Interview mit Neal McCoy

© March 2002 / Bruno Michel

 

Über Neal McCoy’s Musik und seine Art aufzutreten wurde in den letzten Newsletters ausführlich berichtet. Hier wollen wir mehr über diesen Mann erfahren. Was bewegt Hubert Neal McGaughey jr. (so sein Taufname, seine Mutter heiratete später Don McCoy).

 

Schon in seiner Schulzeit war Neal anders als seine Kameraden – nicht nur wegen seines Aussehens (irisch-filippinische Eltern). Wenn in Jacksonville, TX, das alljährliche Rodeo stattfand, folgten seine Schulkollegen den Spuren der Cowboys, während Neal sich in der Nähe der Countrybands aufhielt, die an diesem Volksfest auftraten. Er träumte davon, eines Tages auch dort oben auf der Bühne zu stehen und er arbeitete konsequent an der Verwirklichung dieses Traumes.

 

1981 gewann er einen Gesangswettbewerb, später eröffnete er jahrelang Tourneen für Charley Pride.

 

Nun war sein Problem, dass sich die superben Life-Auftritte mit seiner vielfältigen Show nicht auf CD brennen liessen. Somit floppten Neals erste beiden Alben. Seine dritte Scheibe No Doubt About It brachte 1994 schliesslich den Durchbruch  Es folgten weitere Hits auf You Gotta Love That (96), dann die Greatest Hits Produktion und schliesslich die letzten beiden Alben The Life Of The Party (99) und 24-7-365 im Jahr 2000.

 

Trotz intensivem Soundcheck mit seinen sieben Musikern fand Neal genügend Zeit, mit mir über einige Details zu sprechen.

 

bm: Neal, seit Januar 2002 bist Du mit der Agentur Jim Havey Public Relations verbunden. Welche Erwartungen hast Du an diese Kooperation?

NMC: Wir hatten lange keinen Publizisten. Auch wenn wir einige wirklich gute Songs hatten, oder volle Konzerte, gab es einfach zu wenig Presse- oder Radioabdeckung darüber. Mit dieser Verbindung wollen wir sicherstellen, dass die Leute wissen, dass Neal McCoy immer noch da draussen ist und besser denn je.

 

bm: Du bist der geborene Entertainer. Wann hast Du zum ersten Mal entdeckt, dass Dein Publikum ein Teil Deiner Show sein muss?

NMC: Vor vielen Jahren, schon als ich mit Charley Pride unterwegs war...(zögert)...vielleicht sogar noch früher, als ich alleine meinen Weg suchte. Ich mag es, für die Leute zu singen, aber noch mehr Spass habe ich, wenn ich einen Teil des Publikums mit einbeziehen kann und ich sehe, dass die Leute es genau so lustig haben, wie ich auf der Bühne.

 

bm: Wie nahe sind Deiner Meinung nach das öffentliche Image von Neal McCoy und Deine persönliche Sicht über Dich beisammen?

NMC: Hoffentlich sehr nahe. So will ich es. Der Neal auf der Bühne hat Spass und geniesst das Leben. So bin ich auch privat. Ich habe eine wunderbare Familie, zwei grossartige Kinder, und das Leben war bisher gut zu mir. Natürlich hatte auch ich Höhen und Tiefen. Aber wenn Du immer positiv denkst, kommt es auch gut. Also: keinen Unterschied in der Person, ob auf der Bühne oder hier im Gespräch.

 

bm: Du bist viele Jahre mit Charley Pride auf Tournee gewesen. Er wird nächstes Jahr 65 und bezeichnet sich als „eher ruhiger Typ“, ganz im Gegensatz zu Dir – um es sanft zu formulieren. Hast Du trotzdem irgend etwas von Charley gelernt, das Du heute noch befolgst?

NMC: Ja, sehr viel. Vor allem wie man die Leute behandelt. Nicht nur von der Bühne herab, sondern auch im Vorfeld und nach einem Konzert. Es lohnt sich, immer freundlich zu den Leuten zu sein. So war ich zwar meiner Meinung nach schon vorher, aber Charley hat mir das sicher noch näher gebracht, vor allem im beruflichen Umfeld.

 

bm: Was war Deine Reaktion, als Du für ihn das erste Konzert eröffnet hast?

NMC: Gott, das ist so lange her. Ich war nervös, weil ich war ja ein absoluter Niemand – damit meine ich nicht, dass ich heute ein Star bin – doch echt kein Mensch wusste damals, wer ich war. Aber alle kannten Charley. Ich wusste, dass ich da raus gehen muss, und mein Bestes geben. Sicher gehen, dass die Leute Spass haben.

 

bm: Was ist die verrückteste Geschichte, die Dir auf Deinen Tourneereisen passiert ist?

NMC: (überlegt etwas) Keine Ahnung. Wir hatten so viele Erlebnisse, eigentlich nichts verrücktes, meistens lief alles ziemlich gut. Vielleicht kommt mir noch was in den Sinn, aber im Moment weiss ich nichts.

 

bm: Du hattest alles im Leben – grosse Hits und weniger erfolgreiche Songs. Was macht Deiner Meinung nach einen Hit aus?

NMC: In den USA ist es ein Hit, wenn Du mit Deinem Song in den Top-10 landest. Wenn die Radios dein Lied spielen und jeder darüber spricht. Das ist dann ein Hit, was meiner Meinung nach noch nicht heisst, dass es auch ein guter Song ist. Es gab viele grossartige Songs, die nie zum Hit wurden.

 

bm: Wenn man es auf die unterste Ebene bringt, was sucht Neal McCoy im Showgeschäft?

NMC: Spass haben, die Leute unterhalten. Rauf auf die Bühne und loslegen, so, dass die Leute aus sich herausgehen und mitmachen. Wenn Du freundlich bist und gute Shows lieferst, kannst Du diesen Job sehr lange machen. Und damit stellst Du sicher, dass Du genügend Geld verdienst, um Dich und Deine Familie einigermassen gut über die Runden zu bringen. Darum dreht sich doch alles im Leben, da ist keine grossartige Philosophie dahinter. Gute Arbeit machen und Geld verdienen für Deine Wünsche und die Familie.

 

bm: Welche Massnahmen triffst Du heute, damit Neal McCoy ein nachhaltiger Erfolg beschert ist?

NMC: Wir treffen solche Massnahmen schon seit zehn, fünfzehn Jahren. Jedesmal auf der Bühne eine gute Show liefern. Nicht fast immer, sondern immer. Gib alles was Du hast. Wenn das durchdringt, wollen die Leute Dich wieder haben, die Festival Organisatoren buchen Dich wieder und die Fans kommen ebenfalls zurück. Damit kannst Du auch Zeiten überbrücken, in denen Du mal keine grossen Hits im Radio hast.

 

bm: Stell Dir vor, Du interviewst Neal McCoy...

NMC: …oh Gott….

 

bm: ...welche Frage stellst Du ihm, die ich nicht gestellt habe?

NMC: Ich weiss nicht. Ich würde ihn nicht fragen, was das Verrückteste war, das ihm passiert ist, weil er das offenbar nicht beantworten kann (lacht). Alles andere hast Du glaube ich abgedeckt.

 

bm: Vielen Dank für dieses Gespräch und viel Erfolg.