Interview mit Ken Mellons

© February 2005 / Bruno Michel

 

Acht Jahre lang war es, mit Ausnahme eines Greatest Hits Albums, still um Ken Malign="right" ellons. Er hat sich aber in dieser Zeit nicht ausgeruht, sondern hat sich auf das Schreiben von Songs konzentiert und darauf gewartet, dass es doch noch eine Plattenfirma gibt, die ihn mit seiner traditionellen Honky Tonk Music unter Vertrag nimmt. Letztes Jahr gelang ihm mit dem Album Sweet die Rückkehr auf die Strasse des Erfolgs. Wie beschreibt er die Zeit dazwischen und was denkt er über die heutige Country Music? Beim Interview hat er es mir erzählt.

 

bm: Ken, wie würdest du die Zeit zwischen deinen Alben Where Forever Begins (1995) und Sweet (2004) beschreiben?

KM: Nun, musikalisch hat sich nichts verändert. Das Problem ist, dass die Labels dir Verträge geben und dann nie ein Album von dir veröffentlichen. Das frustriert gewaltig. Genau das ist passiert. Nach Where Forever Begins habe ich Sony verlassen und bei Curb unterschrieben. Sechs Jahre lang haben sie mich hingehalten und nie erschien ein Album. Auf Sweet bin ich deshalb besonders stolz, es ist meiner Meinung nach mein bisher bestes Album. Ich bin dankbar, dass ich die Chance erhielt, beim Label Emergent endlich ein neues Projekt zu realisieren.

 

bm: Wie hast du durchgehalten und nicht einfach aufgegeben?

KM: Ich habe viele Songs geschrieben in jener Zeit. Glücklicherweise nahmen bekannte Künstler, wie George Strait, Dierks Bentley, Hank junior oder Mark Chesnutt, einige davon auf. Das hat geholfen. Ansonsten hielt mich der Glaube an meinen Stil und meine Musik am arbeiten und natürlich meine Fans, die immer an mich geglaubt haben. Geld ist wichtig, aber wir lieben einfach die traditionelle Honky Tonk Music und daran wird kein Geld der Welt was ändern.

 

bm: Du hast es gerade erwähnt, das Geld steht heute vielfach im Vordergrund und die Musik kommt danach. Welchen Rat gibst du jungen Künstlern, die den Erfolg suchen, aber trotzdem sich selber bleiben wollen?

KM: Du sagtest es soeben: Bleib dich selber, lass dir von nichts und niemandem etwas aufzwingen, das du selbst nicht magst. Das ist eines der heutigen Probleme in Nashville. Es geht nur noch um hübsche Girls und hübsche Boys und nicht mehr um grossartige Songs. Darum der Rat, mach was du machen musst. Egal ob Pop, Country oder Rock. Aber bleib dabei.

 

bm: In einem Interview am Music Festival der CMA hast du gesagt, das Schwierigste sei, deine Songs am Radio zu platzieren. Welchen Tipp würdest du den Radio Gewaltigen geben, wenn sie denn auf dich hören würden?

KM: Dazu musst du das Radio Business in der heutigen Zeit verstehen. Die meisten Stationen gehören irgend welchen grossen Firmen. Die haben Berater, die den Radio Verantwortlichen diktieren, was sie spielen sollen. Klar gibt’s Programm Direktoren, aber die wenigsten können das spielen, was die Hörer oder sie selber mögen. Das ist eine ziemlich verfahrene Situation. Da draussen gibt es – das bestätigen auch Umfragen – Hörer, die mehr traditionelle Honky Tonk Music im Radio wollen. Nur, die grossen Plattenfirmen arbeiten mit Incentives, damit die Radios ihre Songs spielen. Die kleinen Labels können das aufgrund ihres Budgets nicht. Die haben nur gute Musik zu vergeben. Aber letztlich können wir als Künstler diese Vorgehensweise eh nicht beeinflussen.

 

bm: Folglich helfen also auch Songs wie Murder On Music Row nicht, die Meinung im Business zu ändern, obwohl sie von grossen Namen wie in diesem Fall George Strait und Alan Jackson gesungen werden? (Anm. der Song beschuldigte 1999 die Nashville Szene, Schuld am Tod der Country Music zu sein).

KM: Dieses Lied hat viel Wahrheitsgehalt. Es gewann ja auch Auszeichnungen. Ich glaube trotzdem nicht, dass viele Radio Stationen es gespielt haben, aus den erwähnten Gründen. Aber die Leute, die den Song wirklich hören, wissen, wie treffend er die Situation beschreibt.

 

bm: Die nächste Frage hast du schon beantwortet. Ich wollte wissen, ob du je daran gedacht hast, die traditionelle Schiene zu Gunsten des Erfolgs zu verlassen.

KM: Nie im Leben. Im Gegenteil, ich arbeite momentan daran, ein Bluegrass Album zu realisieren. Damit bin ich aufgewachsen, Bluegrass und traditionelle Honky Tonk Music.

 

bm: Wenn du eine Zeitreise machen könntest, in welches Jahr ginge sie?

KM: Ich bin 1965 geboren, also habe ich die späten 50er und frühen 60er Jahre leider verpasst. In jener Zeit kamen viele der ganz grossen Country Music Künstler auf die Bühne. Das hätte ich gerne mit erlebt.

 

bm: Du bist mit vielen der grossen Stars aufgetreten. Hast du trotzdem noch einen Wunschpartner oder –partnerin für ein Duett?

KM: Wie du sagst hatte ich das Glück, mit Leuten wie John Anderson oder George Jones aufzutreten. Auf meinem letzten Album, Sweet, ist auch das Duett Institure Of Honky Tonks mit George. Von den weilblichen Künstlern mag ich Rebecca Lynn Howard sehr. Oder Dolly Parton, für mich eine der grössten Country Künstlerinnnen aller Zeiten. Auch Lee Ann Womack ist grossartig. Bei den Männern wäre ein Duett mit Vern Gosdin oder Merle Haggard ein Wunsch. Von jenen, die nicht mehr unter uns sind wäre es Keith Whitley. Er hatte einen rieisigen Einfluss auf die Country Music.

 

bm: Apropos John Anderson. Was macht er heute? Wir haben seit langer Zeit nichts mehr von ihm gehört.

KM: Man kann nicht sagen, dass er sich schon pensioniert hätte. Aber er macht eindeutig weniger Auftritte und nimmt es auch sonst easy. Vor einiger Zeit machte er ein Doppelalbum mit all seinen Hitsongs. Ich glaube, es nennt sich Anthology. (Anm. erschienen 2002 auf Audium)

 

bm: Er ist auch einer derjenigen, die du schon an den ersten Tönen erkennst, genau so wie George Jones oder Merle Haggard….

KM: … genau, du hast in der Country Music Leute mit Stimmen und Leute mit Stil. Und John ist einer mit eigenem Stil, du erkennst ihn sofort, wie auch die andern Namen, die du erwähnt hast, oder wie Willie Nelson.

 

bm: Wenn die Leute in fünfzig Jahren auf dein Leben zurück blicken, was wünschst du dir, dass sie dann über dich sagen?

KM: Er war einer, der die grossen Legenden mochte und der die traditionelle Honky Tonk Music am Leben erhielt.

 

bm: Wenn du ein Interview mit Ken Mellons führen würdest, welche Frage stellst du ihm, die ich nicht gestellt habe?

KM: Oh Mann….hmmmok, ich hab’s: Gibt es etwas, dass die Leute nicht über dich wissen, das du ihnen mitteilen willst?

 

bm: Cool, und die Antwort?
KM: Ich bin verrückt nach Einkaufen (Gelächter). Ich glaube ich habe die heutige Gage schon ausgegeben, bevor ich sie überhaupt bekommen habe.

 

bm: Herzlichen Dank für das Gespräch und viel Glück.