Das Rezept für Erfolg
in der Country Music scheint so einfach. Man nehme ein Land wie Kanada, Heimat grosser Stars der Country Music, wie früher Anne Murray und
Hank Snow oder später Terri
Clark, Shania Twain und Paul Brandt. Dann braucht es
einen Manager, der den richtigen Riecher und die Erfahrung hat. David Foster,
der schon mit Grössen wie Celine Dion,
Whitney Houston oder Madonna arbeitete bringt’s mit.
Und drittens braucht es den richtigen Zeitpunkt. Der ist mit den
aktuellen Trend der Girlgroups und den erfolgreichen
Vorreiterinnen wie den Dixie Chicks oder SheDaisy ebenfalls gegeben. Ist Lace
also nur eine weitere Girlgroup, die auf der
Erfolgswelle reiten will? Ich sprach mit Beverly (B), Giselle (G) und Stacy Lee
(S) über ihre Sicht der Dinge.
bm: Wie
würdet Ihr Eure Musik jemandem beschreiben, der Euch noch nie gehört hat?
G: Musik für alle, in jeder Stimmung. Ob Du am Morgen
gut gelaunt aufstehen oder Dich abends auf ein Date einstimmen willst, wir
bieten zu jeder Gelegenheit die richtigen Songs.
B: Wir haben viele Geschichten auf unserer CD, mit
denen sich die Leute identifizieren können. Diese Geschichten sind verpackt in
unterschiedliche Stilrichtungen, Country, Balladen, eher rockige Nummern. Für
jeden etwas.
bm: Welcher Unterschied besteht darin, in
Kanada erfolgreich zu sein, in Nashville aber jemand unter vielen anderen?
B: Keiner. Erfolg ist auf jeder Stufe der Karriere schön,
und solange Du auf der Bühne stehen kannst, ist es egal ob mit einem Nummer-1
Hit im Rücken oder nicht.
S: Es ist aber toll, dass wir in unserer Heimat bereits
einige Erfolge erzielen konnten. Das gibt uns die Zuversicht, es auch in
Amerika zu schaffen.
B: Und das Selbstvertrauen, sich auch dort auf die Bühne zu
stellen, wo Dich keiner kennt – wie zum Beispiel hier in der Schweiz.
bm: Erfolgversprechend
sind Boygroups in der Popmusik und seit einiger Zeit Girlgroups im Country Music Business. Seid Ihr schnell
genug, um auf den fahrenden Zug aufzuspringen?
G: (Gelächter) Wetten dass.
B: Wir haben alle einzeln unsere Karriere begonnen.
Nun, da wir zusammen sind, fühlen wir uns umso stärker, das zu erreichen, was
wir uns wünschen.
bm: Aber Lace ist eine sehr junge Band. Da habt ihr durch den
Weggang von Corbi Dyann
doch einen Rückschlag erfahren? Stacy ist ja erst seit gut drei Wochen bei
Euch.
B: Überhaupt
nicht. Giselle und ich kennen uns seit über fünf Jahren und haben des öfteren zusammen auf der Bühne gestanden. Alle drei haben
wir im selben Studio aufgenommen, uns gegenseitig mit unsern Stimmen
ausgeholfen. Unsere heutige Besetzung ist fast eine Vorsehung.
S: Dieser Monat
bei Lace war für mich eine sehr aufregende Zeit. Aber
es scheint, als ob wir immer schon zusammen gewesen wären. Alles klappt
hervorragend.
bm: Von andern kann man lernen. Wie ist das
bei Euch? Stiftet Ihr Euch gegenseitig zum Lernen an?
B: Jeden Tag. Wir respektieren uns als Künstlerinnen. Von
allen kann ich lernen. Von Stacy, wie man gute Country Songs bringt. Das kann
ich weniger gut. Oder von Giselle, die wunderschöne Balladen singen kann.
G: Beverly bringt uns die groovigen
Songs näher. Jede von uns hat ihren eigenen Stil und den versuchen wir zu
kombinieren.
bm: Seid Ihr da noch alle der gleichen
Meinung, wenn es darum geht, Songs für Eure Auftritte auszuwählen?
S: Dadurch, dass wir alle etwas einbringen, wird das Ganze
besser. Ich bin eher auf der traditionellen Country Linie. Aber das Publikum
will auch andere Songs hören. Und unsere Show wird durch die Vielfalt ebenfalls
lebendiger.
G: Und das Gute ist, dass die andern beiden die jeweilige
„Leadsängerin“ hervorragend ergänzen können.
bm: Seid Ihr Euren
Leistungen gegenüber kritisch?
B: Definitiv. Wir lernen jeden Tag dazu. Wenn die Kritik
konstruktiv ist, warum soll man nicht davon profitieren.
bm: Wo liegt der Unterschied zwischen den
Girls auf der Bühne und den Girls hier um mich herum?
S: Es gibt keinen.
G: Doch, mehr Makeup auf der
Bühne. (Gelächter)
bm: Wer
sind Eure musikalischen Vorbilder und warum?
S: Patsy Cline,
weil sie es wagte, auch mal mit Songs ein paar der damaligen Regeln zu brechen.
Martina McBride, weil sie eine zierliche Person mit einer gewaltigen Stimme
ist.
G: Mary Chapin Carpenter, weil sie inhaltlich ausgezeichnete Songs
schreibt. Barbara Streisand, weil ich sie einfach mag.
B: Edgar Winter, die
Beatles, die Eagles, viele der 70er Jahre Bands. Das
ist für mich Musik, die mir heute eine Gänsehaut verursacht.
bm:
Was war das bisher grösste
Hindernis, das Ihr auf Eurem Weg überwinden musstet?
G: Ich habe eine viereinhalbjährige Tochter. Für
mich war es schwer, die richtige Unterstützung zu finden, Leute, die sich um
sie kümmern kann, wenn ich auf Tour bin.
B: Eigentlich kein Hindernis, eher eine
Selbsteinsicht. Ich muss mich immer wieder bremsen und mir sagen, dass ich auch
noch ein Privatleben habe. Ich brauche den Ausgleich, vergesse aber häufig,
dass man die Freunde auch pflegen sollte.
S: Organisation und meinen Zeitplan. Ich habe einen grossen Bekanntenkreis und momentan einen festen Freund.
Dies alles und meine Bandtermine unter einen Hut zu bringen, ist manchmal ganz
schön schwierig.
bm: Gibt es so etwas wie das richtige Timing
auf dem Weg zum Erfolg?
B: Immer, aber wenn Du hart arbeitest, stellt sich der
Erfolg irgendwann ein.
G: Schon, aber Du brauchst auch eine Portion Glück und eben
die richtigen Leute, die Dich zum richtigen Zeitpunkt sehen oder hören.
S: Ich denke, Hartnäckigkeit ist hier das Schlüsselwort. Nur
nicht aufgeben, weiter an sich arbeiten, dranbleiben.
bm: Garth Brooks sagte
einmal, ein Song ist eine 3-Minuten Gelegenheit, seine Message
an’s Publikum zu geben. Was ist Eure Message?
G: Ich weiss nicht, ob ich eine Message habe. Aber ich will Gefühle vermitteln durch meine
Songs.
B: Hab nie Angst davor, Dich selber zu sein, und dies auch
zu zeigen.
S: Jeder Song ist anders, aber ich will die Leute wissen und
spüren lassen, dass ich liebe, was ich da oben mache.
bm: Was tut Ihr heute dafür, dass Lace auch in zehn Jahren noch eine gefragte Gruppe ist?
B: Solange wir an das glauben, was wir hier machen, solange
werden hoffentlich die Fans an uns glauben.
bm: Nehmt an, Ihr führt ein Interview mit Lace. Welche Frage stellt Ihr, die ich nicht gestellt habe ?
G: Wofür tue ich das letztendlich?
B: Wie kann ich jeden Tag besser werden, dazu lernen?
bm: Ich wünsche Euch,
dass Ihr jederzeit die richtigen Antworten darauf habt. Vielen Dank für das
Gespräch.