bm: Wie
kam es zur Gründung des AVCC ?
JH: Es gab einige unter uns, die sich für Country Music
interessierten. Wir organisierten eines Tages einen Bus zum Country Festival im
Hallenstadion Zürich. Der Bus war ziemlich voll und wir dachten uns, dass wir
in dieser Richtung vermehrt aktiv sein sollten. 1986, bei einem weiteren
Ausflug an ein Festival in Biglen trafen wir auf
PT: Festival muss man vielleicht relativieren. Da waren Jeff
Turner und andere Bands, die vor etwas mehr als 30 Leuten spielten. Unsere Idee
am Anfang war, keinen Club zu haben, sondern eine Verbindung von Country Music
Interessierten.
bm: In der
Region Bern gab es lange drei wichtige Country Clubs. Den CC Bern, denjenigen
in Thun und den AVCC. Mittlerweile ist der Thuner
Club von der Bildfläche verschwunden. Konzentration der Country Szene Bern ?
PT: Es gibt noch den Country Club Moosseedorf und einige
Zeit gab es einen Sense-Valley Club.
JH: Und der Thuner Club scheiterte
letztendlich daran, dass keine Leute mehr gefunden werden konnten, die
mitarbeiten wollten. Es waren immer dieselben und eines Tages konnten die
Abgänge im Vorstand nicht mehr ersetzt werden.
PT: Der letzte aktive Vorstand hatte nicht mehr den
notwendigen Enthusiasmus, die Clubmitglieder zu motivieren.
bm: Arbeitet
ihr mit dem CC Bern in irgendeiner Form zusammen ?
PT:
Ein, zwei Jahre nach unserer Gründung haben wir das Gespräch mit dem CC Bern
gesucht. Daraus entstand der Country Circle Bern.
Darin waren wir und die Country Clubs Bern, Thun und später Moosseedorf
vereint. Kein Dachverband, sondern wir sprachen Daten und Auftritte ab und
hatten einen jährlichen, gemeinsamen Anlass.
JH: Später
ging das Interesse am jährlichen Anlass zurück. Danach verschickten wir nur
noch gegenseitig Daten und Adressen. Mit der Auflösung des CC Thun starb dann
auch der Country Circle.
bm: Welche
Grösse hat Euer Club heute ?
PT: Wir zählen rund zweihundert Mitglieder.
bm: Was
sind die wichtigsten Clubziele ?
PT: Künstler mit guter Country Music zu bringen, etwas
abseits des „Bekannten“. Das heisst, wir konzentrieren uns auf Singer/Songwriter und auf – aus schweizerischer Sicht gesehen –
Randgruppen, wie beispielsweise die Szene aus Austin, Texas. Dann natürlich der
reibungslose Ablauf des Country Festival Worb, wo wir als Co-Organisator
mitarbeiten.
bm: Immer
wenn ich mit Euch vom Vorstand Kontakt habe, fällt mir auf, dass ihr ein
ausgezeichnetes Klima untereinander habt. Worauf führt ihr das zurück und wie
lange gibt es den Vorstand in dieser Zusammensetzung bereits
?
PT:
bm: Nach
welchem Motto gestaltet ihr Eure Clubaktivitäten und wie sehen die aus ?
JH: Die grösste Aktivität, das Festival
Worb, entstand aus den Eishockeyfesten. Damals hatte
PT: Schon zu Anfang war der Deal, dass wir
die Bar auf eigene Rechnung betreiben und dafür dem Festival zehn Helfer pro
Abend stellen. Heute stehen rund 80 Mitglieder des AVCC an diesem Anlass im
Einsatz. Wir hatten 1997 erstmals sogar die Situation, dass unser Koordinator,
Peter Schweizer, Helfer ablehnen musste, weil er alle Aufgaben schon vergeben
hatte.
Weitere Clubaktivitäten sind das Helferfest (nach
Worb). Dann veranstalten wir diverse Anlässe in der Mahogany
Hall in Bern. Seit 1996 haben wir zusätzlich die Organisation des Bluegrass Festivals Grunderinseli
in Thun übernommen. Im März hatten wir erfahren, dass der Thuner
Club diesen Anlass nicht mehr durchführen kann. Drei Monate später ging er
unter unserer Leitung erfolgreich über die Bühne. Familienanlässe sind uns auch
wichtig, zum Beispiel tun wir das am 1. August. Besichtigungen wie bei der
Flughafenfeuerwehr oder in einer Bierbrauerei runden die Aktivitäten ab.
bm: Welches
sind Eure schönsten Erinnerungen während Eurer Vorstandszeit
?
PT: Der Auftritt der Prairie Oyster war für mich musikalisch gesehen etwas vom Grössten.
Dann, auch der Auftritt von Wild Rose im Juni 97. Beide in der Mahogany Hall. Und neben der Musik die gute Zusammenarbeit
im Vorstand. Wir brauchen nie lange zu diskutieren, wer was macht. Wir können
produktiv arbeiten.
JH: Der grundsätzliche Erfolg und dass wir nie eine leere
Kasse hatten. Daneben gab es viele schöne Musik-Highlights. Da kann ich auch
den Clubauftritt von Prairie Oyster
und Wild Rose nennen. Nachdem sie zweimal in Worb waren und wir sie da kennengelernt hatten, wollten sie unbedingt einmal bei uns
im kleinen Rahmen auftreten. Das hat uns mächtig beeinruckt
und gefreut. Oder unser Verhältnis zu Colorado, die wir auch in Schottland
besucht haben.
PT: Wir dürfen auch die schweizer Acts nicht vergessen. Allen voran die Rodeo Ranchers,
welche an unserem allerersten Konzert im Restaurant „Inneren Enge“ in Bern
auftraten. Sie haben unsern Club über all die Zeit begleitet.
bm: Und
was war das frustrierendste Erlebnis
?
PT: Unser letztes Konzert. Supermusik mit den Goodman
Brothers in der Mahogany Hall und neunzehn zahlende
Zuhörer.
JH: So richtig frustrierend war für mich eigentlich nichts.
Sonst wäre ich nicht mehr dabei.
PT: Doch, einmal hatten Jürg und ich Krach während dem Aufbau
an einem Anlass. Danach haben wir den Drink genossen, den unsere Bardame gemixt
hat. Sinnigerweise hiess die Kreation „Peacemaker“.
Und wir hatten nicht nur einen. Anschliessend schwang der Frust wieder in
Motivation um.
bm: Die
Schweizer Country Szene hat sich in den letzten zehn Jahren stark verändert.
Nebst vielen guten Entwicklungen gibt es auch immer wieder Schwierigkeiten, die
Grossen dieser Szene an einen Tisch zu bringen und für das gemeinsame Ziel zu arbeiten : Die Förderung und Verbreitung der Country Music.
Sind die Leute, die noch an ein solches Ziel glauben, verkalkte Dinosaurier und
Idealisten ?
PT: Ich denke es hat mehr und mehr Leute in diesem Markt,
die nicht mehr das Ziel vertreten, gute Musik zu bringen, sondern das Ziel,
Geld zu verdienen. Aber es gibt sie Gott sei dank noch, die andern.
JH: Uns fehlt ein starker Dachverband, mit Betonung auf
Dachverband, also eine nicht gewinnorientierte Organisation mit einheitlich
Leuten an der Spitze, die die Country Musik in den Vordergrund stellen.
bm: Die
Mehrzahl der Schweizer Country-Grossanlässe findet
man im Kanton Bern : Im April/Mai die Festivals von
Worb und Frutigen, im Juni Grindelwald
und das Trucker- & Country Festival Interlaken, im September die Country
Night Gstaad. Worauf führt ihr diese Entwicklung zurück ?
JH: Ich weiss nicht genau. Vielleicht auf die Tatsache, dass
der Kanton Bern und speziell das Oberland schon immer vom Tourismus her auf
Amerika ausgerichtet waren.
PT: Möglicherweise auch darauf, dass der Kanton Bern die Volksmusik
pflegt. Und ich will nicht den schweizerischen Stil mit Country zu vergleichen,
aber beides ist „gemütliche“ Musik, und wir Berner sind ja als Gemütsmenschen
bekannt. Für mich spielt die Mentalität der Menschen eine Rolle, die
Bodenständigkeit.
bm: Welche
Zukunftspläne habt ihr mit dem AVCC ?
PT: Mein ganz persönliches Ziel ist, dass die wichtigen
Leute bei uns nicht nach zehn Jahren ihr Amt abgeben, sondern dass es in dieser
Qualität mit unserem Club weitergeht. Dann der Plan, das zehnte Vereinsjahr gut
über die Runden zu bringen. Wir stecken ja mitten drin und wollen am 21.
Februar 1998 mit einem Superanlass unser zehntes Jahr abschliessen, der nur
kostendeckend sein soll. Daneben haben wir viele Überraschungskonzerte geplant.
JH: Apropos kostendeckend. Wir suchen natürlich nach wie vor
Sponsoren für diesen Grossanlass. Aber auf die Frage bezogen
: Ich denke, wir müssen beginnen, neue Wege zu beschreiten, uns nicht
nur in den erfolgreichen, aber ausgetretenen Pfaden zu bewegen.
bm: Wenn
Ihr den AVCC interviewen solltet, welche Frage würdet Ihr Euch stellen, die ich
nicht gestellt habe ?
PT: Welchen Künstler würden wir gerne bei uns auftreten lassen ? Mein persönlicher Favorit wäre die Nitty Gritty Dirt
Band im Clubrahmen. Wir waren einmal nahe dran, vielleicht klappts
noch.
bm: Besten
Dank für dieses Gespräch und weiterhin viel Erfolg mit dem AVCC.