sind seit der Gründung im Amt. Die restlichen Vorstände haben ab und zu gewechselt. Natürlich gibt es gewisse Abnützungserscheinungen, aber Jürg und ich kennen uns schon aus der Lehrzeit, haben die gleichen Interessen und daher klappt das ganz gut. Es gelang uns immer, bei Vorstandsänderungen schon vor der Hauptversammlung gute, kompetente Leute zu motivieren, die ein freiwerdendes Amt übernahmen.

 

bm: Nach welchem Motto gestaltet ihr Eure Clubaktivitäten und wie sehen die aus ?

JH: Die grösste Aktivität, das Festival Worb, entstand aus den Eishockeyfesten. Damals hatte Jürg Moog die Idee mit dem Country Festival.

PT: Schon zu Anfang war der Deal, dass wir die Bar auf eigene Rechnung betreiben und dafür dem Festival zehn Helfer pro Abend stellen. Heute stehen rund 80 Mitglieder des AVCC an diesem Anlass im Einsatz. Wir hatten 1997 erstmals sogar die Situation, dass unser Koordinator, Peter Schweizer, Helfer ablehnen musste, weil er alle Aufgaben schon vergeben hatte.

Weitere Clubaktivitäten sind das Helferfest (nach Worb). Dann veranstalten wir diverse Anlässe in der Mahogany Hall in Bern. Seit 1996 haben wir zusätzlich die Organisation des Bluegrass Festivals Grunderinseli in Thun übernommen. Im März hatten wir erfahren, dass der Thuner Club diesen Anlass nicht mehr durchführen kann. Drei Monate später ging er unter unserer Leitung erfolgreich über die Bühne. Familienanlässe sind uns auch wichtig, zum Beispiel tun wir das am 1. August. Besichtigungen wie bei der Flughafenfeuerwehr oder in einer Bierbrauerei runden die Aktivitäten ab.

 

bm: Welches sind Eure schönsten Erinnerungen während Eurer Vorstandszeit ?

PT: Der Auftritt der Prairie Oyster war für mich musikalisch gesehen etwas vom Grössten. Dann, auch der Auftritt von Wild Rose im Juni 97. Beide in der Mahogany Hall. Und neben der Musik die gute Zusammenarbeit im Vorstand. Wir brauchen nie lange zu diskutieren, wer was macht. Wir können produktiv arbeiten.

JH: Der grundsätzliche Erfolg und dass wir nie eine leere Kasse hatten. Daneben gab es viele schöne Musik-Highlights. Da kann ich auch den Clubauftritt von Prairie Oyster und Wild Rose nennen. Nachdem sie zweimal in Worb waren und wir sie da kennengelernt hatten, wollten sie unbedingt einmal bei uns im kleinen Rahmen auftreten. Das hat uns mächtig beeinruckt und gefreut. Oder unser Verhältnis zu Colorado, die wir auch in Schottland besucht haben.

PT: Wir dürfen auch die schweizer Acts nicht vergessen. Allen voran die Rodeo Ranchers, welche an unserem allerersten Konzert im Restaurant „Inneren Enge“ in Bern auftraten. Sie haben unsern Club über all die Zeit begleitet.

 

bm: Und was war das frustrierendste Erlebnis ?

PT: Unser letztes Konzert. Supermusik mit den Goodman Brothers in der Mahogany Hall und neunzehn zahlende Zuhörer.

JH: So richtig frustrierend war für mich eigentlich nichts. Sonst wäre ich nicht mehr dabei.

PT: Doch, einmal hatten Jürg und ich Krach während dem Aufbau an einem Anlass. Danach haben wir den Drink genossen, den unsere Bardame gemixt hat. Sinnigerweise hiess die Kreation „Peacemaker“. Und wir hatten nicht nur einen. Anschliessend schwang der Frust wieder in Motivation um.

 

bm: Die Schweizer Country Szene hat sich in den letzten zehn Jahren stark verändert. Nebst vielen guten Entwicklungen gibt es auch immer wieder Schwierigkeiten, die Grossen dieser Szene an einen Tisch zu bringen und für das gemeinsame Ziel zu arbeiten : Die Förderung und Verbreitung der Country Music. Sind die Leute, die noch an ein solches Ziel glauben, verkalkte Dinosaurier und Idealisten ?

PT: Ich denke es hat mehr und mehr Leute in diesem Markt, die nicht mehr das Ziel vertreten, gute Musik zu bringen, sondern das Ziel, Geld zu verdienen. Aber es gibt sie Gott sei dank noch, die andern.

JH: Uns fehlt ein starker Dachverband, mit Betonung auf Dachverband, also eine nicht gewinnorientierte Organisation mit einheitlich Leuten an der Spitze, die die Country Musik in den Vordergrund stellen.

 

bm: Die Mehrzahl der Schweizer Country-Grossanlässe findet man im Kanton Bern : Im April/Mai die Festivals von Worb und Frutigen, im Juni Grindelwald und das Trucker- & Country Festival Interlaken, im September die Country Night Gstaad. Worauf führt ihr diese Entwicklung zurück ?

JH: Ich weiss nicht genau. Vielleicht auf die Tatsache, dass der Kanton Bern und speziell das Oberland schon immer vom Tourismus her auf Amerika ausgerichtet waren.

PT: Möglicherweise auch darauf, dass der Kanton Bern die Volksmusik pflegt. Und ich will nicht den schweizerischen Stil mit Country zu vergleichen, aber beides ist „gemütliche“ Musik, und wir Berner sind ja als Gemütsmenschen bekannt. Für mich spielt die Mentalität der Menschen eine Rolle, die Bodenständigkeit.

 

bm: Welche Zukunftspläne habt ihr mit dem AVCC ?

PT: Mein ganz persönliches Ziel ist, dass die wichtigen Leute bei uns nicht nach zehn Jahren ihr Amt abgeben, sondern dass es in dieser Qualität mit unserem Club weitergeht. Dann der Plan, das zehnte Vereinsjahr gut über die Runden zu bringen. Wir stecken ja mitten drin und wollen am 21. Februar 1998 mit einem Superanlass unser zehntes Jahr abschliessen, der nur kostendeckend sein soll. Daneben haben wir viele Überraschungskonzerte geplant.

JH: Apropos kostendeckend. Wir suchen natürlich nach wie vor Sponsoren für diesen Grossanlass. Aber auf die Frage bezogen : Ich denke, wir müssen beginnen, neue Wege zu beschreiten, uns nicht nur in den erfolgreichen, aber ausgetretenen Pfaden zu bewegen.

 

bm: Wenn Ihr den AVCC interviewen solltet, welche Frage würdet Ihr Euch stellen, die ich nicht gestellt habe ?

PT: Welchen Künstler würden wir gerne bei uns auftreten lassen ? Mein persönlicher Favorit wäre die Nitty Gritty Dirt Band im Clubrahmen. Wir waren einmal nahe dran, vielleicht klappts noch.

 

bm: Besten Dank für dieses Gespräch und weiterhin viel Erfolg mit dem AVCC.