Interview mit Nevada
Als
Ferien- und Erholungsgebiet kennen viele Leser das Bündnerland. Auch als Heimat
berühmter Vertreter aus der schweizerischen Volksmusik. Dass auch Country Music
dort zuhause ist, wissen ausserhalb Graubündens nur wenige Insider. Nebst Funny Hill, Grischa Country und anderen, gibt es seit gut
zwei Jahren eine Band, deren Namen mit der Topographie und dem Wetter ihrer
Heimat rein gar nichts gemein hat : Nevada. Ein
Gespräch mit Sepp „Joe“ Oberdanner gibt näheren
Einblick in diese interessante Formation.
BM:
SO: Wir haben alle zusammengesessen,
und überlegt, wie wir unsere Band nennen sollten. Von „Rhine
River Union“ – wir wohnen alle am Rhein – über alle möglichen Varianten kam
plötzlich das Wort NEVADA ins Spiel. Der Name ist kurz und bündig. Er gefiel
uns allen.
bm: Wie
seid ihr in dieser Besetzung zusammengekommen und was hält Euch zusammen ?
SO: Seit unseren Anfängen hatten wir zwei Wechsel, vor allem
familienbedingt. Ich wurde von einem dieser „Originalmitglieder“ eines Tages
angerufen und gefragt, ob ich in einer Countryband
mitmachen wolle. Nachdem ich früher lange Jahre als Profimusiker unterwegs war,
schien mir diese Aufgabe nach einigen Jahren Pause durchaus reizvoll. Die
beiden Abgänge konnten wir durch sehr gute Musiker ersetzen. Mittlerweile
gehört zu unserem Team auch ein eigener Soundmixer, ein junger Mann namens
Christian Frick. Das Teamwork und die Freude an der Musik hält
uns zusammen.
bm: Wie würdet ihr Eure Musik jemandem beschreiben, der Euch
noch nie gehört hat ?
SO: Country Music ist heute für jedermann ein Begriff. Ich
würde diesen Leuten sagen : „Wir machen gute,
aufgestellte und leicht verständliche Country Music. Da ist für jeden Geschmack
etwas dabei.“
bm: Würden
wir den Namen NEVADA im Lexikon finden, was würde unter dem Namen als Erklärung
stehen ?
SO: Totale Country Fans. Keine technischen Tricks, sondern
„handgemachte“ Musik von aufgestellten Typen.
bm: Ist
deutsch gesungene Country Musik für Euch ein Thema ?
SO: Nein, deutsch ist mir zum Singen zu schwierig. Englisch
können wir unsere Gefühle besser ausdrücken.
bm: Wie
ist die Rollenverteilung bei Euch ? Bist Du der Boss,
weil Du langjährige Profi-Erfahrung mitbringst ?
SO: Wir haben keinen Bandleader, wir sind eine
Kollektivgruppe. Bei uns hat jeder seine Rolle. Sowohl auf der Bühne wie
ausserhalb der Auftritte. Ich bin für das geschäftliche zuständig, Verträge,
Pressekontakte usw.
bm: In der
Schweiz haben seit Eurer Gründung Dutzende von Country Bands Fuss gefasst, oder
es zumindest versucht. Was unterscheidet Euch von der Masse ?
SO: Vielleicht, dass bei uns jeder einzelne Solosänger ist
und dass wir dadurch die Möglichkeit für verschiedene Stil- und
Gesangsrichtungen haben.
bm: Was
hat Euch der zweite Platz an der Swiss New Talent Show gebracht
? Wieviele Live-Auftritte habt Ihr seit März
97 bis heute in etwa gebucht ?
SO: Wir waren vorher schon viel unterwegs.
Aber immer nur regional. Die New Talent Show hat uns – nebst vielen Kontakten
zu Musikern, Veranstaltern und Medienleuten – vor allem überregionale Auftritte
gebracht. So zum Beispiel in Interlaken, auf der Klewenalp
oder in Geroldswil. Auch durch James Müller von den
Sunday Skifflers kamen wir zu einem Gig. Im Schnitt
treten wir momentan zwei- bis dreimal pro Monat auf.
bm: Viele
der arrivierten Künstler sehen solide Beherrschung der Instrumente und
erfolgreiche Live-Auftritte als verschiedene Lernstufen an. Woran arbeitet Ihr
bezüglich Bühnenpräzenz und Show-Elementen
?
SO: Wir arbeiten viel an unseren Auftritten, da wir noch
viel lernen können und auch wollen. Nach jedem Auftritt gibt‘s
bei uns eine Sitzung, wo wir die Fehler zu analysieren versuchen und zu
verbessern. Beispielsweise in Interlaken waren wir alle – sogar ich selber –
einigermassen nervös, zum ersten Mal an einem so grossen Anlass.
Dementsprechend steif fiel denn auch unsere Darbietung aus.
bm: Das
kann ich bestätigen. Musikalisch einwandfrei dargeboten, aber es fehlte die
Action auf der Bühne.
SO: Wir haben uns danach einige Vorsätze gefasst, die wir an
den letzten Konzerten auch bereits umsetzen konnten. Die Reaktionen des
Publikums haben uns bestätigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Man hat uns
mit dem zweiten Preis an der New Talent Show gezeigt, dass man auf uns setzt.
Diesen Erwartungen müssen wir jetzt gerecht werden.
bm: Aufgrund
welcher Kriterien habt Ihr das Material für Eure erste CD ausgesucht?
SO: Unser „Komponist“ Heiri
brachte uns Songmaterial in rauhen Mengen. Er hört
sich kreuz und quer durch die Countryszene und hat
viele Ideen, die er umsetzt. Martin hat einige Arrangements dazu gemacht, so
entstanden die zwölf Titel. Es sind ausschliesslich Eigenkompositionen. Dies
ist vielleicht ein Wagnis für eine Erstlings-CD, aber
nach dem Albisgüetli-Erfolg sagten wir uns, dass wir
nicht nur mit Covers durchkommen.
bm: Aber
Ihr spielt auf der Bühne viele Coverversionen.
SO: Alles, was uns gefällt : Mavericks, Alabama, Billy Ray
Cyrus, Kentucky Headhunters, Little Texas, Flaco
Jimenez und viele andere. Wir haben ein Repertoire von rund sechs Sets à 45
Minuten. Wir hatten zu unseren eigenen Songs soviel positiven
Feedback an den Auftritten, dass wir das Wagnis mit der ersten CD eingehen
wollten.
bm: Wer
sind Eure wichtigsten musikalischen Vorbilder ?
SO: Es gibt viele, die uns gefallen, aber die unbestrittenen
Favoriten von uns sind die Mavericks.
bm: Was
hat Euch bisher an Euren Konzerten am meisten gefreut ?
SO: Die Reaktionen des Publikums. Wenn uns die Leute
gratulieren, wenn sie uns nach den nächsten Konzertterminen fragen, dann freut
uns das riesig. Wir machen unsere Musik für diese Leute. Wenn‘s
ankommt ist das für uns der grosse Aufsteller.
bm: Und
was war der frustrierendste Moment in Eurer jungen Musikerkarriere ?
SO: Der ist uns bis heute als Band gottseidank
erspart geblieben. Wir sind gegenwärtig auf der Sonnenseite.
bm: Was
erwarten NEVADA von der Zukunft ?
SO: Dass wir in der Band so gute Kollegen bleiben, wie wir
heute sind. Wir hatten auch unsere Probleme und jeder hat Stärken und
Schwächen. Aber wie in jeder guten „Ehe“ haben wir uns zusammengerauft und ich
hoffe, dass diese Freundschaft noch lange anhält.
bm: Letzte
Frage : Wenn Du Sepp Oberdanner
von NEVADA interviewen müsstest : Welche Frage würdest Du ihm stellen, die ich
nicht gestellt habe ?
SO: (überlegt kurz) Ich würde mich fragen, wie lange ich
dieses Hobby Musik noch machen will. Immerhin bin ich schon fünfzig Jahre alt.
bm: Und
was würdest Du antworten ?
SO: Ich denke, ich kann von meiner
musikalischen Ausbildung her immer noch einiges einbringen und mit den Jüngeren
mithalten. Am Schlagzeug kann ich sitzen, also sage ich :
Ich mache solange weiter, bis mir die Schlagzeugstöcke aus der Hand fallen.
bm: Ich
bedanke mich für das Interview.