bm: Slam!…netter Künstlername. Wie heisst Du wirklich?
SD: Billy. Aber mein erster Radioboss meinte,
als Billy könne ich nicht auftreten. Das klinge nach kleinem Kind. Himmel, ich
war erst 20 Jahre alt. Also nannte ich mich Bill Duncan….das klang irgendwie
nach gar nichts. Eines morgens kam Roger St. John ins
Studio und rief: ‚Hey, Slam, wie geht’s?’ Und ich: ‚Bitte was?’ Er meinte, Slam
sei ein cooler Name, ich sollte mich ab sofort so nennen. Zuerst fand ich den
Namen grässlich. Nach einigen Wochen stellte ich mich an einer Radiomesse als
Bill Duncan vor, keiner kannte mich. Als ich erwähnte, dass ich seit einiger
Zeit auch den Namen
bm: Bist Du mit einer
Schallplatte in der Hand geboren, oder wann hast Du Dich entschieden, DJ zu
werden?
SD: Ich schlief als Kind
immer zu Radiomusik ein. Die Discjockeys fand ich damals cool. Du weisst schon,
Gratis T-Shirts, immer die neuesten Platten und so. Ich war aber sehr
schüchtern, also erzählte ich niemandem von meinem Berufswunsch. Bis ich im
College dem Campusradio zuhörte. Die suchten Nachwuchs-DJ’s…
und hier bin ich.
bm: Es gibt
mehrere tausend Country Radiostationen in den USA. Wie hast Du Deine
gefunden?
SD: Eigentlich fand sie
mich. Ich arbeite für eine grosse Medienfirma, denen gehören hunderte von
Stationen. Mit der Zeit habe ich mich auf Morgensendungen spezialisiert. Aber
in meiner früheren Station in Nashville hatten sie einen erstklassigen Morgen-DJ. Also versetzte man mich nach Virginia.
bm: Was machst Du beim
Radio, wenn Du mal nicht auf Sendung bist?
SD: Bei diesem Sender
werde ich wieder Musikdirektor. Ich habe in den letzten Jahren den Kontakt zur
Plattenindustrie etwas verloren. Mein letzter Job als Musikdirektor liegt fast
zehn Jahre zurück. Ich freue mich darauf, wieder vermehrt mit diesen Leuten
zusammen zu kommen.
bm: Was ist das Beste an
Deinem Job?
SD: Öffentlichkeitsarbeit.
Ich habe 1995 einen Anlass erfunden, Bikes Or Bust. Es gibt in den USA
eine grosse Sammelaktion des Marine Corps namens Toys
For Tots. Die sammeln jedes Jahr Spielsachen für
Kinder, deren Familien sich wenig leisten können. Was aber wünscht sich jedes
Kind im Leben? Ein Fahrrad. Also haben wir einen 6,5 Meter Trailer in ein
mobiles Studio umgebaut und auf dem Vorplatz eines Shoppingcenters 30 Meter
hoch an einem Kranwagen in die Luft gehängt. Ich habe 100 Stunden nonstop
gesendet und zu Fahrradspenden aufgerufen. Unser Ziel war 93 Bikes zu sammeln, weil der Sender J 93.5 heisst. Nach vier
Tagen hatten wir 620 neue Fahrräder. Im Folgejahr setzten wir unser Ziel bei
1000 Bikes an…und kamen auf 1511. Im Jahr 97 kamen
1965 zusammen. Und beim letzten Event, 1998 brachten die Leute 2428 Fahrräder
zum Event.
bm: Warum 1999 kein solcher Event?
SD: Nun, wir dachten uns,
dass nach über 6500 beschenkten Kindern in unserem Einzugsgebiet möglicherweise
nicht mehr genügend übrig waren, die noch kein Fahrrad besassen. Und wir
wollten verhindern, dass ein Kind nach kurzer Zeit wieder ein neues Bike erhielt, das wäre nicht fair gewesen. Aber das
Publikumsecho war so gross, dass wir den Anlass zu Weihnachten 2000 wieder
durchführen werden.
bm: Wer ist Dein
Lieblingskünstler?
SD: Garth Brooks, keine
Frage. Ich höre bei einem Künstler hinter die Songs und beobachte, wie er sich
neben der Bühne verhält, was für ein Mensch er ist. Garth ist einer der
grosszügigsten und selbstlosesten Menschen, den ich kenne.
bm: Welches war der beste
Rat, den Du jemals bekommen hast?
SD: Ein alter Mann, der
über 30 Jahre Radio Erfahrung hatte, sagte mir einmal: ‚Slam, ich geb Dir einen Rat. Du kannst ihn annehmen oder nicht. Alle
Radios senden mehr oder weniger dieselben Songs. Keine grossen Unterschiede.
Also ist das, was Du zwischen den Songs ans Publikum vermittelst, wichtig. Das
ist es, was Dich von der grossen Masse der DJs
abheben wird.’ Das habe ich nie mehr vergessen.
bm: Wenn Du nicht beim
Radio wärst, was würdest Du beruflich machen?
SD: Sicher nicht hier
sitzen und mit Dir reden (lacht). Mein Grossvater, bei dem ich aufgewachsen
bin, hielt mich immer für ein sehr aufgestelltes Kind und meinte, dass ich
einen guten Verkäufer abgeben würde. Ich wollte nach dem College eigentlich
eine Marketing Karriere anstreben und wahrscheinlich würde ich jetzt irgendwo
da draussen Produkte anpreisen. Aber wenn ich recht überlege, hatte mein
Grossvater recht. Ich bin Verkäufer geworden, ich
verkaufe mich am Radio.
bm: Was brachte Dich
dazu, Dich in der Schweiz einem Live Publikum vorzustellen?
SD: Wenn ich die
Möglichkeit hätte, würde ich wahrscheinlich das Radiogeschäft verlassen und bei
einer Agentur Tour Manager für eine Band werden wollen. Ich mag es, in der Welt
herumzureisen und dafür auch noch bezahlt zu werden (lacht). Zudem bin ich
gerne mit Menschen zusammen und glaube, ein grosses Organisationstalent zu
besitzen. Im November rief mich
bm: Gibt es einen
Unterschied ob Du in ein Mikrofon oder zu Live Publikum sprichst?
SD: Ich bin im Studio
niemand anders als bei einem Live Anlass. Ok, ich
muss am Radio keine Leute anfeuern, brauche weniger Energie. Aber ich muss mich
nicht anstrengen bei einem Live Event, eher muss ich mich am Radio bremsen.
bm: Welchen Rat gibst Du
Deinen Hörern auf den Weg in den Tag mit?
SD: Wie überall auf der
Welt stehen auch in Amerika die meisten Leute dauernd unter Stress. Es gibt
soviel, an das sie denken müssen, Job, Familie, Rechnungen. Ich hoffe, dass ich
den Hörern auf dem Weg zur Arbeit oder beim Frühstück etwas geben kann, dass
sie zum Lachen bringt, oder worüber sie diskutieren können. Einfach etwas, dass
sie für eine Weile vom Alltagsgeschäft ablenkt.
bm: Aladdin
erfüllt Dir drei Wünsche. Welche?
SD: Jetzt wird’s ernst.
Mein erster Wunsch wäre, einen weiteren Tag mit meinem Grossvater zu
verbringen. Er verstarb leider, ohne dass ich mich von ihm verabschieden
konnte. Ich würde einfach gerne Auf Wiedersehen sagen.
Zweitens: ‚Aladdin, wenn Du
schon beim Wünsche erfüllen bist, kannst Du mich mal eben um 50 Pfund Gewicht
erleichtern?’ Und drittens, ich würde ihn bitten, mir die Weisheit zu geben,
das was ich momentan erlebe, zu geniessen und zu schätzen. Es gibt so viele
Menschen, die alles geben würden, um zum Beispiel in Eurem Land Ferien zu
machen. Und mir wird’s auch noch bezahlt. Wir schätzen die guten Dinge des
Lebens meistens erst, wenn wir uns zwanzig Jahre später daran erinnern.
bm: Wenn Du DJ
SD: Ich würde ihn fragen: ‚Fühlst Du Dich in Deinem Leben und in Deinem
Alltag wohl?
bm: Und die Antwort?
SD: Die Antwort geht in die Richtung meines
dritten Wunsches an Aladdin. Ich sollte mich eigentlich
wohlfühlen. Und trotzdem denke ich manchmal darüber
nach, was anders sein könnte.
bm: Vielen Dank für das
interessante Gespräch.