Interview mit Burrito Deluxe
Wheels, Hickory Wind, Sin City und, und, und. Beim
Auftritt von Burrito Deluxe
lebte die grosse Zeit der Flying Burrito Brothers
wieder auf. Was die Jungs um Flying-Burrito-Mitgründer
Sneaky Pete Kleinow bei
ihren Albisgüetli Auftritten geboten haben, war
schlicht und ergreifend Musik vom Feinsten.
Vor ihrem ersten Gastspiel hatte ich
Gelegenheit, mit den Jungs ein Interview zu führen und mehr über ihre Musik zu
erfahren. Es war ein erfreuliches Gespräch mit viel Humor.
bm: Euer Album, Georgia Peach,
ist den Flying
Burrito Brothers gewidmet. Warum hat solch ehrliche, geradlinige
Musik heute weniger Erfolg als damals?
Rick Lanow (RL): Als die ersten Platten der Flying
Burritos erschienen, suchten die Plattenfirmen
noch nach Talenten, die ehrliche Musik spielten und mit denen sich vielleicht
Geld machen liess. Mit den Jahren fanden die Firmen heraus, wie Geld zu machen
ist, und sie begannen, den Musikern vorzuschreiben, was „gefragt“ war. Sie
suchen nicht mehr nach Talenten, sondern nach dem „richtigen Package“, das sich entsprechend zu Geld machen lässt. Das
verwässert die Musik. Wir kreieren die Musik noch, die wir fühlen.
bm:
Wie – ausser mit dem Wort Americana – würdet
Ihr Eure Musik jemandem beschreiben, der Euch noch nie gehört hat?
Tommy Spurlock (TS): Mit Americana. Jedermann akzeptiert den Einfluss von Gram
Parsons und den Burrito
Brothers auf die Americana Bewegung. Und mit
Garth Hudson in unserer Band haben wir den Americana
Typen schlechthin. Wenn wir nicht Americana
sind, dann weiss der Teufel....
bm:
Was ist für Euch wichtiger in einem Song, die Worte oder die Musik?`
Pete Kleinow (PK): Du brauchst
die Musik, wenn die nicht stimmt, klappt nichts. Aber schliesslich bringt der
Text die Leute zum Nachdenken.
Carlton Moody (CM): Der Text ist schon wichtig,
er veranlasst Dich manchmal, die Musik nach den Worten zu schreiben. Eigentlich
ist beides wichtig.
bm:
Würdet Ihr lieber einen Song schreiben, der hundert Jahre überdauert, oder eine
Million davon verkaufen?
PK: Das ist einfach (lacht): Ich nehm die
Million. Aber ein guter Song sollte schon 20-30 Jahre in den Ohren der Leute
bleiben.
CM: Ein Song, den Du nach wenigen Jahren vergisst, der sich aber
sechs Millionen mal verkauft, ist kein wirklich guter
Song.
PK: Wenn er sich so gut verkauft, ist er aber auch nicht schlecht.
bm:
Man sagt, dass junge Künstler einen Song nicht wirklich überzeugend darbieten
können, weil ihnen die Erfahrung fehlt und sie die Stories
noch nicht wirklich erlebt haben können. Ihr habt diese Erfahrung. Erzählen
Eure Songs echte oder erfundene Geschichten?
RL: Ich versuche, wahre Begebenheiten in einen Song zu packen,
Dinge die ich erlebt habe. Aber ich glaube, dass es einige junge Künstler gibt,
die sehr wohl die Begabung haben, überzeugende Songs zu schreiben und zu
singen. Es scheint, als ob sie aus einem früheren Leben diese Erfahrungen mit
einbringen. Auch zu unserer Zeit gab es solche jungen Leute. Darum haben
gewisse Songs auch bis heute überlebt.
bm:
Mit Eurer Erfahrung im Showgeschäft muss es massenweise Geschichten zu erzählen
geben. Was ist das verrückteste, das Euch auf Euren Tourneen passiert ist?
Garth Hudson
(GH): Echt verrückt? Wir haben mal einen
Auftritt verpasst. Der Busfahrer fuhr nach Norden und wir fanden uns in der
falschen Stadt wieder (Gelächter)... mitten im Niemandsland. OK, ich versuch
einen andern. Auf dem Flug von New York nach Miami flogen wir durch einige
Luftlöcher, das war wild für einige von uns (wieder Gelächter). Wild genug?
Keine Stories über Girls...
bm:
Ihr alle habt eindrückliche Soloprojekte verwirklicht. Was bringt Euch mehr,
die Einzelarbeit oder die Gruppe?
Alle: Die Gruppe.
PK: Ich und Tommy wollten immer schon zusammen arbeiten. Es hat
aber Jahre gedauert. Es bringt einfach mehr, wenn man sich gemeinsam
verwirklichen kann.
TS: Ja, ich musste warten, bis Du vom Filmgeschäft genug hattest
(Gelächter).
PK: Dabei wollte ich da gar nicht hin.
bm:
Gibt es nach all den Erfolgen noch etwas, das Ihr erreichen wollt?
RL: Nun, da wäre noch die Million Platten von vorhin, die
wir verkaufen wollen...
TS: Ja, das hat was.
PK: Ich möchte mehr Zeit für mich haben, will aber gleichzeitig mit
der Gruppe weiter arbeiten. Ziemlich schwierig zu erreichen.
TS: Ich will mich immer noch verbessern, im Gesang, im Gitarrespiel
und im Songschreiben – nun da ich in meiner Blütezeit bin... (Gelächter).
bm:
Wenn Ihr zurückblickt, gibt es etwas, das Ihr besser getan oder gelassen
hättet?
PK: Ich kann auf Anhieb nichts nennen, Ihr?
RL: Ja, auf ein paar Parties in der
Vergangenheit hätte ich schon verzichten können. Wir waren damals ganz schön
verrückt. Da gibt’s ein paar Geschichten, die ich vielleicht mal in Songs
verpacken werde.
bm:
Ihr führt ein Interview mit Burrito Deluxe. Welche Frage stellt Ihr, die ich nicht gestellt
habe?
RL: Was ist das gesamte Alter von uns....
Alle: ...Nein, nein...
CM: ...und fangen wir mit Tommy an (Gelächter)...
TS: Viel lieber: wer ist der jüngste von uns
PK: Ich....
TS: ...Nein, nein, es ist Matt, unser Bassist. Er ist 22 Jahre alt.
Und wir andern sind alle ungefähr gleich alt.
RL: Ja, wir haben Matt eingestellt, weil er unser
Durchschnittsalter massiv nach unten drückt.
Matt
Spurlock (MS): Nein, ich kam
zur Band weil mein Daddy mich fragte.
TS: Ich mag ihn, weil alle Girls auf ihn stehen. Wir werden langsam
müde, da ist es gut, ein junges Bandmitglied zu haben....(Gelächter).
bm:
Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg bei Euren Auftritten.