Interview mit Mandy Barnett

© March 2002 / Bruno Michel

 

Am 28. September 1975 wurde sie als Amanda Carol Barnett in Crossville, Tennessee, geboren. Schon mit fünf Jahren begann sie zu singen, startete ihre Karriere im Kirchenchor.

Ein Fisher Price Spielzeugrecorder half bei den ersten Aufnahmen. Mama Betty erkannte das Talent der Tochter, also wurde Mandy zur ersten professionellen Aufnahme ins Studio gebracht – mit gerade mal neun Jahren. Ein Jahr später trat sie zwei Sommer hintereinander im Dollywood Theme Park auf und wurde Siegerin des Wettbewerbs Dollywood Search For Talent. Mit 18 war sie wieder auf der Bühne, spielte über 200 Mal die Rolle der Patsy Cline im Musical Always... Patsy Cline, wofür sie aus über 400 Teilnehmerinnen ausgewählt wurde. 1999 schliesslich erschien ihre zweite CD I’ve Got A Right To Cry auf Sire Records.

 

bm: Mandy, Du wirst oft in die Patsy Cline Schublade gedrängt, aber Du hast definitiv mehr zu bieten. Was würde im Lexikon unter „Mandy Barnett“ stehen?

MB: Ich weiss nicht recht...hmm. Dass ich in Crossville geboren wurde, mit zwölf den ersten Plattendeal hatte, später, mit 14 für vier Jahre bei Capitol Records war, dann mit 19 bei Sire und nun bei EMI New York. Einfach, dass mein ganzes Leben bisher aus Musik machen bestand.

 

bm: Wer sind Deine musikalischen Vorbilder – neben Patsy Cline?

MB: Connie Francis, Patty Page, Ella Fitzgerald. Conway Twitty, Don Gibson, Merle Haggard usw.

 

bm: Übt der Vergleich mit Patsy Cline auf Dich einen besonderen Druck aus?

MB: Eigentlich nicht.

 

bm: Du stammst aus Tennessee. Mit nur gut 100 Meilen Distanz war Nashville immer nahe für Dich. Wie siehst Du die Veränderungen in Music City in Bezug auf die Acts die heute gefragt sind?

MB: Nun, alles verändert sich ständig. Die ersten Wechsel machte ich mit, als ich von der High School kam und Garth Brooks und all die Hat Acts auftauchten....

 

bm: Aber wie siehst Du persönlich die Tendenz weg von der traditionellen Musik?

MB: Es macht mich traurig, weil ich liebe alte Country Music und ich hasse es zu sehen, dass diese Musik verwässert wird und manchmal nichts mehr mit Country zu tun hat. Die Formate sollten separiert bleiben. Man sollte nicht Faith Hill oder Shania Twain heissen müssen, um Erfolg zu haben.

 

bm: Möchtest Du eher einen Song schreiben, der einhundert Jahre überlebt oder eine Million CDs verkaufen?

MB: Die Million (lacht). Ich könnte eh nie einen Song schreiben, der so lange überdauert. Und wenn doch, könnte ich es dann ja nicht mehr persönlich geniessen.

 

bm: Gibt es einen Unterschied zwischen der Frau, die vor mir sitzt und der Frau, die ich gleich auf der Bühne sehen werde?

MB: Eher nicht, ausser dass ich nun hier sitze und rede, während ich auf der Bühne stehe und singe. Ich bin dort wie hier die selbe Person.

 

bm: Für jemanden, der noch nie eine Show von Mandy Barnett gesehen hat: Was kann er von Deiner Show erwarten?

MB: Es wird für jeden etwas dabei haben. In Europa habe ich noch nie gespielt, aber zu Hause hat es in meinen Konzerten zwanzigjährige und achtzigjährige Zuhörer. Ich spiele viel traditionelle Country Music aber auch einige traditionelle Pop Standards. Da kriegt jeder was für sich mit.

 

bm: George Jones hatte mal einen Song Who’s Gonna Fill Their Shoes. Wessen Platz würdest Du gerne mal einnehmen?

MB: Ich will nicht in irgendwelchen Schuhen stehen, sondern meinen eigenen Platz finden. Es wird nie wieder einen Man in Black (Johnny Cash) geben, oder andere. Aber Leute, die ihre eigene Identität haben und vielleicht eines Tages genau so wichtig in der Geschichte der Musik sein werden.

 

bm: Angenommen, Du findest Aladin’s Wunderlampe. Welche drei Wünsche hast Du?`

MB: Drei Wünsche? Nun, nach so vielen Jahren und verschiedenen Plattendeals, vielleicht einmal ein wirklich erfolgreiches Album. Zweitens finanzielle Stabilität und drittens Zufriedenheit. Weil ich festellen musste, dass jemand zwar viel Erfolg haben, aber trotzdem unzufrieden sein kann.

 

bm: Und wenn Du ein Interview mit Mandy Barnett führen würdest, welche Frage stellst Du ihr, die ich nicht gestellt habe?

MB: Oh Gott (lacht) wie kommst Du nur auf all diese Fragen?

 

bm: Nun, ich versuche, Dinge zu fragen, die Du nicht schon in hundert anderen Interviews beantworten musstest.

MB: Nun, Du kannst sicher sein, dass dies gelungen ist. Was würde ich mich fragen? Keine Ahnung, Steve hilf mir (Steve Chapman, Studiomusiker und Tour Manager im Hintergrund).

SC: Würdest Du für eine Million Dollar auftreten.

MB: Und ob ich das tun würde. Jede Nacht. Für eine Million würde ich auch noch mehr tun, als nur zu singen (Gelächter).

 

bm: Vielen Dank für das Gespräch und viel Glück für Deinen ersten Auftritt in Europa.