Interview
with Howdy
Dass
der Aargau der grösste Kanton der Schweiz ist, weiss man. Dass im Aargau an
manchen Orten das Motto „Play Country Music“ vorherrscht, weiss man spätestens,
seit die Country Rock Band „Howdy“ immer häufiger an
entsprechenden Anlässen Erfolge verbucht. Eine Vorstellung über einen
Kurzsteckbrief hinaus erübrigt sich, denn der nationale Pressespiegel der Band
füllt mittlerweile schon fast einen Bundesordner. Ein persönliches Gespräch mit
Bandleader und „Motor“ von Howdy,
bm: Wie würdet ihr Eure Musik jemandem beschreiben, der Euch
noch nie gehört hat ?
RR: Country Musik wie sie in der heutigen Zeit in Amerika
gespielt wird. Wir bringen also keine alten Standards, sondern Songmaterial,
Instrumentierung und Spieltechniken repräsentieren die Zeit der 90er Jahre.
bm: Was bedeutet
für Dich „Instrumentierung der 90er“ ?
RR: Dass Du ohne weiteres auch mal einen Synthesizer
einsetzen darfst. Wir sind offen für neue Trends und Strömungen. Damit ziehen
wir auch Leute an, die sonst wenig mit Country Music anzufangen wissen.
bm: Viele
der heutigen US Acts setzen aber wieder mit Erfolg
Steel Guitar, Fiddle und
Mandoline ein. Also moderne Musik mit traditioneller Instrumentierung.
RR: Das stimmt. Auch wir machten uns solche Überlegungen,
vor allem betreffend der Steel Guitar. Aber wir sind
mit fünf Mann gut besetzt. Ein sechster Mann, der Steeler,
müsste excellent spielen, denn bei diesem schwierigen
Instrument fällt sonst leicht der an sich gute, kompakte Sound der Band
auseinander. Durch die Komplexität dieser Instrumente gibt es aber eben nur
wenige, sehr gute Spieler in unserer Szene.
bm: Wie
seid ihr in dieser Besetzung zusammengekommen und was hält Euch zusammen ?
RR: Wir kommen mit Ausnahme des neuen Gitarristen alle aus
der gleichen Gegend, sind zum Teil sogar zusammen aufgewachsen. Nach einigen
Erfahrungen in andern Musikbereichen wie Rock oder Pop – ich hatte letztes Jahr
mein 20-jähriges Bühnenjubliäum – wollte ich gegen
Ende der 80er Jahre eine Country Band zusammenstellen. Auch meine andern
Kollegen haben eine langjährige Musikererfahrung. Mit
Beni Koch hatten wir eines Tages den Start
beschlossen. Zuerst übten wir mal zu zweit zwei Jahre lang im Keller.
bm: Die
Suche nach dem ersten Gitarristen war recht interessant.
RR: 1992 meldete sich auf unsern Aufruf ein gewisser
bm: Würden
wir den Namen HOWDY im Lexikon finden, was würde unter dem Namen als Erklärung
stehen ?
RR: Explosive Mischung aus Country Music mit rockigen
Elementen, sowie viel Herz und Gefühl.
bm: Warum Countryband und nicht Rock oder Pop ?
RR: Wir mögen Country, haben viele andere Richtungen
probiert. Country in der heutigen Ausprägung lässt mir als Sänger den grössten
Freiraum.
bm: In der
Schweiz haben seit Eurer Gründung 1993 Dutzende von Country Bands Fuss gefasst,
oder es zumindest versucht. Was unterscheidet Euch von der Masse
?
RR: Wir haben sehr lange Zeit zuerst im Übungsraum
verbracht. Dann vielleicht die Bewegung auf der Bühne. Ich suche vom ersten
Moment an den Kontakt zum Publikum um ihnen zu zeigen,
dass wir uns freuen, für sie spielen zu dürfen. Ich lebe mich während des
Auftritts voll aus. Du könntest mich am Ende einer Show wie einen nassen Lappen
auswringen. Wenn ich uns mit anderen Bands auf unserer Stufe vergleiche –
wohlgemerkt die Grossen der Schweizer Szene ausgenommen – dann scheint mir dies
eines der wichtigsten Unterscheidungsmerkmale zu sein.
bm: Aufgrund
welcher Kriterien habt Ihr das Material für Eure erste CD ausgesucht?
RR: Du findest darauf ein relativ breites Spektrum. Wir
wollten uns für unser erstes Werk bewusst nicht binden, sahen es als eine Art
Standortbestimmung. Als Kriterien bei den Cover-Versionen – ausser „Truck Drivin‘ Man“ – wollten wir Songs, die man im breiten
Publikum weniger kennt, mit denen wir uns aber identifizieren konnten. Das
zweitwichtigste war, mindestens noch zwei eigene Songs drauf zu haben. Ich
schrieb die Texte. Die Melodie dazu kam beim einen Song von unserm ehemaligen
Gitarristen, Christoph Pfiffner, beim andern – und
darüber freue ich mich heute noch riesig – von
bm: Wie
kam es zu dieser Unterstützung durch
RR: Ich habe
bm: Wer
sind Deine wichtigsten musikalischen Vorbilder ?
RR: Travis Tritt, Little
bm: Welchen
Stellenwert nimmt Songwriting bei Euch ein ? Was ist nach zwei eigenen Songs auf der ersten CD für
die nächste Produktion zu erwarten ?
RR: Die nächste Scheibe kommt bestimmt und wird vermutlich
keinen Coversong mehr beinhalten, sprich keine Songs, die bereits
veröffentlicht wurden. Wir werden im kommenden Winter tüfteln und schreiben.
Nebst eigenem Material werden sicher auch andere Songwriter
wieder vertreten sein.
bm: Was war
Eurer bisher schönster Moment ?
RR: Da gibt‘s viele und ich will
niemanden verärgern, in dem ich ihn nicht nenne. Aber einer der schönsten war,
als wir nach dem zweiten Set am letztjährigen Kreuzlinger Seenachtsfest vor rund 4000 Leuten zwei Zugaben spielen durften.
bm: Und
der frustrierendste Moment ?
RR: Wenn es am Anfang auf der Bühne nicht läuft. Heute
passiert das weniger, aber als wir am Anfang noch wenig Erfahrung hatten,
wussten wir nicht genau, wie uns die Soundleute einstellen sollten. Da war es
uns während des ganzen Sets unwohl, weil wir uns selber schlecht hörten und
nicht wussten, wie der Sound beim Publikum rüberkommt.
bm: Wie
sehen die Zukunftspläne von HOWDY aus ?
RR: Weiterhin mit offenen Augen und mit offenem Herz durch
die Szene zu gehen. Hart an uns und unserer Musik zu arbeiten. Kontakte schaffen
und dem Publikum viel Freude mit unsern Auftritten zu bereiten.
bm: Ich bedanke
mich für das Interview.