Das Publikum, welches die Auftritte der
sechs Powerladies beim Auftakt des diesjährigen Festivals verpasst hat, ist
selber schuld. Aber die Anwesenden brachten den Musikerinnen dafür umso mehr Sympathie
entgegen. Vor ihrem ersten Auftritt im Güetli hatte
ich Gelegenheit, die sechs Girls aus Houston, TX, ausführlich in einem Gespräch
kennen zu lernen.
bm: Lasst mich mit einer Frage beginnen, die Ihr wohl oft gestellt
bekommt: Was unterscheidet Euch von anderen All-Girl-Bands, wie z.B. den Dixie Chicks oder Mustang Sally?
Shauna: Von den Chicks unterscheidet uns, dass wir keine weiteren
Musiker auf der Bühne haben.
Ramona: Zudem schreiben wir unsere Songs selber.
bm: Ihr seid alle individuelle Persönlichkeiten und kommt aus
unterschiedlichen Stilrichtungen. Wie bringt Ihr alle Meinungen und Wünsche
unter einen Hut?
Jeri: Ich halt’ mich einfach raus (Gelächter).
Ramona: Ich genau so
Shauna: Wir kommen, wie Du richtig sagst, aus unterschiedlichen Richtungen.
Das ermöglicht uns, keine bestimmten Stile zu bevorzugen. Bei uns hörst Du
Country, Cajun, Rock, Bluegrass,
Swing, alles mögliche eben. Dadurch kann sich jede von
uns einbringen.
bm: Und was macht Ihr bei Meinungsverschiedenheiten?
Alle
gleichzeitig: Wir hören auf das, was
Jonna sagt (Gelächter).
Jonna: Nein!!! Alle bringen ihre Ideen ein, und ich entscheide dann
(wieder Gelächter). Nein, in Tat und Wahrheit diskutieren wir darüber und
schauen, ob sich die Mehrheit dafür oder dagegen entscheidet.
Ramona: Ja, und wenn die Diskussionen zu lange dauern, sage ich
einfach: Shut up and play.
bm: Ihr seid seit 1993 zusammen. Es hat aber sechs Jahre gedauert
bis zu Eurem ersten Album. Warum?
Jonna: Wir haben kreuz und quer durch Texas gespielt. Wir haben uns
nicht auf das konzentriert, was wir eigentlich hätten tun sollen: Aufnahmen zu
machen.
Shauna: Jonna war es letztlich, die unsere ganzen Promo-Auftritte
designed hat. Logo, Flyers
usw. Wir konzentrieren uns jetzt mehr darauf, uns zu vermarkten.
Jeri: Bisher haben wir einfach gespielt. Wir müssen uns nun viel
stärker um Studioaufnahmen kümmern. Ich hasse es, den Fans zu sagen, dass wir
zwar neun Jahre zusammen sind, aber nur eine CD haben. Wir arbeiten gerade an
der zweiten.
bm: Euer wohl grösster Erfolg war, mit Willie
Nelson bei Farm Aid aufzutreten. Was hat Euch diese
Erfahrung gebracht?
Shauna: Es war einfach unbeschreiblich. Ein Teil von Etwas zu sein,
dass so wichtig ist für die Leute, denen die Einnahmen zukommen. Jeden Tag
verschwinden in den USA 500 kleine Farmen. Jeder Beteiligte, ob Strom-,
Getränke- oder Essenslieferant, ob Künstler oder Tontechniker, arbeitet umsonst
und alle Einnahmen gehen an die Farmer. Von Neil Young bis zu weniger bekannten
Musikern gab es keine Ego-Trips.....
Joni:...mit ein paar Ausnahmen....(Gelächter)...
bm: Gibt es ausser Willie Nelson weitere
Stars, mit denen Ihr einmal auftreten möchtet?
Joni: Wynonna mag ich sehr, hätte nichts
dagegen, mit Ihr die Bühne zu teilen.
Jonna: Travis Tritt. Aber vor allem Alan
Jackson – und er dürfte seinen Hut dabei aufbehalten....
Dana: …Dwight
Yoakam, Tim McGraw...
Shauna: ...warum nicht mal ein gemeinsamer Auftritt mit den Dixie Chicks, Mustang Sally und Cowboy’s
Nightmare, so ein richter
Frauenabend.
Joni: Gute Idee, kannst Du das mal für uns in der Schweiz
arrangieren.
bm: Wie beschreibt Ihr Eure Musik jemandem, der Euch noch nie
gehört hat?
Dana: Renegade
Country.
Alle
durcheinander:
…Alternative….Progressive….Texas....
bm: Also dann einigen wir uns auf Alternativ-Progressiven Texas Renegade Country, ok?
(Gelächter).
bm: Nach welchen Kriterien wählt Ihr Eure Songs aus?
Shauna: Wir haben starke Harmonien, wir suchen Songs, die dem entgegen
kommen.
bm: Wollt Ihr
eine Message rüber bringen oder geht’s mehr um die
kraftvolle Musik?
Shauna: Viele Songs
beschreiben unsere eigenen Erfahrungen. Mamou
Mimi z.B. ist ein Song über meine Grossmutter. Heart
With A Song von Ramona erzählt von ihren
Erlebnissen. Hot
Little Mama.....
Joni: ...ist ein Song über mich….(Gelächter).
bm: Viele Grössen kommen aus Texas. Aber nur wenige haben grosse
Verträge. Die meisten Singer/Songwriter treten
innerhalb des Staates auf. Was tut Ihr, um die Musik ausserhalb Texas bekannter
zu machen?
Shauna: Es geht um die Kontrolle im Musikgeschäft.
Dana: Texas Music wird akzeptiert, sobald sie gehört wird, sie kommt
aber zuwenig über die Grenzen hinaus.
Shauna: Die grossen Firmen sorgen dafür, dass alles Erfolgreiche gleich
klingt. Wir haben schon Angebote abgelehnt, als wir erfuhren, was wir dafür
hätten tun sollen. Namensänderung, andere Musiker in die Band aufnehmen, etc.
Ramona: Dann bleiben wir lieber unserer Musik treu.
bm: Wenn Ihr ein Interview mit Cowboy’s Nightmare führen müsstet, welche Frage stellt Ihr Euch, die
ich nicht gestellt habe?
Joni: Wie kam’s zu unserem Namen? Jeri kam eigentlich drauf.
Jeri: Ja, als ich die Girls zum ersten Mal sah, sagte ich: Mann, Ihr
seid wirklich ein Albtraum für die Cowboys.
bm: Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg bei Euren
Auftritten.