Interview mit Moe Bandy in Llano, TX, 2011

© 2011 / Bruno Michel; Fotos Bruno Michel

BM: Seit deiner ersten Single, Lonely Lady im Jahr 1964, durch all die Jahre mit Produzent Ray Baker in den frühen 70ern bis heute bist du der Texas Honky Tonk Musik treu geblieben. Was würde es brauchen, damit Moe Bandy seinen Stil an die heutige Mainstream Welle anpassen würde?
MB:
Ziemlich viel, glaube ich. Erstens singe ich nicht gut genug, um all die Experimente mit zu machen, die heute vermarktet werden. Und zweitens liebe ich traditionelle Country Music und habe auch genügend Erfolg damit.

BM: Richtig, du bist sehr erfolgreich, hast dein eigenes Theater in Branson, zahlreiche Auszeichnungen, darunter eine Mitgliedschaft in der Texas Rodeo Cowboy Hall Of Fame. Gibt es noch etwas, was du in deinem Leben erreichen willst?
MB: Ich bin sehr glücklich mit dem, was ich bisher erreicht habe und ich liebe es, für Leute aufzutreten und Musik zu machen. Das ist es, was ich die letzten 45 Jahre gemacht habe. Ich bin viel weiter gekommen, als ich es je zu träumen gewagt hätte. Also stecke ich viel Energie in meine Auftritte und hoffe, dies noch möglichst lange tun zu dürfen.

BM:Songs My Mama Sang, ein Gospel Album, war dein letztes Projekt. Ist etwas Neues am kochen?
MB: In der Tat. Wir sind gegenwärtig daran, neue Songs für ein Studio Album auszusuchen. Einige haben wir schon beisammen. Mein Produzent, Dennis Money und ich hoffen, dass wir dieses Frühjahr das Projekt vorstellen können.

BM: Was möchtest du, dass die Leute heute in fünfzig Jahren über Moe Bandy sagen?
MB: Ich möchte, dass sie sich daran erinnern, dass sie meine Musik glücklich gemacht hat. Dass sie sich wegen meiner Musik und den Stunden, die ich für sie aufgetreten bin, an mich erinnern.

BM: Du bist mit so vielen grossen Künstlern auf der Bühne gestanden. Gibt es noch jemanden auf deiner Wunschliste, mit dem du gerne auftreten würdest?
MB: Ich hatte kürzlich das Glück, mit dem grossen George Jones eine Show zu bestreiten. Das war wirklich toll. Ich liebe George. Ansonsten bin ich wirklich mit all meinen Idolen und Freunden auf der Bühne gewesen und glücklich darüber, dass ich all diese Auftritte machen durfte.

BM: Ich habe gelesen, dass du für deine erste Aufnahmesession mit Ray im Jahr 1974 deine Möbel verpfändet hast, um die Aufnahmen zu finanzieren. Heute läuft das ja alles ein bisschen anders im Musikgeschäft. Welchen Rat gibst du jungen Künstlern, die erfolgreich werden wollen?
MB: Ich rate ihnen, nicht zu vergessen, dass ihr Herz in ihre Musik einfliessen lassen müssen. Versteh mich nicht falsch: Ich mag das eine oder andere, was heutzutage als Country Music vermarktet wird. Aber manchmal denke ich, dass sie vergessen, ihr Herz und ihre Seele in die Songs einzubringen. Sie kümmern sich um Dinge wie Technik oder Marketing und vergessen ihr Herz und die Songs haben keine Seele. Wir spielten Songs ein, die wir fühlen konnten. Heute verlieren sich einige der Künstler in der Massenproduktion. Man spielt heute Lieder für bestimmte Zielgruppen ein, während wir einfach den Titel aufgenommen haben und hofften, dass ihn die Leute mögen.

BM: Das sind wahre Worte. Wenn ich mir ansehe, was heute mit einer Taylor Swift passiert…
MB: Du hast recht, total Marketing. Wir haben immer versucht, einfach die besten Songs der Welt zu finden und spielten sie, ohne uns darum zu kümmern, ob sie irgendwann zum Hit werden. Wie ich schon sagte, wir haben Herz und Seele einfliessen lassen und gehofft, dass das reicht.

BM: Wenn Moe Bandy kein Sänger geworden wäre, was wäre er heute?
MB: Keine Ahnung, vielleicht würde ich Arbeiten ausführen, die ich früher gemacht habe, wie z.B. Rancher oder Metallarbeiter. Aber ich hätte sicher nicht halb so viel Spass dabei wie bei dem, was ich jetzt mache.

BM: Deine Karriere umspannt mehr als vier Jahrzehnte und nächsten Monat wirst du 67 Jahre alt. Was hält Moe Bandy am Laufen nach all diesen Jahren?
MB: Nun, vor allem meine Familie. Ich habe eine grossartige Frau, drei Kinder und sechs Enkelkinder. Diese Familie ist meine Energiequelle. Musik hilft mir auch, meinen Stress los zu werden. Sie ist ein ausgezeichnetes Ventil und hält mich jung.

BM: Nimm an, du landest auf einer einsamen Insel. Auf welche Dinge aus deinem Leben möchtest du nicht verzichten?
MB: Auf meine Familie und meine Gitarre. Sonst brauche ich nichts.

BM: Wenn du ein Interview mit Moe Bandy führen würdest, welche Frage stellst du ihm, die ich nicht gestellt habe?
MB: Oh Mann, schwierige Frage. Nun, ich denke, ich würde ihn nach seinem Bullen fragen. Ich habe vor gut zwei Jahren einen Rodeo Bullen gekauft. Sein Name ist MoeBandy.Com. Es ist ein American Bucking Bull und er macht bei den PBR Championships mit (red.: Professional Bull Riding). Zweimal war er schon im Final. Heute abend ist er, glaube ich, in Sacramento, Kalifornien. Viele Leute sehen ihn im Fernsehen oder lesen über ihn. Dann fragen sie mich: Was hat der denn mit dir zu tun. Also, ich würde Moe Bandy nach seinem Bullen fragen.

BM: Prima, vielen Dank für das Interview.