bm: Mark, wo siehst Du Dich im musikalischen Spektrum ?
MC: Meine früheren Aufnahmen waren sehr,
sehr traditionell. Danach wurde es etwas progressiver, auch agressiver.
Was ich mache beinhaltet jede Menge Blues, Rock und Country.
bm: Welchen Song würdest Du spielen, um all
Deine Talente zeigen zu können ?
MC: Hängt
davon ab, was Du ausdrücken willst, wenn Du grade singst. Mal Freude, mal
Traurigkeit. Es gibt keinen Song, der alle meine Talente zeigt, weil ich die
Songs jedesmal nach andern Kriterien wähle.
bm: Journalisten suchen immer nach Worten, um
den Stil eines Künstlers zu beschreiben. Wie beschreibst Du Deinen Stil ?
MC: Vielleicht
als ehrlich. Ich mag eigentlich keine Labels. Auf jedem Album ist jeder Song
anders, sei es von der Musikrichtung oder vom Inhalt her. Ich versuche, eine
ganze Reihe Stile einzubringen, um jedermann etwas bieten zu können.
bm: Was tust Du heute dafür, damit in zehn
Jahren der Act “Mark Collie” noch immer im
Musikgeschäft gefragt ist.
MC: Ich
habe immer Songs geschrieben und bin aufgetreten, und genau das werde ich immer
tun. Es ist zwar wirtschaftlich sinnvoll, mit Mainstream
Tendenzen mitzugehen, aber wenn Du es auf das wichtigste in der Musik
reduzierst, dann ist nur noch Herz und Gefühl entscheidend darüber, was Du
tust.
bm: Wenn Du von der Bühne auf das Publikum
schaust, was denkst Du dabei ?
MC: Ich
versuche einfach zu kommunizieren und meine Musik mit dem Publikum zu teilen. Ich
will, dass die Zuhörer eins mit meiner Musik werden, mitgehen, zuhören, fühlen
und Spass haben. Musik kann Deine Gefühle verstärken,
egal in welche Richtung diese gerade gehen.
bm: Du gibst sehr viel mit Deiner Musik. Was
bekommst Du dafür zurück ?
MC: Das
Gefühl, dass Dich die Musik mit dem Publikum verbindet. Der
emotionale Feedback ist für jeden Songwriter und
Artisten das schönste Geschenk, das er kriegen kann.
bm: Was sind die Schattenseiten des
Herumreisens und Auftretens ?
MC: Seit
wir das letzte Mal in der Schweiz waren, habe ich fünf oder sechs Alben
produziert und eine Menge Auftritte absolviert. Vor etwa 18 Monaten habe ich
mich bewusst zurückgezogen um wieder zu schreiben und mich vor allem auf das
Wesentliche zu besinnen. Ich habe seit dieser Zeit noch nicht mal alle Songs
für das neue Album beisammen. Dies wird erst in den nächsten Monaten passieren.
Touren ist wichtig, weil Du damit eine Menge Live-Publikum erreichst, aber es
laugt Dich aus und bringt Dich weg von Familie und Freunden. Ich beginne erst
jetzt wieder, meine Daten konsequent zu planen.
bm: Was war für Dich in dieser “Ruhepause”
sonst noch wesentlich ?
MC: Letztes Jahr habe ich an einigen
Filmprojekten gearbeitet und auch Filmmusik geschrieben. Im
bm: Ist der Film eine Deiner künftigen Passionen ?
MC: Definitiv.
Ich mag schauspielern. Ich versuche mich gegenwärtig auch im Schreiben von
Drehbüchern.
bm: Gibt es einen speziellen Anlass, der in
Deiner Karriere den Wendepunkt darstellte ?
MC: Als
Tony Brown von MCA Records mich eines Nachts in einem Klub auftreten sah und
ich danach einen Plattenvertrag erhielt, schaltete meine Karriere als Artist
einige Gänge herauf. Zuvor und als Songwriter war es
die Zeit, als Randy Travis und andere meine Songs
aufnahmen und sich dadurch mein Bekanntheitsgrad in der Musikindustrie erhöhte.
bm: Was war das grösste
Hindernis, das Du in Deiner Laufbahn überwinden musstest ?
MC: Nicht
aufzugeben und den Mut zu verlieren. Jeder in Nashville will das tun, was ich
mache. Die Konkurrenz ist gross und ich bin nicht
gerade der, der sich anpasst. Manchmal ist es schwierig, sich nicht vom Mainstreamgeschäft mitreissen zu
lassen, Du musst ehrlich zu Dir selbst bleiben und nicht mitschwimmen, nur
weil’s gerade Mode ist.
bm: War das auch ein Grund für Deine
schöpferische Pause ?
MC: Ja. Es wurde immer schwieriger für mich,
zu bleiben wer ich bin. Nicht das die Mainstream
Richtung schlecht wäre. Aber ich wollte trotzdem nicht in der Allgemeinheit des
Geschäfts untergehen. Ich versuche mein neues Album frisch und anders zu
gestalten. Wir wissen noch nicht, bei welchem Label wir produzieren, aber es
wird dort sein, wo ich mich “zuhause” fühle.
bm: Kannst Du Dich an das verrückteste
Erlebnis erinnern, das Dir auf Deinen Tourneen passiert ist ?
MC: Ich
habe alles erlebt, was Du Dir vorstellen kannst. Ich bin schon von der Bühne
gefallen und ähnliches. Aber dieses Thema würde wohl ein separates Interview
verlangen. Lass uns das nächstes Mal besprechen.
bm:
MC: Da
drin steckt viel Wahrheit. Nimm das musikalische Spektrum von Vince Gill über Faith Hill, Tim McGraw,
Billy Ray Cyrus bis hin zu
bm: Wenn Du ein Interview mit Mark Collie
führen solltest, welche Frage würdest Du stellen, die ich nicht gestellt habe ?
MC: Vielleicht
wo ich die Inspiration für meine Songs hernehme.
bm: Ok, woher nimmst
Du sie ?
MC: Aus dem alltäglichen Leben. Von den
Leuten die ich treffe, mit denen ich rede. Aus den guten Zeiten, die ich
erlebe. Ich bin kein sehr disziplinierter Songschreiber. Ich versuche, aus
jedem Tag das beste zu machen. Wenn mir das gelingt,
finde ich meistens auch etwas, worüber es sich zu schreiben lohnt.