Am Samstag, 7. Juni 1997 geht in Grindelwald die 13. Swiss Alps Country Fun
Fair über die Bühne. Bereits am Freitag Abend sind
Rahmenaktivitäten geplant. Am Samstag dann das Konzert mit Alison Krauss, Radney Foster, Bill Lloyd (Foster & Lloyd), Wild Rose
und als Schweizer Vertretung SuperCountry mit Jim Duncombe und Jacky Woodridge.
Das
neue OK unter der Leitung von Aschi Balmer ist das dritte Jahr im Amt. Grund genug für mich,
drei Vertreter des OK nach ihren Erfahrungen und Kommentaren zu fragen. Neben
dem bereits erwähnten Aschi Balmer
(AB) sprach ich auch mit Chris Egger (CE) und Andreas Kaufmann (AK).
bm: Wie
seid Ihr im einzelnen in dieses OK gekommen ?
AB: Angefangen hat es bei mir mit der Gruppe Cherokee. Nach
meiner Dienstzeit habe ich in Bern gearbeitet und bin so mit Mike Bucher in
Kontakt gekommen. Mit den Cherokee waren wir dann mal in Grindelwald
und spielten noch für das alte OK. Irgendwann haben die gemerkt, dass ich
eventuell Interesse hätte, dieses Festival weiter zu führen, wenn sie einmal
aufhören wollten.
CE: Es hat sich teilweise auch zufällig ergeben, dass wir
zusammengefunden haben.
AK: Einige von uns haben schon unter dem alten OK als Helfer
gearbeitet. Es ist also eine Art Kollegenkreis entstanden.
bm: Warum
habt Ihr aus dem Swiss Alps Country Festival die Swiss Alps Country Fun Fair gemacht? Der alte Name hatte doch Tradition und
einen guten Ruf ?
AK: Er schien uns aber etwas abgegriffen. Wir wollten vor
allem ein Zeichen setzen, dass wir auch gewisse Neuerungen einbringen. Ein
„jüngeres“ Auftreten und ein geändertes Rahmenprogramm war unser Ziel, und um
das abzurunden, haben wir den Namen leicht verändert.
bm: Was
waren Eure drei wichtigsten Erfahrungen beim Organisieren dieses Gross-Anlasses
mit denen Ihr vor Eurem Start nicht gerechnet habt ?
CE: Eine Erfahrung war sicher :
Traue nie jemandem, wenn Du es nicht schriftlich vor Dir liegen hast. Und dies
nicht nur mit Künstlern, sondern in allen Bereichen. Es wird sehr viel geredet
und versprochen. Was dann wirklich kam, war nicht immer das, was wir erwartet
haben.
AB: Dann sicher der Umgang mit den Medien. Gewisse Dinge die
geschrieben werden, z.B. über die Zuschauerzahlen, sind an den Haaren herbeigezogen.
Du kannst nicht darauf zählen, dass alles stimmt.
AK: Das dritte sind die Schwierigkeiten mit der
Sponsorensuche. Wir haben zu einer Zeit begonnen, als die Wirtschaftslage noch
nicht so prekär war. Nach einem Jahr begann dann das wirkliche Tief. Aber wir
sind da wenigstens in guter Gesellschaft, andere Veranstalter haben die
gleichen Probleme.
bm: Was
würdet Ihr heute anders machen, wenn Ihr noch einmal beginnen könntet ?
AB: Die Rahmenkosten von Anfang an besser
kontrollieren und tief halten. Man muss sehr gut haushalten, um die gesamten
Aufwendungen im Griff zu halten.
bm: Kosten
im Griff behalten, mit dem Ziel Gewinnoptimierung oder konstante
Eintrittspreise zu halten ?
AB: Wir haben seit unserem Anfang immer die
gleichen Eintrittspreise.
AK: Schon vorher. Dies wird das fünfte Jahr mit gleichen
Preisen.
AB: Vergessen wir mal den Gewinn, wir versuchen zumindest,
kostenneutral zu fahren.
CE: Ich denke, von Gewinn können heute die wenigsten
sprechen, die in unserer Grössenordnung operieren. Eine Defizitgarantie hat nur
ein Teil der Veranstalter. Die andern müssen eben jedes Jahr wieder rechnen.
bm: Was
war für Euch in diesen drei Jahren das schönste Erlebnis ?
CE: Die gemeinsamen Reisen nach Nashville an
die SRO im Oktober sind für uns immer ein Höhepunkt des Jahres. Nach unserem
Grossanlass sind wir doch teilweise etwas ausgelaugt. Da macht es Spass, sich
eine gute Woche zusammen mit den Freunden die Batterien wieder aufzuladen. Für
einen guten Start ins neue Jahr.
AB: Wir sind ja eigentlich alle Touristiker und machen unser
Festival in gewisser Hinsicht auch für Grindelwald,
um Leute auch in der Zwischensaison anzuziehen. Da ist es immer sehr schön,
wenn wir Künstlern, von denen man uns sagt, wie kompliziert sie seien, mit
unserer normalen Gastfreundschaft, welche jedem Gast zukommt, überzeugen
können. Ich denke zum Beispiel an Ricky Skaggs im
letzten Jahr. Was uns da alles erzählt wurde, worauf wir aufpassen müssten.
Passiert ist letztlich überhaupt nichts, eher im Gegenteil, wir hatten viel Spass.
AK: Der Kontakt mit den Stars hat uns sicher in den ersten
zwei Jahren am meisten beeindruckt. Wenn Du diese Leute plötzlich in Deinem
Hotel hast und merkst, dass es eigentlich alles ganz lockere Typen sind.
bm: Was
war das frustrierendste Erlebnis in dieser Zeit ?
CE: Ich denke, da müssen wir kein Blatt vor
den Mund nehmen. Die finanzielle Situation nach dem ersten Jahr war sicher
nicht sehr erfreulich. Wir haben nicht so abgeschlossen, wie geplant. Diese
Erfahrung mussten wir machen, sind aber mittlerweile auf dem richtigen Weg zur
Verbesserung. In den beiden letzten Jahren haben wir kontinuierlich Kosten
optimiert, ohne an Künstlern oder der Qualität des Festivals gemeinhin etwelche
Abstriche zu machen. Wir haben im Gegenteil mit eher weniger Geld bei Licht und
Sound eine mindestens ebenbürtige Qualität gegenüber früher. Und im
Künstlerangebot haben wir sicher zumindest den Standard halten können, im
letzten Jahr mit Ricky Skaggs vielleicht sogar ein
Highlight gesetzt.
AB: Ich gebe Chris recht. Wir arbeiten wie die Irren, am
Schluss schaut ein Verlust heraus und dann hörst Du noch Stimmen, die sagen : „Das haben wir kommen sehen.“ Das frustriert schon
am Anfang. Aber solche Tiefpunkte bieten auch eine Chance zu sagen
: So, jetzt erst recht. Da kannst Du lernen, positiv zu denken und
persönlich sehr viel vom Lerneffekt profitieren.
bm: Woher
kamen diese Stimmen vor allem ? Ihr hattet ja kein
leichtes Erbe angetreten. Von daher war sicher im ersten Jahr kein Riesenerfolg
zu erwarten.
CE: Nun, die Stimmen von Publikum und Presse waren sehr
positiv, vor allem jetzt auch nach dem zweiten Jahr. Bezüglich der
Publikumszahlen konnten wir klar einen Aufwärtstrend feststellen. Wir hatten
letztes Mal 600 Eintritte oder fast 20% mehr zu verzeichnen, als bei unserem
ersten Anlass. Dies ist in der heutigen Zeit schon ein Leistungsausweis.
bm: Warum
habt Ihr Euch dieses Jahr gerade für dieses Line Up entschieden
? Genausogut hättet Ihr ja einen der
zahlreichen Newcomer verpflichten können.
AK: Wir wollen die traditionelle Seite eigentlich
beibehalten. Dann wollten wir aktuelle Acts, nachdem
uns schon vorgeworfen wurde, dass wir nur die „ganz Alten“ bringen….
CE: …ja, z.B. wie bei Jack Daniels…..äh… Charlie Daniels
(Gelächter)…
AK: …diesen Vorwurf hatten wir z.B. auch wieder bei den
Bellamy Brothers im letzten Jahr, obwohl das Publikum sie sehr schätzte.
AB: An dieser Stelle muss ich vielleicht erklären, wie man
überhaupt zu diesen Acts kommt. Es ist nicht so, dass
man einfach anrufen kann und sagt : „Wir möchten gerne,
dass ihr bei uns auftretet. Wir haben unseren Agenten in den USA (Anm. d. Red.
:
bm: Also
ein traditionelles Line Up. Und bei der Schweizer Band ?
CE: Bei den Schweizer Acts ist es
so, dass gegenwärtig die Grossen wie
AB: Wir bekommen von überall her, auch aus der Schweiz
hunderte von Tapes, die wir uns anhören sollen. Dann ist die Auswahl eben dort,
wo man jemanden kennt. Jimmy Duncombe war der
Produzent der letzten CD von City Dump, der Grindelwaldner
Lokalband, bei der ich ebenfalls mitgespielt habe.
CE: Eine ähnliche Geschichte wie die der Verbindung von City
Dump und Jimmy Duncombe ist auch bei Foster &
Lloyd dahinter. Bill Lloyd ist der Produzent der neuen Platte der Thompson
Brothers, welche letztes Jahr bei uns gespielt haben. Auf diesem Weg kam
natürlich auch der Kontakt mit Foster & Lloyd zustande. Wobei dazu noch zu
sagen ist, dass sie nicht nur gemeinsam auftreten werden, sondern jeder auch
noch mit einem eigenen Teil. Radney Foster solo und
Bill Lloyd mit den Sky Kings.
bm: Gibt
es Neues im Rahmenprogramm des Festivals ?
AB: Ja, das grosse Marktzelt mit den Verkaufsständen haben
wir verkleinert auf ein 200-plätziges Zelt mit Bühne darin und nebenan eine
Bar. Chrigel Riesen von Bönigen
mit seinen Funbillies wird dort bereits am Freitag Abend spielen. Die Verkaufsstände haben wir aber
nicht reduziert, sie stehen nur mehr verteilt, da die meisten mit einem eigenen
Wagen oder einem Zelt da sind, war das kein Problem. Dadurch entsteht ein
grösserer „Marktplatz“, durch den die Leute schlendern können. Für die Kinder
haben wir im Park einen neuen Spielplatz eingerichtet mit Kinderolympiade. Was
wir noch probieren – es ist nicht sicher, ob es klappt – ist ein American Car
Treffen mit Defilée am Samstag
Nachmittag.
bm: Stösst
so ein Treffen nicht auf Ablehnung in einem Bergdorf ?
CE: Ich meine, wenn wir so von der Grössenordnung reden…ob
da noch 60 oder 100 Autos mehr oder weniger kommen, macht auch keinen
Unterschied mehr.
AB: Zudem hatten wir solche Fahrzeuge im Einzelnen schon
immer. Da fuhr dann jeder mit seinem schönen Wagen drei-, viermal durch‘s Dorf. Wenn wir sie aber in einem Defilée kanalisieren, fahren sie einmal durch.
bm: Habt
Ihr Euch schon Gedanken zum Jahr 1999 oder 2000 gemacht ?
1999 wäre eigentlich das 15-jährige Bestehen des Festivals zu feiern. Es kann
ja auch sein, dass Ihr Euch sagt, wir schieben die ganzen Festivitäten auf den Jahrtausendwechsel ?
AB: Ja, also, Alan Jackson hat bereits zugesagt und nun
suchen wir noch einen Side-Act…
CE: …eventuell noch
AK: …ja, und Dolly Parton spielt
draussen im Garten…(langes Gelächter)
AB: Nein, Spass beiseite, wir wollen uns noch nicht
festlegen lassen. Irgend etwas wird es geben. Abhängig
von der Anzahl Zuschauer an den kommenden zwei Festivals denken wir aber eher
an 1999.
AK: Aber heute stehen wir noch mit beiden Beinen auf dem
Boden und wollen uns noch nicht auf etwas einlassen.
bm: Welchen
realistischen Wunschkandidaten hat jeder von Euch für kommende Festivals ?
AB: Für mich ist das Dwight Yoakam.
Er brachte mich zur Country Musik.
CE: Wir haben einen Mangel an Bands mit gutem
Harmoniegesang. Für mich ist deshalb Diamond Rio der Favorit.
AK: Ich wünsche mir eine Band, für die wir bereits einmal
einen Vertrag hatten, der aber kurz darauf wieder annulliert wurde
: die Nitty Gritty Dirt Band.
bm: Letzte
Frage : Wenn Ihr das OK Grindelwald
interviewen müsstet, welche Frage würdet Ihr stellen, die ich nicht
angesprochen habe?
AB: Habt ihr genug Bier am Festival…
AK: Was trinken wir nachher… (Gelächter)
bm: Warum
gerade diese Frage ?
AB: Weil an unserem Festival doch immer
astronomische Mengen von diesem Zeug verräumt werden…
CE: …für einen Sponsor wäre schon alleine die Menge, die wir
trinken, interessant…
AB: … unser Ziel bei diesem Interview ist, dass uns danach
wieder ein paar zusätzliche Leute für verrückt erklären. Nein, ernsthaft. Unser
Ziel ist es, ein Festival für‘s Publikum zu machen.
Sowohl für die Insider der Country Szene, als auch für die Leute aus dem Tal
und für Zuschauer aus sämtlichen anderen Regionen aus dem In- und Ausland. Wir
versuchen, gute Qualität zu vernünftigen Preisen zu machen, so dass die Leute
Spass bei uns haben.
bm: Wir wünschen
Euch viel Erfolg und wir werden uns sicher am 6./7. Juni in Grindelwald
sehen. Besten Dank für dieses Gespräch.