Interview mit Danni Leigh

© March 2000 / Bruno Michel

 

Sie ist Instruktorin für Bungee Jumping am höchsten legalen Sprungturm – rund 103 Meter – in der Nähe von Orlando, Florida. Manch ängstlicher Mann würde sich sicher von ihr zu einem Sprung aus solchen Höhen überreden lassen. Danni war wohl auch die erste Teilnehmerin an den Miss Virginia-Wahlen, die als Zimmermann – oder  “Zimmerfrau” ? – gearbeitet hat und die auf schweren Motorrädern durch die Gegend ritt. A propos Reiten : Als sie sich als Kind ein Pferd wünschte, verfrachtete sie ihr Vater auf eine benachbarte Farm, wo sie sich um die Pferde kümmern musste und alles über die Tiere lernte. Ein Job als Tierpflegerin auf der Farm von Tom T. Hall und seiner Frau Dixie folgte. Danni packt alle Herausforderungen mit voller Kraft. Und genauso kraftvoll ist auch ihre Musik, die sie von Stars wie Merle Haggard oder Buck Owens beeinflusst sieht. Bakersfield Sound und Honky Tonk Music vom Feinsten. Man nennt sie inzwischen auch die weibliche Ausgabe von Dwight Yoakam.

 

bm: Danni, wo siehst Du Dich im musikalischen Spektrum ?
DL: Traditional Country und fetziger Honky Tonk Sound, so denke ich, positioniere ich mich am besten.

 

bm: Welchen Song würdest Du spielen, um all Deine Talente zeigen zu können ?

DL: 29 Nights. Ein Song, den ich zusammen mit zwei Freunden geschrieben habe. Er handelt von Hoffnung, verlorener Liebe und neuen Gefühlen, kurz, von allem, was Frauen allgemein so beschäftigt (lacht).

 

bm: Journalisten suchen immer nach Worten, um den Stil eines Künstlers zu beschreiben. Wie beschreibst Du Deinen Stil ?

DL: Ich versuche irgendwie, den Sound von Merle Haggard und Buck Owens mit meinem eigenen zu kombinieren. Schwierig genug, aber ich denke, das beschreibt es am ehesten. Ich hoffe aber, das mein kommendes Album zeigt, dass wir trotzdem eine eigene Linie haben, diese Musikstile zu präsentieren.

 

bm: Was tust Du heute dafür, damit in zehn Jahren der ActDanni Leigh” noch immer im Musikgeschäft gefragt ist.

DL: Nun, ich schreibe Songs, die aus meiner Erfahrung kommen. So haben wir auch das kommende, erste Album zusammengestellt. Ich hoffe, die Leute mögen das und wollen mehr von mir hören und sehen. Zudem arbeiten wir hart an uns selber, um in diesem schwierigen Geschäft bestehen zu können.

 

bm: Wenn Du von der Bühne auf das Publikum schaust, was denkst Du dabei ?

DL: Ich hoffe, dass sie Spass an unserer Musik haben. Du kannst das in den Gesichtern erkennen. Wenn sie tanzen und vergnügt sind, weisst Du, dass Du auf dem richtigen Weg bist.

 

bm: Du gibst sehr viel mit Deiner Musik. Was bekommst Du dafür zurück ?

DL: Die Zuneigung und den Feedback der Fans. Wir nehmen auch Kritik ernst. Daraus lernen wir und versuchen, uns zu verbessern.

 

bm: Was sind die Schattenseiten des Herumreisens und Auftretens ?

DL: Ich denke, es gibt keine. Nichts auf der Welt macht mich glücklicher, als an verschiedenen Orten verschiedene Leute zu treffen und für unterschiedliches Publikum aufzutreten. Klar vermisst Du die Familie. Aber ansonsten macht’s riesigen Spass.

 

bm: Gibt es einen speziellen Anlass, der in Deiner Karriere den Wendepunkt darstellte ?

DL: Ich denke, der kommt erst noch. Dann, wenn ich auf denselben Bühnen stehen darf, wie meine Idole. Ich habe beispielsweise den Song Touch Me von Willie Nelson auf meinem Album. Es wäre für mich das grösste, einmal mit ihm zusammen den Song vortragen zu können.

 

bm: Was war das grösste Hindernis, das Du in Deiner Laufbahn überwinden musstest ?

DL: Gitarre zu spielen. Ich versuche immer noch, dieses Hindernis zu überwinden. Aber im Moment habe ich viel zuwenig Zeit zum üben. Ich spiele gut genug, um die Ideen meiner Songs in Töne umzusetzen. Ab und zu benutze ich die Gitarre auf der Bühne. Aber ich bin einfach noch nicht gut genug.

 

bm: Kannst Du Dich an das verrückteste Erlebnis erinnern, das Dir auf Deinen Tourneen passiert ist ?

DL: Wir hatten einen Auftritt im lokalen Klub einer Kleinstadt, bei dem ich als Backup Sängerin einer Band auf der Bühne stand. Einige Mitglieder der Band waren nicht sonderlich gut drauf. Aber das Publikum liess uns das nicht auf die freundliche Art merken, sondern sie schmissen alle möglichen und unmöglichen Dinge nach uns, um uns von der Bühne zu kriegen. Es war trotzdem eine gute Erfahrung, denn nun weiss ich, wie ich Gegenständen ausweichen muss, wenn sie auf mich zufliegen.

 

bm: Steve Earle sagte einmal : “Country Music ist wie Varieté : Es ist für jeden Geschmack etwas dabei”. Wie siehst Du das ?

DL: Ich denke, das ist genau richtig. Country Music kommt immer aus dem Herzen. Damit spricht sie auch ein sehr breites Publikum an.

 

bm: Wenn Du ein Interview mit Danni Leigh führen solltest, welche Frage würdest Du stellen, die ich nicht gestellt habe ?

DL: Oh Boy…das ist schwierig…Vielleicht : Warum bin ich nach Florida gezogen ?

 

bm: Okay, warum ?

DL: Warmes Wetter…(lacht)… und dann die verrückten Jobs, die ich dort machen konnte. Ich hatte immer Jobs, die mir keiner zutraut. Gerade fällt mir eine andere Frage ein, die ich mir stellen würde : Warum Country Music.

 

bm: Richtig, Du stammst aus Strasburg, Virginia. Diese Stadt wurde eigentlich von deutschen Einwanderern gegründet und war um die letzte Jahrhundertwende bekannt für ihre Töpfereikunst. Zudem liegt sie ziemlich nahe der Ostküste. Warum also Country Music?

DL: Nun, ich bin damit geboren und aufgewachsen. Der Einfluss des Ostens ist eigentlich nicht sehr spürbar. Meine Eltern waren Country Music Fans und das war die Musik, die wir zuhause hörten. Darum kommt sie aus meinem Herzen und deshalb will ich so lange Country Music machen, wie mir dies das Publikum erlaubt.

 

bm: Ich wünsche Dir und uns, dass es noch möglichst lange dauert. Vielen Dank für das Interview.