bm:
Jürg, Du bist seit langem eine etablierte Grösse in der Schweizer
Country Szene. Wenn man im Lexikon unter „
JM: Da hast Du mich gleich überrascht. Schwierige Frage.
Ganz sicher würde unter „Hobby“ stehen : Country Music
Liebhaber. Daraus wurde dann mit der Zeit ein grösseres Hobby und so kam ich
zum organisieren des Country Festivals in Worb.
bm: Wie
kamst Du damals auf die Idee, in Worb einen Country-Grossanlass
zu organisieren ?
JM: Rund zehn Jahre lang organisierte ich lokale Feste für
den Eishockeyclub. Diese warfen mehr oder weniger Gewinn ab, und man konnte
nie richtig in die vollen greifen. Irgendwann war das so frustrierend, dass
ich mir sagte : Mach was eigenes und etwas längerfristiges.
Und weil Country meine Musik war, habe ich mit
bm: Mit
welchen Schwierigkeiten hattest Du Anfangs zu kämpfen, zum Beispiel
Bewilligungen, Behörden usw. ?
JM: Eigentlich mit gar keinen. Wir hatten es organisatorisch
gesehen im Griff. Die Dimensionen hatten wir weniger im Griff, da habe ich mich
gleich am Anfang in der Szene bei allen grösseren Anlässen umgeschaut und habe
von denen gelernt. Somit klappte alles von Anfang an.
bm: Kannst
Du Dich noch an das Line-Up des ersten Festivals
erinnern ?
JM: Oh je, das ist ja schon fast zehn Jahre her. Ich glaube,
da waren
bm: Neun
Jahre sind seither vergangen, und bald steht das grosse Jubiläum an. Das Budget
dürfte sich im Laufe der Jahre beträchtlich erhöht haben. Trotzdem hast Du nach
wie vor „zivile“ Eintrittspreise im Verhältnis zum Lineup,
welches Du dem Publikum bietest. Was ist
Dein Geheimrezept, abgesehen von den so wichtigen Sponsoren ?
JM: Das Geheimnis ist, sehr seriös zu arbeiten. Wir haben jedes
Jahr Rückstellungen gemacht und haben eine Besucherstruktur, die zwar nicht in
der „höheren Preisklasse“ angesiedelt, aber unwahrscheinlich treu und konstant
ist. Dann haben wir natürlich ausgezeichnetes Sponsoring. Dies alles hilft uns,
den Anlass zu tragen und über die Jahre zu steigern.
bm: Was
sind Deine wichtigsten Erfahrungen aus dieser Zeit ?
JM: Wenn Du Erfolg haben willst, musst Du im
organisatorischen Bereich das Detail pflegen. Nicht nur administrativ, sondern
auch in der Infrastruktur. Du musst auch die Künstler pflegen. Bei mir hatte
von Anfang an jeder Künstler eine volleingerichtete Garderobe, mit allem was
das Herz begehrt. Das wird geschätzt, spricht sich herum und letztendlich hilft
Dir das wieder.
bm: Was
war für Dich in diesen Jahren das schönste Erlebnis ?
JM: Das war ganz sicher der Moment, als ich
anlässlich des 9. Country Festival Worb auf der
Bühne Johnny Cash ansagen durfte.
bm:
Was war das frustrierendste Erlebnis
in dieser Zeit ?
JM: Vielleicht, dass ich im OK, was das musikalische Programm
und die dazugehörenden Details angeht, völlig auf mich allein gestellt
bin. Trotz verschiedener Versuche zu delegieren, habe ich es am Schluss doch
selber gemacht. Auf der andern Seite muss ich akzeptieren, dass alle Helfer
und OK-Mitarbeiter hier ehrenamtlich dabei sind und damit kein Geld verdienen.
bm: Welchen
Künstler hättest Du in diesen Jahren gern verpflichtet, aber nicht bekommen ?
JM: Marty Stuart habe ich wohl versucht zu kriegen, es hat
aber nicht geklappt. Dasselbe bei Diamond Rio. Diese beiden sind mir aus
letzter Zeit in Erinnerung. Ich hatte noch nie eine Musikgruppe als Top Act, das würde ich gern mal nachholen.
bm: Nach
welchen Kriterien selektierst Du die Schweizer Acts
für Dein Festival ?
JM: Zuerst verpflichte ich den Headliner.
Danach versuche ich, je nach Stil dieses Acts, die
andern Bands darum herum aufzubauen. Die lokalen Acts
verpflichte ich nach dem Qualitätsaspekt. Leider hat es nicht allzu viel auf
hohem Niveau, und diejenigen, welche das Niveau haben, waren alle schon bei mir
zu Gast. Du kannst auch nicht jedes Jahr dieselben lokalen Acts
bringen. Zudem versuche ich immer, am Anfang des Konzerts Nachwuchsbands zu
fördern, damit diese einmal die Chance haben, vor etwas grösserem Publikum
aufzutreten.
bm: Du
hast es gesagt, ein Superhighlight war der Auftritt von Johnny Cash 1997. Kann
man so etwas überhaupt noch überbieten und eine Steigerung erreichen
?
JM: Ich würde die Frage anders stellen :
Muss man überbieten ? Meiner Meinung nach muss man überhaupt nicht. Johnny Cash
zu überbieten ist für mich unvorstellbar. Auch wenn Du den kommenden Jubiläumsanlass
ansprichst, fühle ich mich nicht verpflichtet, nur wegen der runden Zahl eine
weitere Steigerung zu erzwingen. Es muss einfach gute Musik sein, die den
Leuten gefällt, das ist alles.
bm: Welchen
realistischen Wunschkandidaten hast Du für künftige Festivals
?
JM: Neben jenen, die ich bereits erwähnte – Marty Stuart und
Diamond Rio, beide sind auch preislich realistisch – stehen für mich auch „ältere
Stars“ auf der Wunschliste. So zum Beispiel Waylon
Jennings. Es ist immer eine Frage, ob wir die Hauptacts
exklusiv engagieren müssen, oder ob wir an einer Tournee teilhaben können.
bm: 1998 : 10 Jahre Country
Festival Worb. Wann beginnen die Vorbereitungen ?
JM: Die haben schon begonnen, als das letzte Festival noch
nicht gelaufen war. Die Wunschliste muss schon abgegrenzt sein, da manche Stars
sich schon ein Jahr zuvor ihre groben Tourneepläne machen. Da will ich von
Anfang an im Gespräch sein.
bm: Was
kannst Du heute schon zu diesem Jubiläumsanlass sagen ?
Was wird anders, was bleibt gleich, was wird besser ?
JM: Warum sollen wir einen erfolgreichen Anlass anders machen ? Viele kleine Details werden wir verbessern, aber es
wird in der Art nicht anders sein, als die bisherigen.
bm: Letzte
Frage : Wenn Du
JM: Was soll ich sagen
? Du hast alle wichtigen Fragen gestellt. Vielleicht wie‘s
mir geht.
bm: Und die
Antwort ?
JM: Mir geht‘s blendend. Nach dem
Auftritt von Johnny Cash sagte ich, dass nur meine Heirat ein noch grösseres
Erlebnis für mich war und ich sehr glücklich und zufrieden bin. An dieser
Situation hat sich bis heute nichts geändert.
bm: Ich
wünsche Dir nicht nur ein erfolgreiches 10-jähriges Festival, sondern auch
alles Gute für die nächsten zehn.