Wer in der Westschweiz Country Music
sagt, der meint unweigerlich
Seit über 20 Jahren ist er aktiv in der
Country Music Szene unseres Landes. Als Konzertorganisator, Promoter und Künstler-Manager
hat er es geschafft, die Qualität über die Quantität zu stellen. Sicher mit ein
Grund, dass ennet dem Röschtigraben
die Festivals immer noch berstend voll mit Besuchern sind.
Ebenso lange leitet Cowboy Kurt auch
seinen Western Store in Genf. Auch hier gilt: Quality
first. Um mit seinem Angebot immer auf dem
neuesten Stand zu sein, fliegt er seit vielen Jahren im Januar nach Denver zur
grossen Messe der Produzenten von Western Wear. Dort
deckt er sich mit all dem ein, was seine treuen Kunden später bei ihm
einkaufen.
bm:
Kurt, wie würdest Du Dein Leben charakterisieren?
KH: Es war und bleibt ein
Abenteuer. Ich geniesse es, lebe von Tag zu Tag – allerdings schon geplant –
und setze mir Ziele. Ohne Ziele kein Fortkommen. Trotzdem will ich so gut es
geht eben frei sein. Alles was mit Country & Western zu tun hat, war mein
Hobby und nun ist es mein Leben. Ich will den Leuten immer etwas Neues bieten,
etwas mit Rasse, Klasse und Top Qualität. Dies gilt bei mir in Sachen
Bekleidung wie in Sachen Musik.
bm:
Reden wir erst mal über die Bekleidung. Wie war das mit Deiner Western Wear Erleuchtung?
KH: Als gelernter Sportartikel-
und Schuhverkäufer kam ich Anfang der 70er Jahre mit der Westernmode in
Kontakt. 1973 war ich Geschäftsführer des Boots Department, einem Laden
in Genf, der vor allem Westernstiefel verkaufte. Das war der Anfang in Sachen
Bekleidung.
Anfangs 80er Jahre organisierten einige
Pferdeliebhaber ein Wochende mit Musik (u.a. mit den Country Ramblers). An diesem Anlass verkaufte
ich Westernstiefel, Hemden und Gürtel.
1982 eröffnete ich mein eigenes
Geschäft. Durch das Boots Department hatte ich bereits einen gewissen
Namen in der Branche und bei den Kunden. Ja, und dieses Jahr feiere ich bereits
das 20jährige Bestehen meines Ladens an der Rue de Neuchatel 15 in Genf.
bm:
Wärend in der restlichen Schweiz die Western Stores
über mangelnde Kunden klagen...
KH: Auch ich hatte Jahre,
wo es schwierig war. Heute läuft es sehr gut, aber man muss aktiv sein.
Beispielsweise organisiere ich Modeschauen mit Westernwear.
Dort wiederum ist auch Musik und somit Publikum, das sich für diese Lebensart
interessiert.
Im Wesentlichen ist alles eine Frage
der Identifikation und der Qualität. Ich habe in den Staaten Stiefel- Hut- und
Hemdfabriken besucht und kenne heute alle Fabrikationsprozesse, sowie die
Schwierigkeiten mit gewissen Materialien. Permanente Weiterbildung im Leder-
und Stoffbereich ist für mich Ehrensache, wenn ich meine Kunden richtig beraten
will. 95% meiner Ware kommt direkt von den Herstellern in den USA und Kanada.
Western ist bei mir keine Mode, sondern eine Lebenseinstellung.
bm:
Kommen wir zu Deiner ersten Begegnung mit der Country Music und wie Du zu
Festival-Organisation, Bandmanagement und Radio kamst.
KH: Bei mir gibt es ihn
wirklich, den berühmten Onkel aus Amerika. Meiner war bei Woodstock dabei,
erzählte mir später von diesen Festival. Ich mochte Folk- / Americana-Music
mit Bob Dylan, Joan Baez, Joe Cocker. Zudem war ich
ein Fan von John Mayall, den ich mindestens fünf mal auf der Bühne erlebt habe.
1975 besuchte ich besagten Onkel in den
Staaten. Er war Massschneider und kleidete die Stars ein, die in der City Music
Hall und im Madison Square Garden auftraten. Dort war ich zum ersten Mal Backstage und sah, was hinter den Kulissen vorgeht. Ich war
von dem Treiben so begeistert, dass ich mir vornahm, später selber einmal
Festivals zu organisieren.
Später besuchte ich Kalifornien,
Arizona, New Mexico und Texas. In den Saloons hörte
ich grossartige Musik, von der ich begeistert war. Dass es sich um Country
Music handelte, wusste ich Anfangs noch gar nicht.
Ende der 70er, anfang
80er Jahre setzte sich diese Musik auch in der Schweiz durch. Bei uns waren Roll Over schon
1978 Sieger in einer Ausscheidung. Sparte: Country Music, Auszeichnung:
Beste Country Band.
bm:
All dies hast Du still beobachtet. Aber wann hat’s gefunkt?
KH: Es war eher ein
schleichender Schwelbrand, würde ich sagen. 1984 gründete ich meinen ersten
Westernklub. Ich wollte den Leuten Country und Western näher bringen, aber die
hatten nur Raufen und Saufen im Sinn. So löste ich den Club wieder auf und
gründete den Texas Square Dance Club.
Ein Jahr zuvor hatte ich diese Tänze in den USA kennen und tanzen gelernt.
Meine Frau und ich gaben Tanzstunden, der Club wuchs und wuchs. Unsere Truppe
tanzte an den Olympischen Winterspielen in Albertville und an vielen andern
Anlässen.
Ein Jahr später moderierte ich die
erste Country Music Radiosendung. Dieses „Hobby“ ist bis heute geblieben. Auf Radio Lac
bin ich ein Mal pro Woche von 17 bis 18 Uhr mit Country auf Sendung (deutsch-schweizer Radiomacher: spürt Ihr den Unterschied (anm.)).
1986 folgte die Organisation meines
ersten Festivals. Acts
waren
Im Management fand ich mich mit
Als Reiseorganisator betätigte ich mich
ab dem gleichen Jahr. So war ich mit meinen Gästen bei der Calgary Stampede am Rodeo, bei der Fan Fair in Nashville, ans
Wembley Festival in London usw. Dazwischen natürlich immer wieder Reisen in
Sachen Bekleidung und Künstler-Verpflichtung. Seit 1990 bin ich Ehrenbürger der
Stadt Hendersonville, TN, jener Stadt, in der Conway Twitty lebte und Johnny
Cash heute zeitweise noch lebt.
bm:
Wieviele Festivals oder Konzerte hast Du bis heute
auf dem Buckel?
KH: Einiges über 50,
würde ich schätzen. In allen Grössenordnungen, von 500 bis ein paar Tausend
Besuchern.
bm:
Viele Veranstalter beklagen rückläufige Zahlen bei den Besuchern. Was ist
anders als damals?
KH: Vielleicht liegt’s an der Qualität, vielleicht eine Übersättigung,
vielleicht beides. Früher organisierten Country-Kenner
und Country-Freunde die Festivals. Heute ist es
vielfach Kommerz. Die Veranstalter bringen Bands, die Geld einbringen, ob die
echten Fans die Musik hören wollen, ist für viele zweitrangig. Bei mir hat sich
nicht viel geändert, ich bin immer noch direkt mit den Artisten im Kontakt und
mache die meisten wichtigen Arbeiten selber. Ich höre auf Kritiken und
Besucherwünsche. Die Besucherzahlen meiner Festivals steigen ständig und geben
mir damit recht.
Die Country Music wird sich trotz Crossover-Versuche nie zu einer Hauptsparte entwickeln.
Daher sollte man bei der „echten“ Country Music bleiben. Wir hatten letztes
Jahr an meinem grössten Festival innerhalb von vier Tagen über 13'000 Besucher.
Die Musik reichte von Bluegrass über traditional Country bis hin zu Country Rock.
bm:
Was waren Deine Highlights in Sachen Musik?
KH: Da gab’s viele. 1994
brachte ich Buck Owens nach Montreux. Jack McFadden, der Manager von Buck war
einer meiner besten Freunde in Nashville. So durfte ich Backstage
in der Grand Ole Opry meine Stars wie Emmylou Harris,
Brooks & Dunn, Little Jimmy Dickens und viele andere treffen. Ein weiteres
Highlight ist meine langjährige Zusammenarbeit mit
bm:
Und die Tiefpunkte?
KH: Einmal engagierte ich
Don Williams. Er kam nicht und ich musste bereits verkaufte Tickets
zurückerstatten. Oder 1989, als ich das Festival in Onex
bei Genf organisierte. In Nashville sah ich Donna Meade im Stockyard
Restaurant & The Bull Pen Lounge. Die Verträge wurden unterschrieben,
die Gage vorausbezahlt. Dann, zuhause, ein Telefonat aus Nashville: Donna kommt
nicht, weil ihr Verlobter, Jimmy Dean sie heiraten will und nicht mit ihrer
Reise nach Europa einverstanden ist. Geld weg, Klagen nützte auch nichts gegen
eine Grösse wie Dean. Also habe ich Jim Ed Brown organisiert, neue Werbung,
neue Tickets, nochmals Gage bezahlt und nichts verdient. Aber es war trotzdem
ein Superfestival.
bm:
Und was wünschst Du Dir für die Zukunft?
KH: Ich möchte eines Tages Country Stars in die Victoria Hall in Genf
bringen. Dort wird normalerweise nur klassische Musik gespielt. Dann wünsche
ich mir meinen eigenen Country Club und vielleicht reicht es auch einmal zu
einer eigenen Bekleidungslinie mit Stiefeln, Gürteln und Hemden.
bm: Kurt, ich bedanke mich für dieses Gespräch und
freue mich auf Deinen Gross-Anlass. Viel Erfolg.
KH: Danke, dass ich Gelegenheit erhielt, meine Ansichten zu dieser Szene zu
äussern.