Interview mit Albi Matter, Promoter International Country Festival, Albisgütli

© December 1997 / Bruno Michel

 

Zum 14. Mal gleicht die Gegend um’s Zürcher Albisgüetli vom 6. Februar bis 22. März 1998 für den unbeteiligten Betrachter eher einer Kleinstadt aus den USA mit einer grossen Honky Tonk Bar als Mitte und Anziehungspunkt. Boots und Stetsons, Bud und Spare Ribs, Steaks und – vor allem und wie immer in excellenter Qualität – fine Country Music.

 

Über 400 Künstler treten in diesen sechseinhalb Wochen auf die Bühne. Zwanzig Wochentag-Shows, sieben Sonntags-Brunches, neun Special Nights und zwei Mega Special Nights bilden für rund 30’000 Besucher das Zentrum der Erfüllung ihrer Musikwünsche.

 

Jedes Jahr wird unter den Besuchern diskutiert, ob qualitative Steigerungen im Musikprogramm überhaupt noch machbar sind. Und wie jedes Jahr beweist Albi Matter von der Künstleragentur Show & MusicAG in Zürich, dass es – allen Unkenrufen zum Trotz – eben doch wieder eine Steigerung gibt. Zwischen Carlene Carter, Mark Collie und Flaco Jimenez, den unumstrittenen Megastars dieses Anlasses, werden auch wieder viele Europa- und Schweizer-Premieren aus den USA und dem europäischen Ausland zu sehen sein.

 

Ein würdiger Rahmen für diesen Event der Superlative bietet das hundertjährige Schützenhaus, in welchem Georg Tännler und sein Team wie gewohnt dafür sorgen, dass nebst Ohrenschmaus auch die Gaumenfreuden nicht zu kurz kommen.

 

Ich sprach mit Albi Matter über die diesjährige Festivalkonzeption und seine Zielsetzungen.

 

bm: Albi, was ist das Motto für das 14. Internationale Country & Western Festivals im Zürcher Schützenhaus Albisgüetli ?

AM: Wir wollen dem Publikum ein noch attraktiveres und erfolgreicheres musikalisches Programm bieten als 1997. Dies war, ist und bleibt unser Hauptmotto. Wir beziehen unsere Motivation daraus, dass wir am Ende des Festivals auf zufriedene Besucher zurückblichen können.

 

bm: Die Country-Freunde kennen die Rosinen. Was empfiehlst Du dem breiten Publikum besonders während des Festival ?

AM: Sicher die Mega-Special-Night sowie alle andern Special Nights. Viele ausgezeichnete Acts werden zu sehen sein, wovon einige wiederum zum ersten Mal in der Schweiz oder sogar in Europa. Meine persönlichen Highlights sind klar die beiden Auftritte von Carlene Carter.

 

bm: Dieses Jahr gibt es zwei “Neuheiten” am Festival. Die “Super-Special-Nights” am 10. und 11. März für Fr. 48.- sowie die letzte Festivalwoche, an der fast ausschliesslich Special Nights stattfinden. Was ist der Grund für diese Massierung von Spezialanlässen ?

AM: Wir haben damals begonnen, eine Special Night zu veranstalten, um dem weniger Country-bewussten Publikum mit einem Eintrittspreis von Fr. 25.- anzuzeigen, dass hier ein speziell guter Act auf der Bühne steht. Mittlerweile sind die Fr. 25.- so zu relativieren, dass sie vielerorts einen “normalen” Eintrittspreis darstellen. Wir haben also keine Häufung von Special Nights mit dem Ziel, den Umsatz in die Höhe zu schrauben, sondern mit dem Ziel, die vom Publikum immer wieder geforderten “Special Acts” vermehrt auf die Bühne des Albisgüetli zu bringen.

 

bm: Finanziell bedeuten die vielen Special Nights zwar mögliche höhere Einnahmen, aber das Risiko durch die höheren Gagen ist ebenfalls vorhanden. Wie schätzt Du als Promoter dieses Risiko ein ?

AM: Ich denke, jedes Risiko ist kalkulierbar. Die neu eingeführten Mega Special Nights sind für uns also kein Risiko im negativen Sinn, sondern die Antwort auf die Wünsche unserer Festival-Besucher. Dank ausgezeichneten Sponsoren und ebensolcher Presse können wir die “normalen” Konzertabende seit Jahren zum Preis von Fr. 13.- anbieten. Auch die Special Nights sind mit Fr. 25.- seit langer Zeit stabil. Dies obwohl Künstlergagen sich klar nach oben verändert haben. Auch der Sonntagsbrunch ist mit Fr. 35.- im Verhältnis zum gebotenen Buffet mit Musik sicher ein sehr preisgünstiges Angebot.

 

bm: Carlene Carter ist keine Unbekannte in der Schweiz. Sie war aber unter anderem erst im Juni 97 in Interlaken zu bewundern. Warum sie und warum zwei Auftritte von ihr im Albisgüetli?

AM: Seit Jahren hatten Georg Tännler und ich den Wunsch, ein wirkliches Highlight auf die Albisgüetli-Bühne zu bringen. Als sich die Publikumswünsche ebenfalls häuften und uns signalisiert wurde, dass die Leute bereit sind, auch mehr als Fr. 25.- für einen solchen Abend zu bezahlen, haben wir uns entschieden. Carlene ist nicht nur mein Favorit, sondern für den Pilotversuch einer Mega Special Night auch ein sicherer Wert. Zudem war sie von ihren Terminen her verfügbar und zu akzeptablen Konditionen zu buchen.

 

bm: Flaco Jimenez tritt dieses Jahr dreimal hintereinander auf. Denkst Du, dass das breite Publikum diese Häufung ebenso schätzt wie die zahlreichen Flaco-Fans ?

AM: Die Musik von Flaco kommt bei einem sehr breiten Publikum an. Vielleicht liegt es daran, dass die Leute diese Musik auch in Verbindung mit unserer eigenen Volksmusik bringen. Jedenfalls hatte er bei all seinen Auftritten volles Haus und ist vielen auch bekannt aus seinen Besuchen mit den Texas Tornados. Sämtliche Auftritte waren bisher ausverkauft, so dass wir hier ebenfalls kein Problem sehen. Nochmal : Wir bringen auf diese Bühne, was die Leute sehen wollen. Und wenn es Flaco an drei Abenden sein soll, dann machen wir das möglich.

bm: Gibt es Künstler, welche Du dieses Jahr haben wolltest, die aber nicht zugesagt haben ?

AM: Eigentlich nicht. Wir haben uns wie jedes Jahr an der SRO in Nashville ein Bild verschafft. Diese Messe hat uns heuer eigentlich eher enttäuscht. Es waren weniger Besucher, Bands und Stände präsent als in früheren Jahren. Trotzdem ist es uns gelungen, einige vielversprechende Acts zu buchen. Ich bin überzeugt, dass auch dieses Jahr wieder für jeden Geschmack etwas dabei ist.

 

bm: Albi, besten Dank für dieses Gespräch. Wir freuen uns auf die Country-intensivste Zeit des Jahres vom 6. Februar bis zum 22. März 1998.