Interview Marc and the Boiled Crawfish
Der Country Szene in der Schweiz
mangelt es an Leuten, die mit neuen Ideen frischen Wind in das etwas
verschlafen wirkende Umfeld bringen. Und den Wenigen, die versuchen, dankt es
das Publikum meist mit Fernbleiben. Denn, was man nicht kennt, das sollte man
doch besser bleiben lassen, oder doch nicht? Ich jedenfalls freue mich immer
über neue Wege und Konzepte, wie sie in den letzten Monaten von Leuten wie
Schon bei ihrem ersten
öffentlichen Konzert als Broken Spoke spielte
die Band einige wenige Cajun Songs. Dass sie für
diese Musikrichtung ein spezielles Flair haben, konnte der Konzertbesucher
damals schon feststellen. In den vergangenen Jahren haben Marcel und Mimi die
Cajun- und Zydeco-Musik zu ihrem
Hauptinteressensgebiet gemacht und sich intensiv in die Geschichte dieser Musik
vertieft. Das Resultat dieser Anstrengungen ist nun unter dem Namen
Marcel wäre nicht er selber,
wenn er einfach in dieser Formation „normale“ Konzerte bestreiten würde. Als
gelernter Koch hat er sich auch für die Küche aus Louisiana interessiert und
sich in dem fast undurchschaubaren Dschungel von Gewürzen und Rezepten aus
dieser Region seinen eigenen Weg gebahnt.
Cajuns
sind familienorientiert, genauso wie die Art zu Kochen und die Eigenschaft im
Familienkreis zu geniessen.
Folglich findet am Sonntag, 10. September im Restaurant
Schlossberg in Zufikon ab 11.00 Uhr die erste Jambalaya Party statt. Natürlich steht Marcel
selbst am Kochtopf und selbstverständlich wird die Band den etwas anderen
Sonntagsbrunch musikalisch umrahmen. Für Freunde der „nördlicheren“
amerikanischen Küche sind auch Grillspezialitäten zu haben.
Im Interview mit Marcel Bachmann
(MB) und Mimi Schosser (MS) interessierte mich, wie
sich die Band zusammensetzt und wie die Idee zu diesem Anlass entstand.
bm: Wie
sieht die Zusammensetzung der Band aus?
MB: Eigentlich
ist es die gleiche Formation wie bei Broken Spoke,
mit Ausnahme des Fiddlers Roli
Ambühl. Also Mimi am Bass, Ken Fiebig
am Schlagzeug, der Lap Steeler
Walter Thut und Matthias Weil an der Gitarre. Das Cajun Accordeon wird von mir
gespielt.
bm: Die Art dieses Instruments ist ja bei Cajuns ziemlich speziell.
MB: Ja,
ich besitze inzwischen fünf dieser Instrumente in verschiedenen Tonarten. Man
unterschieden zwischen Wet- und Dry-Tuning,
Während die Cajuns eher Dry
Tuning, also klare, direkte Töne bevorzugen, ist im Zydeco
die andere Art bevorzugt. Das klingt dann eher wie ein grosse
Klavier-Akkordeon. Weiter wechselt das Cajun Accordeon beim ziehen und beim stossen die Basstöne. Erst
dadurch entsteht der spezielle Cajun Sound.
bm: Die
Cajun Music ist leider unter den Country Fans nicht
sehr bekannt. Es gibt zwar die bekannten Crossover
Künstler, wie Jimmy C. Newman, aber ansonsten hält sich der Bekanntheitsgrad
dieser Musiker – ausser Jo El Sonnier – eher in Grenzen.
MB: Wir
leben ja nicht von der Musik, müssen also unsern Unterhalt nicht mit Konzerten
bestreiten. Für uns ist die Freude am musizieren im Vordergrund und wir hoffen
natürlich, dass sich im Lauf der Zeit mehr Leute für diese Musik interessieren.
Wer sich darunter nichts vorstellen kann, sollte bei Polo Hofer reinhören, der
zum Beispiel mit Travailler C’Est
Trop Dure auch solche Stücke in seinem Repertoire
hat.
bm: Beim
Gesang ist es schwierig, die spezielle Tonart und die Variationen der Cajuns nachzuahmen. Bei Dir klappt das relativ gut. Wie übt
man das?
MB: Die
hohen Stimmlagen sind dadurch bedingt, dass früher keine Verstärker zur
Verfügung standen, die Sänger aber trotzdem vor einer grösseren Menge
auftraten. Hohe Stimmen tragen weiter. Wir setzen etwas tiefer an. Aber das
Erfolgsrezept um möglichst nahe an diesen Sound heranzukommen heisst schlicht
und einfach üben, üben, üben.
bm: Wie
kam es nun zur Wahl des Restaurants für die Veranstaltung?
MB: Die Idee hatte ich schon lange. Aber in
unserer Gegend bis nach Wollerau haben alle Wirte mit denen ich gesprochen
habe, abgewunken. Ihnen schien das Risiko zu gross.
Irgendwann sass ich mit Hampi, dem Schlossberg Wirt
zusammen. Er war sofort begeistert. Die ganze Geschichte muss keinen
Riesengewinn abwerfen, sondern es geht um den Spass an der Freude. Deshalb wird
auch kein Eintrittspreis verlangt.
bm: Und
was läuft genau?
MB: Wir haben uns lange überlegt, wie man mal
einen andern Ablauf in so ein Programm bringen kann. Von 11.00 bis 14.00 Uhr
kochen wir selber. Eine Riesenpfanne wird für das Jambalaya
herhalten und unsere hausgemachten Hot Sauces werden für die nötige Würze
sorgen. Daneben werden traditionelle BBQ Speisen angeboten. Mimi wird die Hurricane Drinks mixen. Danach folgen die Musikeinlagen.
bm: Die
Kocherei bedingt ja Mengen an Zutaten, die hier nicht oder nur schwer
erhältlich sind. Wie willst Du an diesem Anlass authentische Gerichte zaubern?
MB: Wir haben uns in den vergangenen Jahren ein
Lager an Rezepten, Saucen, Zutaten aufgebaut, welches wir bei jeder Reise
wieder auffrischen und vervollständigen. Es gibt viele Dinge, die man wirklich
nur in der Gegend erhält.
bm:
Und wie soll die Zukunft aussehen?
MB: Wir
wissen es nicht. Die ersten Anlässe werden zeigen, welche Konzeption am Besten ist.
Möglicherweise werden all unsere Konzerte eine Kocheinlage haben. Wir können
uns vorstellen, dass man auch ein Abendessen kocht und danach findet eine
grosse Cajun Party statt. Open Air Konzerte bieten
sich ebenfalls an, die traditionellen Country Konzerte wohl eher weniger.
bm:
Viel Erfolg bei eurem Unterfangen und danke für das Gespräch