Er gehört sozusagen zum Inventar der Schweizer Country
Szene. Jahrelang spielte er für Jeff Turner, ist sowohl solo als auch im Duo
oder Trio zu buchen und seit vielen Jahren festes Mitglied in
bm:
Giampiero, fangen wir damit an, wie Du zur Musik und letztlich zur Country
Musik gestossen bist. Ich weiss, dass in Deinem Heimatland eine grosse Country
Bewegung existiert. Wie kam alles?
GC: Mit 16 Jahren spielte ich in so
genannten Garagen-Bands, danach – ich ging immer noch zur Schule – kam ich zur
Tanzmusik. Der Grund, warum ich zur amerikanischen Musik kam, war eigentlich
ein Laden, in der Nähe meines Wohnortes. Die importierten Platten aus Amerika.
Zu der Zeit gab’s in Italien noch keine Country Szene. Ich stiess also in den
frühen 70er Jahren auf die Outlaw Music von Waylon
Jennings, Willie Nelson, Guy Clark und anderen. Zuvor
hielt ich Country noch für eine Musik, die ich nicht mochte. Meine erste Reise
in die USA im Jahr 1978 führte mich für einige Monate nach Nashville. Das war
nicht geplant, aber ein Mitreisender bot mir an, bei ihm zu wohnen, falls mich
mein Weg mal nach Tennessee führen sollte. Klar wusste ich, dass da einige
grossartige Songwriter wohnten. Die wollte ich
treffen. Ich ging ins Exit
Inn, damals ein ziemlich bekannter Ort, und dort spielte George Jones. Ich
war fasziniert. Das war also auch Country. Super. Zu der Zeit
schrieb ich ab und zu für ein italienisches Songwriter
Magazin, und so gelangte ich an die Fan Fair und
konnte Backstage einige der grossen Künstler treffen. So kam das.
bm: Und
was führte Dich ausgerechnet in die Schweiz und nicht, z.B. nach Holland oder
England, wo die Möglichkeiten zahlreicher gewesen wären?
GC: Auch wieder Zufall. Ich hatte meine
Schulen abgeschlossen, suchte einen Job, konnte keinen finden und meinte eines
Tages zu meinen Eltern: „Ich hab es satt, herum zu sitzen und auf eine
Gelegenheit zu warten. Ich werde nur noch Gitarre spielen.“ Natürlich waren
meine Eltern entsetzt über meinen Entschluss. Und das erste Job-Angebot als
professioneller Gitarrist kam eben aus der Schweiz. Das war 1979. Und ich blieb
hier hängen.
bm: Kannst
Du uns etwas aus Deinem Alltag erzählen? Was machst Du, wenn Du keine Proben
hast und nicht auf der Bühne stehst?
GC: Wie jeder anständige Musiker stehe ich spät
auf. So gegen 10 Uhr geht’s los. Zu Hause üben, neue Songs lernen, die übliche
Hausarbeit, Einkaufen. Und dann natürlich mein Hobby: Alte Schallplatten
sammeln. So um die 6'000 sind mittlerweile zusammen gekommen. Ich gehe sie
überall suchen, das beansprucht meine Zeit ebenfalls. Da ich weder rauche noch
trinke, muss ich ja irgendwie mein Geld ausgeben (lacht).
bm:
Verdienst Du Dein Geld mit zusätzlichen Jobs oder ausschliesslich als Musiker?
GC: Früher machte ich zwischendurch noch
einige Aushilfsjobs. Aber seit langer Zeit verdiene ich meine Brötchen
ausschliesslich mit Musik.
bm: Du
hast sehr viele persönliche Fans, die Dein Gitarrenspiel und Deinen Gesang
mögen. Wann kommt die erste Produktion von
GC: Oh, viele Leute fragen mich danach. Es
gibt eigentlich keine Ausrede. Der einzige Grund dafür ist meine
Bequemlichkeit. Und vielleicht sollte ich etwas mehr Vertrauen in mich selber
haben. Ich schreibe gerne Songs, Jeff Turner hat welche aufgenommen und auch
bm: In
Deiner musikalischen Karriere bist Du mit vielen Berühmtheiten auf der Bühne
gestanden. Wer ist Dein persönlicher Favorit und warum?
GC: Gerade jetzt? Es gibt viele, sehr
schwer, mich für einen Namen zu entscheiden. Das letzte Album von Rodney Crowell mag ich sehr, oder Delbert
McClinton, Dwight Yoakam.
Aber auch ältere Songs von Little Feat oder den Amazing Rhythm Aces höre ich
immer wieder gerne.
bm: Gibt
es jemanden, bei dem Du gerne mal in der Band ein Gastspiel geben würdest –
ausser denen, die du gerade genannt hast?
GC: Es wäre toll, mal zusammen mit Brent
Mason Gitarre zu spielen (Anm.: Mason wurde x-fach geehrt als Gitarrist des
Jahres bei den CMA Awards). Dann könnte ich einige
von seinen Licks abkupfern. Aber es gibt so viele,
dass ich sonst gerade keine anderen Namen nennen kann.
bm: Wie
siehst Du persönlich die Entwicklung der Country Music? Wohin geht der Weg mit
der Kommerzialisierung?
GC: Ich glaube, es wird nicht ewig so weiter
gehen. Der Kreis wird sich schliessen und man wird wieder zur echten Musik zurück kehren. Die Geldmaschinerie wird hoffentlich wieder
der wahren Musik Platz machen. Aber auch heute gibt es hunderte, tausende
Künstler, die ihre echten Fans in den kleinen Clubs und Bars finden. Das wird
immer so bleiben.
bm: Wenn
Du Dich mit drei Worten charakterisieren müsstest, welches wären die Begriffe,
die Du benutzt?
GC: Gib immer Dein Bestes...ups, das sind vier Worte. Aber einzelne Begriffe? Ich weiss
nicht, ich kann mich nicht loben... (
JB: ...Dann lass es. Aber
wenn Du Dich nicht lobst, wirst Du nie ein Star.
GC: Ich will ja gar kein Star werden.
JB: Weiss ich. Wo zum
Teufel ist mein Hut... (verschwindet wieder).
bm: Wo
möchtest Du heute in zehn Jahren beruflich oder privat stehen?
GC: Hoffentlich stehe ich gesund im Leben.
Ich will eigentlich nur Musik spielen, zufrieden sein und die Leute glücklich
machen.
bm: Wenn
Du ein Interview mit
GC: Oh Mann. Ich muss überlegen, hmm, vielleicht: An welchem Punkt befindest Du Dich in
Deinem Leben heute. Nicht in zehn Jahren, sondern heute. Und ich würde
antworten, dass ich ein privilegierter Mensch bin, weil ich von dem leben kann,
was ich am liebsten mache: Gitarre spielen. Das ist für mich schon ein Erfolg.
bm:
Herzlichen Dank für das offene Gespräch und weiterhin viel Glück bei all Deinen
Unternehmungen.