Zweimal
hatte das Schweizer Publikum bereits Gelegenheit, einem Auftritt von
Aber wie
kommt ein Girl aus England dazu, ausgerechnet die Pedal Steel Guitar zu ihrem Lebensinhalt zu machen?
Als
Sarah 4 Jahre alt war, tauschte sie die Spielzeugpuppen gegen eine Pedal Steel Guitar. Dieser Tausch markierte den Beginn einer wohl
einzigartigen Instrumental-Karriere. Von Anbeginn war sie “besessen”, immer
Neues auszuprobieren und sich und ihre Spielfähigkeit weiter zu entwickeln. Dies
ermöglichte ihr mit 13 Jahren die Teilnahme an einer Steel-Convention
mit rund 6000 Zuhörern in den USA. Sie spielte am Talentwettbewerb.
Am Ende
ihres Vortrags sagte der Speaker auf der Bühne zu ihr : “Sarah, Big “E” lässt fragen, ob Du am Ende der
Convention zusammen mit ihm einige Songs spielen willst.” The Big “E”, so wird
unter den Steelern Altmeister Buddy Emmons bezeichnet. Und der war nach ihrem gemeinsamen
Auftritt von Sarah’s Spiel so begeistert, dass er ihr
vor versammeltem Publikum mit einer anerkennenden Geste seinen Hut aufsetzte. Jeder
andere hätte sich nach diesem Ereignis auf dem Höhepunkt seines Könnens
geglaubt. Nicht Sarah. Sie wurde dadurch ermuntert, noch virtuosere Kunststücke
auf ihrem Instrument zu erlernen. Und sie entwickelt sich bis zum heutigen Tag
stetig weiter. Denn mittlerweile beherrscht sie Banjo, Mandoline, und Gitarre
ebenso virtuos.
Ich
wollte von Sarah mehr erfahren. Zuerst wo sie sich selbst sieht im
musikalischen Spektrum? “Alternative Country mag ich als Bezeichnung am ehesten”,
sagt sie. “Es ist vor allem Musik, sowohl Country als auch Blues oder Rock. Wir
sind – trotz traditioneller County Instrumentierung –
keine typische Country Band.”
Gibt es
einen bestimmten Song, der all ihre Talente zeigt? Sarah meint
: “Nein, denn ich spiele zu viele Instrumente, um alles in einen Song zu
verpacken. Stell Dir vor, wie das aussehen würde, mit Banjo, Steel, Mandoline
und Gitarre gleichzeitig zu spielen und zu singen (lacht). Ich würde aussehen,
wie einer dieser über und über mit Instrumenten behängten Strassenmusiker.
Aber nach meinem Auftritt haben die meisten Leute einen guten Überblick über
mein Können. Zudem lasse ich mich inspirieren vom Publikum. Ich passe in kein
Schema und jeder meiner Auftritte ist irgendwie anders. Musik bewegt mich auf
viele Arten. Das versuche ich rüber zu bringen.”
Was
unternimmt sie heute, damit
Wer hat
Ihre Musik am meisten beeinflusst? “Buddy Emmons ist
sicher mein grösstes Vorbild auf der Steel Guitar. Es gibt einfach nichts, dass er darauf nicht
spielen kann, Country, Blues, klassische Musik, egal. Das bewundere ich. Auf
der Gitarre sind es Leute wie Eric Clapton. Und als Sängerin mag ich die “Alternativen”,
wie k.d. lang, Sheryl Crow, Shania Twain oder Wynonna. Sie sind mutig und experimentieren auch mal. Genau
wie ich. Auf der Bühne bin ich wie im privaten Leben. Wenig Make-Up,
einfache Kleidung und Action. Ich respektiere, wenn sich andere im glitzernden
Abendkleid auf die Bühne stellen. Aber für mich ist das nichts.”
Was
bewegt Sarah, wenn sie ihr Publikum von der Bühne aus betrachtet? “Der Ausdruck
in den Augen der Leute, soweit ich sie sehen kann. Ich beurteile die Wirkung
meiner Songs an der Reaktion des Publikums. Wenn sie tanzen oder schweigend
zuhören. Keine Million £ kann das ersetzen, was Du bekommst, wenn die Leute am Schluss
des Auftritts nach Zugaben klatschen. Versteh mich nicht falsch (lacht), es ist
schon nett, dass ich für den Job, den ich liebe, auch noch bezahlt werde. “
Was ist
für sie wichtiger in einem Song, die Worte oder die Musik? Sarah überlegt nicht
lange : “Beides. Es muss zusammen passen. Worte haben
nur Wirkung, wenn die Melodie sie entsprechend unterstützt. Bei
Instrumentalsongs ersetzt das wechselnde Tempo und der
Einsatz der Instrumente die Worte. Und ich brauche eine Verbindung zu einem
Song, um ihn glaubwürdig vortragen zu können.”
Gab es
einen speziellen Anlass in ihrer Karriere, der als Wendepunkt gelten kann. “Ja,
als ich meine Plattenfirma verliess. Wir sind immer
noch gute Freunde. Sie brachten mich von der Club-Ebene in die grossen Konzerthallen und an die bekannten Festivals. Sie
vertreiben auch meine neue CD. Aber musikalisch musste ich mich einfach weiter entwickeln,
und das kann ich heute besser. Ich erwarte viel von mir und meinen Musikern.
Und Stillstand bedeutet Rückschritt.”
Was war
das grösste Hindernis, dass Sarah in ihrer Laufbahn
überwinden musste? “Eine Frau zu sein. Und dann noch eine, die Pedal Steel
spielt. Heute ist das einfacher, aber als ich begann, waren Frauen in wichtigen
Positionen der Musikindustrie nicht anzutreffen. Und die Männerwelt hat eben
von Dir erwartet, mindestens doppelt so gut wie ein Mann zu sein, damit sie
dich akzeptierten.”
Kann sie
Und
welche Frage, die heute nicht gestellt wurde, würde sie sich in einem Interview
selber stellen? “(Pause…) Die Frage muss ich
aufschreiben. Dies ist
das erste Interview, bei dem ich auf eine Frage sprachlos bin. Ich habe noch
nie fast eine halbe Minute geschwiegen…Was würde ich mich fragen? Keine Ahnung.”
Dafür
hat Sarah von Musik eine ganze Menge Ahnung.