In rund zwanzig Jahren
Bühnenpräsenz spielten sie in der Grand
Ole Opry, waren Begleitband für zahllose US-Stars
an Gross-Anlässen wie dem Country-Festival
im Londoner Wembley Stadion, haben
neun mal den Award der British Country Music Association als beste Band geholt usw. usw.
Die Erfolgsstory liesse sich endlos fortsetzen. Als
die Geleise, auf denen sich die Band bewegte, etwas ausgeleiert schienen,
engagierten sie zwei junge Nachwuchsmusiker, nannten sich “New Colorado” und
brachten so frisches Blut in ihren Sound und in ihre Auftritte. Ihre
Beliebtheit beim Publikum ist ungebrochen, auch wenn sie es heute etwas ruhiger
angehen lassen und sich mehr Zeit für ihre Familien nehmen. Das neue Album
“Live In Europe” ist mit seinen vierzehn Songs ein Beweis dafür, dass es mit
Colorado weitergeht.
Anlässlich ihres
Auftritts am 14. Internationalen Country & Western Festival im Zürcher
Schützenhaus Albisgütli sprach ich mit
bm: Euch und Eure Musik kennt auch in der
Schweiz fast jeder Country Fan. Aber wo seht Ihr Euch selbst im musikalischen Spektrum ?
GJ: Das Markenzeichen ist die Einbindung
unserer schottischen Heimatmusik in das grosse
Gesamtbild der Country Music. Das frische Blut in unserer Band und unsere
langjährige Erfahrung sehe ich als ideale Kombination für künftige Erfolge.
bm: Mit frischem Blut meinst Du Deine beiden
Söhne, Kevin und Trevor. Also ist Colorado jetzt eine Familienband
?
GJ: Fast…..
BC: Ich
bin auch Geordie’s Sohn, schliesslich
sehe ich von uns drei “Alten” am jüngsten aus (Gelächter). Das macht die Pflege
der Haut. Ich halte sie stets feucht mit Whisky und Bier.
bm: Welchen Song würdet Ihr spielen, um all
Eure Talente zeigen zu können ?
GJ: Für
mich persönlich der Song Road Of Life
auf unserem neuen Live-Album. Wir haben wirklich einen guten Teil dieser
Strasse hinter uns, und sind auch immer mal wieder auf unserem Weg gestolpert.
Aber wir sind auch einige Hügel hochgeklettert und haben deren Gipfel erreicht.
bm: Journalisten suchen immer nach Worten, um
den Stil eines Künstlers zu beschreiben. Wie beschreibt Ihr Euren Stil ?
GJ: Im
weitesten Sinn ist er von unserer Liebe zur Country Music beeinflusst. Aber
weil wir Schotten sind, tragen wir in unseren Shows keine Cowboyhüte und geben
nicht vor, in der Prairie aufgewachsen zu sein. Wir
glauben, dass der beste Weg, sich dem Publikum zu
präsentieren, der ehrliche Weg ist. Wir müssen nicht kopieren, wir nehmen
unsere Musik und spielen sie im Country-Stil.
bm: Was tut Ihr heute dafür, damit in zehn
Jahren der Act “Colorado” noch immer im Musikgeschäft
gefragt ist.
GJ: Wir
haben schon was gemacht. Wir haben junge Leute in der Band – zu denen sich auch
Bryan zählt – die uns neue Ideen geben und uns voran bringen.
bm: Ihr gebt sehr viel mit Eurer Musik. Was
kommt dafür zurück ?
BC: Es
ist schön zu sehen, wie das Publikum mitgeht. Nicht immer, aber in neun von
zehn Fällen haben wir das Glück, dass unser Publikum seine Begeisterung zeigt.
Ich denke, das kommt daher, dass wir nicht nur auf der Bühne zusammen sind,
sondern auch sonst als echte Freunde viel gemeinsam unternehmen. Ich hoffe,
dass wir heute in zehn Jahren immer noch dasselbe sagen können.
GJ: Dass
Dich Leute nach bestimmten Songs fragen, die wir spielen sollen zeigt, dass sie
sich mit unserer Musik befassen und sie auch zuhause hören. Mit vielen Leuten
haben wir über die Jahre zudem bleibende Kontakte entwickelt.
bm: Was sind die Schattenseiten des Herumreisens
und Auftretens ?
GJ: Vor
einigen Jahren wurden wir etwas müde. Wir hatten die Wahl, entweder aufzuhören
oder es etwas langsamer angehen zu lassen. Wir haben uns für die zweite Wahl
entschieden. Wir spielten nur noch die Gigs, die wir wirklich spielen wollten.
Glücklicherweise waren wir dazu in der Lage. Wenn irgendein Bandmitglied nicht
mehr bei jedem Auftritt Spass hat, so wirkt sich dies
mittelfristig negativ auf unsere Shows aus.
bm: Gibt es einen speziellen Anlass, der in
Eurer Karriere den Wendepunkt darstellte ?
GJ: Ich
glaube nicht. Wir hatten viele Erfolge in kleinen Mengen. Natürlich glauben die
Leute, dass es solche Wendepunkte gegeben haben muss, wenn wir erzählen, dass
wir neun Jahre hintereinander Top British Country Band waren, mehrmals in der
Grand Ole Opry spielten oder in über 25 Ländern
Tourneen absolviert haben. Es klingt beeindruckend. Aber wenn Du es wirklich
erlebst, ist das einzige das zählt, raus auf die Bühne zu gehen, und den Leuten
die bestmögliche Show zu bieten.
bm: Was war das grösste
Hindernis in Eurer Laufbahn ?
GJ: Der
Wille zum Erfolg. Wir hatten Bandmitglieder, die mit dem Erfolg selbstzufrieden
und damit “faul” wurden. Wir mussten plötzlich nicht mehr unser eigenes
Equipment mitschleppen, nicht mehr in kleinen Bed &
Breakfast Zimmern übernachten und konnten einen
Auftritt nach einem kleinen Soundcheck einfach beginnen. Einige von uns hatten
Mühe, diesen Erfolg zu verarbeiten. Heute in der neuen Formation hat sich dies gottseidank erledigt.
bm: Was war das verrückteste Erlebnis, das
Euch auf Euren Tourneen passiert ist ?
GJ: Vielleicht
sollte ich ein Buch darüber schreiben (Gelächter). Ich habe keine Ahnung wo ich
beginnen soll. Wir haben laufend irgendwelche verrückten Dinge erlebt.
Vielleicht nur eine Geschichte. Da wir Schotten sind, weiss
jeder, dass wir einem Drink nicht abgeneigt sind. Wir traten an einem Freitag abend in Süddeutschland
auf und Samstagabend in Südengland. Vom Zeitplan und den Verkehrsverbindungen
her, kein Problem. Als wir in Deutschland ankamen, realisierten wir, dass die
Firma Jack Daniels offenbar einer der Hauptsponsoren war und es gab am
Bühnenrand jede Menge “Nahrung” für die Band. Wir wollten natürlich nichts
verkommen lassen. Prompt verpassten wir die erste unserer Zugsverbindungen. Wir
hingen unserem Zeitplan immer eine Stunde hinterher, folglich nahmen wir ein
Taxi zum Flughafen. Beim Einladen der Instrumente schlug ein Koffer gegen das
Taxi und beschädigte es leicht. Der Fahrer wollte Geld. Aber Dado, wollte ihm nicht soviel geben. Da rief der Fahrer die
Polizei und nach einem intensiven Wortwechsel nahmen die Bryan und Dado kurzerhand mit auf die Wache. Und ich stand da mit dem
Rest der Band, immer noch in unsern Kleidern vom letzten Auftritt, ohne Geld
und ohne Pässe. Alles bei Dado. Schliesslich
konnten wir unsere Verspätung telefonisch ankündigen und kamen wesentlich
später als geplant zu unserm Auftritt in England. Publikum und Veranstalter
hatten die Zeit überbrückt und auf uns gewartet. Wir spielten unsere Show und
es wurde ein grossartiger Abend.
bm: Lasst uns über die neue CD sprechen.
GJ: Wir
wollten unsere Fans wissen lassen, dass wir noch da sind. Deshalb das
Live-Album, welches wir letzten Juni veröffentlicht haben. Wir machten das
Album wirklich für uns, daher auch sehr wenig Marketing drum herum. Aber so
langsam kommt der Verkauf in Schwung. Die nächste Produktion wird wohl wieder
ein richtiges Studio-Album.
bm: Und die Pläne für die Zukunft
?
GJ: So oft wie möglich in Europa zu spielen,
und den Leuten zu zeigen, dass wir viel neues Material präsentieren können. Wir
spielen dieses Jahr im Juni wieder in der Schweiz, am Trucker & Country
Festival in Interlaken. Solche Anlässe möchten wir wieder vermehrt spielen.
Auch in Schupfart im September werden wir wieder
präsent sein.
bm: Wenn Ihr ein Interview mit Colorado führen
solltet, welche Frage würdet Ihr stellen, die ich nicht gestellt habe ?
BC: Warum
das älteste Mitglied der Band so jung aussieht (Gelächter) ?
Gute Frage für ein Zeitungsinterview oder am Radio, da sieht man mich nicht…..
GJ: Am
Fernsehen würde ich die Frage auch nie stellen….
bm: …und die Antwort ?
BC: Mindestens im Herzen ist er jung
geblieben…das hilft auch schon.
bm: Ein guter Abschluss. Ich wünsche Euch viel
Erfolg bei all Euren Aktivitäten und freue mich auf
ein Wiedersehen.