Interview mit Cowboy’s Nightmare

© February 2003 / Bruno Michel

 

Das Publikum, welches die Auftritte der sechs Powerladies beim Auftakt des diesjährigen Festivals verpasst hat, ist selber schuld. Aber die Anwesenden brachten den Musikerinnen dafür umso mehr Sympathie entgegen. Vor ihrem ersten Auftritt im Güetli hatte ich Gelegenheit, die sechs Girls aus Houston, TX, ausführlich in einem Gespräch kennen zu lernen.

 

bm: Lasst mich mit einer Frage beginnen, die Ihr wohl oft gestellt bekommt: Was unterscheidet Euch von anderen All-Girl-Bands, wie z.B. den Dixie Chicks oder Mustang Sally?

Shauna: Von den Chicks unterscheidet uns, dass wir keine weiteren Musiker auf der Bühne haben.

Ramona: Zudem schreiben wir unsere Songs selber.

 

bm: Ihr seid alle individuelle Persönlichkeiten und kommt aus unterschiedlichen Stilrichtungen. Wie bringt Ihr alle Meinungen und Wünsche unter einen Hut?

Jeri: Ich halt’ mich einfach raus (Gelächter).

Ramona: Ich genau so

Shauna: Wir kommen, wie Du richtig sagst, aus unterschiedlichen Richtungen. Das ermöglicht uns, keine bestimmten Stile zu bevorzugen. Bei uns hörst Du Country, Cajun, Rock, Bluegrass, Swing, alles mögliche eben. Dadurch kann sich jede von uns einbringen.

 

bm: Und was macht Ihr bei Meinungsverschiedenheiten?

Alle gleichzeitig: Wir hören auf das, was Jonna sagt (Gelächter).

Jonna: Nein!!! Alle bringen ihre Ideen ein, und ich entscheide dann (wieder Gelächter). Nein, in Tat und Wahrheit diskutieren wir darüber und schauen, ob sich die Mehrheit dafür oder dagegen entscheidet.

Ramona: Ja, und wenn die Diskussionen zu lange dauern, sage ich einfach: Shut up and play.

 

bm: Ihr seid seit 1993 zusammen. Es hat aber sechs Jahre gedauert bis zu Eurem ersten Album. Warum?

Jonna: Wir haben kreuz und quer durch Texas gespielt. Wir haben uns nicht auf das konzentriert, was wir eigentlich hätten tun sollen: Aufnahmen zu machen.

Shauna: Jonna war es letztlich, die unsere ganzen Promo-Auftritte designed hat. Logo, Flyers usw. Wir konzentrieren uns jetzt mehr darauf, uns zu vermarkten.

Jeri: Bisher haben wir einfach gespielt. Wir müssen uns nun viel stärker um Studioaufnahmen kümmern. Ich hasse es, den Fans zu sagen, dass wir zwar neun Jahre zusammen sind, aber nur eine CD haben. Wir arbeiten gerade an der zweiten.

 

bm: Euer wohl grösster Erfolg war, mit Willie Nelson bei Farm Aid aufzutreten. Was hat Euch diese Erfahrung gebracht?

Shauna: Es war einfach unbeschreiblich. Ein Teil von Etwas zu sein, dass so wichtig ist für die Leute, denen die Einnahmen zukommen. Jeden Tag verschwinden in den USA 500 kleine Farmen. Jeder Beteiligte, ob Strom-, Getränke- oder Essenslieferant, ob Künstler oder Tontechniker, arbeitet umsonst und alle Einnahmen gehen an die Farmer. Von Neil Young bis zu weniger bekannten Musikern gab es keine Ego-Trips.....

Joni:...mit ein paar Ausnahmen....(Gelächter)...

 

bm: Gibt es ausser Willie Nelson weitere Stars, mit denen Ihr einmal auftreten möchtet?

Joni: Wynonna mag ich sehr, hätte nichts dagegen, mit Ihr die Bühne zu teilen.

Jonna: Travis Tritt. Aber vor allem Alan Jackson – und er dürfte seinen Hut dabei aufbehalten....

Dana: …Dwight Yoakam, Tim McGraw...

Shauna: ...warum nicht mal ein gemeinsamer Auftritt mit den Dixie Chicks, Mustang Sally und Cowboy’s Nightmare, so ein richter Frauenabend.

Joni: Gute Idee, kannst Du das mal für uns in der Schweiz arrangieren.

 

bm: Wie beschreibt Ihr Eure Musik jemandem, der Euch noch nie gehört hat?

Dana: Renegade Country.

Alle durcheinander: …Alternative….Progressive….Texas....

bm: Also dann einigen wir uns auf Alternativ-Progressiven Texas Renegade Country, ok? (Gelächter).

 

bm: Nach welchen Kriterien wählt Ihr Eure Songs aus?

Shauna: Wir haben starke Harmonien, wir suchen Songs, die dem entgegen kommen.


bm: Wollt Ihr eine Message rüber bringen oder geht’s mehr um die kraftvolle Musik?
Shauna: Viele Songs beschreiben unsere eigenen Erfahrungen. Mamou Mimi z.B. ist ein Song über meine Grossmutter. Heart With A Song von Ramona erzählt von ihren Erlebnissen. Hot Little Mama.....

Joni: ...ist ein Song über mich….(Gelächter).

 

bm: Viele Grössen kommen aus Texas. Aber nur wenige haben grosse Verträge. Die meisten Singer/Songwriter treten innerhalb des Staates auf. Was tut Ihr, um die Musik ausserhalb Texas bekannter zu machen?

Shauna: Es geht um die Kontrolle im Musikgeschäft.
Dana: Texas Music wird akzeptiert, sobald sie gehört wird, sie kommt aber zuwenig über die Grenzen hinaus.

Shauna: Die grossen Firmen sorgen dafür, dass alles Erfolgreiche gleich klingt. Wir haben schon Angebote abgelehnt, als wir erfuhren, was wir dafür hätten tun sollen. Namensänderung, andere Musiker in die Band aufnehmen, etc.

Ramona: Dann bleiben wir lieber unserer Musik treu.

 

bm: Wenn Ihr ein Interview mit Cowboy’s Nightmare führen müsstet, welche Frage stellt Ihr Euch, die ich nicht gestellt habe?

Joni: Wie kam’s zu unserem Namen? Jeri kam eigentlich drauf.

Jeri: Ja, als ich die Girls zum ersten Mal sah, sagte ich: Mann, Ihr seid wirklich ein Albtraum für die Cowboys.

 

bm: Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg bei Euren Auftritten.