Interview mit Marco Gottardi
bm: Wenn
man unter Marco Gottardi
im Lexikon nachschauen könnte, was würde nach dem Namen stehen
?
MG: Nicht
„normaler“ Country Musiker und Arbeitstier. Hat seinen eigenen Stil. Versucht
immer, allen Verpflichtungen nachzukommen. Das merke ich dann ab und zu wieder
an meinem physischen Zustand.
bm: Du singst
seit 1988. Die meiste Zeit bis 1993 aber in fremden Bands. Warum wolltest
Du Deine eigene Band ?
MG: Anfangs sang ich Karaoke. Später
durfte ich mit Leuten wie
bm: Warum
spielst Du kein Instrument auf der Bühne ?
MG: Weil ich ein fauler Kerl bin…nein, ernsthaft. Ich
spielte früher Gitarre. Durch eine Operation am linken Vorderarm musste ich
dies aber aufgeben. Danach kam ich nie wieder richtig zum spielen. Ich kann den
Arm heute noch nicht richtig biegen.
bm: Durch
das Schaustellergeschäft bist Du oft an Wochenenden engagiert. Wie vereinbarst
Du dieses harte Business mit dem ebenfalls nicht einfachen Musikgeschäft
?
MG: Das ist wirklich schwierig. Letzte Nacht haben wir bis
morgens um drei Uhr die Stände demontiert, heute morgen um sechs Uhr sass ich
bereits wieder im Lastwagen und habe die
Chilbiwagen transportiert sowie die Autoscooterbahn wieder aufgebaut, danach kurz nach Hause
und jetzt wieder im Studio. Ich muss meinen Eltern ein grosses Lob aussprechen.
Ohne ihre Unterstützung und ihr Verständnis wäre ich nicht in der Lage, meinem
„Hobby“, der Country Music, nachzugehen. Wir sind ein Familienbetrieb und jeder
wird gebraucht. Aber sie geben mir sehr viel Freizeit, und dafür bin ich ihnen
dankbar.
bm: Ist
das „Hobby“ nicht schon zum eigentlichen Beruf geworden ?
MG: Zeitweise habe ich dieses Gefühl schon. Beispielsweise
hatte ich am Samstag ein Konzert in Sisseln, kam
morgens um halb fünf nach Hause und stand um elf Uhr schon wieder bereit auf
dem Rummelplatz. Das heisst also, spätestens um neun Uhr musst Du putzen und
vorbereiten. Wenn Dir in solchen Momenten die Augen fast zufallen, dann
wünschst Du Dir, nur noch Musik zu machen. Dann könntest Du am Morgen liegenbleiben.
bm: Aber
momentan ist es noch nicht soweit ?
MG: Keinesfalls. Wenn, dann müsste ich erstmal alles mit meinen
Eltern besprechen. Ob Du allerdings als Berufsmusiker dann immer noch die
gleiche Freude am Spielen hast, wie wir heute, das
bleibt dahingestellt. Es ist ja dann nicht mehr „freiwillig“, wie heute. In
meiner Band hat es ehemalige Berufsmusiker. Die haben nicht umsonst den Beruf
wieder gewechselt. Im Gegensatz zur landläufigen Meinung ist Berufsmusiker
zu sein auch nicht immer ein Honiglecken.
bm: Wenn
Du all Deine Talente in einem Song demonstrieren könntest, welcher wäre das ?
MG: So viele Talente habe ich nun auch wieder nicht. Ich
möchte einfach fröhliche Musik machen, wie zum Beispiel der Titelsong meiner CD
„On A Caroussel“. Er handelt von der Freude, die
Kinder haben, wenn sie eine Chilbi besuchen und sich
vergnügen können. Dann habe ich auch ernstere Themen, wie den Song „Shareholder
Value Blues“, der von der heutigen Konzentration in
der Wirtschaft und den Folgen für die Arbeitnehmer handelt. Also Dinge, die
mich persönlich beschäftigen und bewegen.
bm: Was ist
wichtiger in der Country Musik : Die Worte oder die
Melodie ?
MG: Sowohl als auch. Es muss harmonieren, zusammenstimmen.
Ich bin Musiker und gleichzeitig Zuschauer. Einen neuen Song wähle ich danach,
ob der Zuhörer mitmacht, ob ihm etwas davon hängenbleibt,
so dass er es auf dem Heimweg noch vor sich hin summt.
bm: Du
hast nahtlos die nächste Frage eingeleitet : Wie hast
Du das Material für Deine neue CD ausgesucht ?
MG: Mit meinen Musikern. Ich habe die gesamte Produktion mit
meiner eigenen Band eingespielt, vorwiegend Eigenkompositionen bis auf zwei
Songs. Da ich kein Instrument mehr spiele, komme ich mit einer Melodie im Kopf,
singe diese vor, dann beginnen wir zu tüfteln und zu ändern, bis der Song
steht.
bm: Ein
guter Zeitpunkt, Deine Musiker kurz vorzustellen.
MG: Sehr gern. Am Schlagzeug sitzt Christian Vajda, am Bass Germano Cantore, dann Ernst Grams an der Gitarre und Peter Ott
spielt Keyboard. Das ist meine CD- und meine
Konzertbesetzung.
bm: Welche
zwei Coverversionen habt ihr eingespielt ?
MG: Von Bette Middler „The Rose“
aber in unserer Version, mit Chorgesang etc.. Dieses Lied wurde von vielen
meiner Fans immer wieder gewünscht. Das zweite ist eine a capella
Version eines Songs, den Elvis mal aufgenommen hat „I Can‘t
Help Falling In Love“.
bm: Wodurch
unterscheidet sich die neue CD von Deinem Erstling „Open Your
Heart“ ?
MG: Es ist ein Produkt von uns, wir haben alle hart dafür
gearbeitet. Zudem konnte ich hier das Material aufnehmen, das wir wollten. Wir
hatten wesentlich mehr Mitsprache. Der Produzent ist mein Bassist, Germano. Natürlich haben wir Gastmusiker drauf, so Helmut Schöni oder Jens Krüger. Dann Martin Gugger
und Martin Stamm, beide von George Hug‘s Steaks &
Beans oder auch Urs Schellenberger, einen Sessionmusiker. Sehr wichtig ist auch, dass Martin Schmidt
von Hyposound für Aufnahme und Mix verantwortlich
zeichnet. Auch er ein echter Supertyp, mit dem man Pferde stehlen kann.
bm: Wer ist
Dein persönlicher Lieblingssänger ?
MG: Es gibt zwei oder drei. Ich bin ein Riesenfan von Elvis
Presley. Dann gehören aber auch Billy Ray Cyrus und Alan Jackson dazu.
bm: Bekannt
zu werden bedeutet immer auch Veränderung im Leben. Welche Veränderungen
erlebst Du ?
MG: Ich hoffe nicht, dass ich mich verändert habe. In meinem
Umfeld stelle ich schon solche fest. Beispielsweise, wenn ich zu Hause am Pfäffikersee spazieren gehe und mich fremde Leute mit Namen
ansprechen. Das macht mich verlegen. Auch wenn mich die Leute nach einem
Konzert mit andern vergleichen. Ich will nicht besser sein als irgend jemand anders. Wir machen alle Musik und unser
wichtigstes Ziel ist es, den Zuschauern Freude zu bereiten.
bm: Worauf
bist Du in Deinem Leben am meisten stolz ?
MG: Auf meine Eltern, die mich derart unterstützen. Dann auf
meine Musiker und die Leute, die mit mir diese CD eingespielt haben.
bm: Was
ist Dein grösstes Ziel und welche Zukunftspläne hast Du ?
MG: Irgendwann mal eine Familie mit Kindern. Aber momentan
wüsste ich nicht, woher ich die Zeit dafür nehmen sollte. Gesund zu bleiben
und die Freude an der Musik nicht zu verlieren sind auch Ziele, oder vielmehr
Wünsche. Zukunftspläne habe ich schon auch. Zum Beispiel würde ich sehr gern
mit meinen Musikern mal eine grössere Tournee machen. Wir haben uns in der
Zeit dieser Produktion sehr gut und intensiv kennengelernt.
bm: Welche
Frage würdest Du Marco Gottardi in einem Interview
stellen, die ich nicht gestellt habe ?
MG: Warum dass ich nicht ein „Normaler“ bin, wie jeder
andere auch.
bm: Und was
wäre die Antwort ?
MG: Vielleicht
weil ich Sternzeichen Löwe bin. Ich will einfach nicht so sein, wie die andern.
Sei es mit meinem Auto, einem alten Cadillac, sei es mit meinen Boots und
meinem Stetson, den ich nur im Bett ablege.
bm: Marco,
wir wünschen Dir für Deine neue CD viel Erfolg und weiterhin alles Gute.
MG: Besten Dank für dieses Interview.