Interview mit Jody Nix, Copperas Cove, TX, 2012

© June 2012 / Bruno Michel

 

Bewahrer der Tradition


Der Texaner Jody Nix spielt seit über 50 Jahren Traditional Country und Western Swing. Es gibt kaum ein Western Swing Festival in den USA, wo er und seine Texas Cowboys nicht im Lineup steht. Sie sind der Garant für eine volle Tanzfläche und gute Stimmung. Musik wurde ihm praktisch in die Wiege gelegt. Die Grosseltern waren Musiker. Sein Vater, Hoyle Nix, schrieb den Klassiker Big Ball's In Cowtown für Bob Wills. Jody begann als Zweitklässler in der Band seines Vaters Schlagzeug zu spielen und führte nach dessen Tod im Jahr 1985 die Band weiter. Twin-Fiddles und Steel-Guitar, Stehbass und Schlagzeug, ist alles, was die Band für gute Musik braucht.

Bruno Michel: Jody, dein Grossvater Jonah war ein grossartiger Fiddler, genauso wie dein Vater. Deine Grossmutter Myrtle spielte Gitarre. Du selbst hast im Alter von 8 Jahren Schlagzeug in der Band deines Vaters, Hoyle, gespielt. Wie hat sich das Musik-Geschäft in den über 50 Jahren deiner Karriere verändert?
Jody Nix: Es hat sich extrem verändert. Hör nur mal in eine der grossen Radiostationen rein. Du findest kaum mehr traditionellen Country oder Western Swing. Dank Stationen wie Willie's Roadhouse oder dem Bluegrass Channel wird aber diese Art von Musik trotzdem noch am Leben erhalten. Ich bleibe meinen Wurzeln treu und Twin-Fiddles oder Steel Guitar werden in meiner Musik immer präsent sein. Ich bin ein der Bewahrer der Tradition.

Was wäre der Titel deiner Autobiografie?
Oh Mann. Darüber habe ich noch nie nachgedacht. Ich denke, ein passender Titel wäre "Über ein halbes Jahrhundert Musik - Es Lebe Die Tradition".

Du bist Radio-Moderator und stehst praktisch jedes Wochenende auf irgend einer Bühne. Was gibt dir die Energie nach all den Jahren, weiter zu machen?
Ich liebe traditionellen Country und Western Swing, genauso wie ich es geniesse, jede Woche auf der Bühne zu stehen und mit meinem Publikum im Kontakt zu sein. Ich ziehe meinen Hut und danke Gott für mein Talent und dass er mir das Geschenk der Musik schon als kleiner Junge gegeben hat. Ich habe mein ganzes Leben Musik gemacht und würde nichts anderes machen wollen. Die Sache mit der Radio-Show ist auch etwas, dass ich sehr mag. Vor ungefähr einem Jahr trat der Besitzer von KBYG in Big Spring an mich heran und fragte, ob ich eine eigene Sonntag-Abend Show produzieren möchte. Die Idee gefiel mir vor allem darum, weil ich selber entscheide, welche Songs ich in der Show spiele. Also moderiere ich jeden Sonntag von 7-9 Uhr am Abend diese Show.

Dein Vater hat den Klassiker "Big Ball's In Cowtown" geschrieben. Welchen Klassiker hättest du gerne geschrieben.
Schwierige Frage. Ja, mein Vater hat diesen Song geschrieben und er wurde 1949 erstmals aufgenommen. Ich glaube, es gibt viele, die ich gerne geschrieben hätte. Die Wahl fällt echt schwer. Mein Allzeit-Favorit ist "Pick Me Up On Your Way Down" von Charlie Walker. Den Song mag ich so sehr, dass wir ihn seit vielen Jahren in jeder unserer Shows spielen.

Was war der beste Rat, den du je in deiner Karriere erhalten hast?
Schon wieder schwierig (lacht). Weiter zu machen, nicht aufzugeben, hart zu arbeiten und dem Publikum Freude zu bereiten. Das sind Dinge, welche ich sowieso gemacht hätte. Einfach das Geschäft am Laufen und die Tradition am Leben halten.

Du bist selber ein gestandener Künstler. Welchen Rat würdest du einem jungen, ambitionierten Talent geben, um in diesem Geschäft Erfolg zu haben?
Ich kann natürlich keine Ratschläge an Nachwuchstalente geben, welche die heutige Country Musik spielen. Da bin ich einfach nicht mehr auf dem Laufenden. Aber den jungen Traditionalisten sage ich: Geh hin und grabe diese alten Songs, die fast vergessen sind, aus und spiele sie. Oder schreibe selber einige neue Songs im Stil dieser alten Traditionen. Mach es gut und mach es sauber und, vor allem, gib nicht auf.

Zum Glück gibt's ja eine ganze Reihe dieser jungen Künstler in Texas...
...oh ja.  Leute wie Billy Mata, Jake Hooker, Bobby Flores, die junge Dame Amber Digby und natürlich Justin Trevino. Und ich freue mich, dass auch die gestandenere Generation mit Johnny Bush, Darrell McCall oder Tony Booth nach wie vor dieser Art von Musik treu bleibt. Wen ich auch sehr mag sind die Quebe Sisters. Sehr talentierte Fiddlerinnen und Sängerinnen.

Mit wem würdest du gerne mal ein Duett aufnehmen wenn du freie Wahl hättest?
Bei den Damen wäre es Connie Smith und bei den Herren Ray Price. Der Mann ist einfach grossartig und mit 86 Jahren so gut wie noch nie.

Wenn Leute in 50 Jahren den Namen Jody Nix im Lexikon nachsehen, was wünschst du dir, dass sie über dich lesen?
Ich hoffe, dass da steht, dass ich ein guter Entertainer war, mein gottgegebenes Talent gut genutzt habe und immer gute und saubere Musik gemacht habe.

Was war der schönste Moment in deiner langen Karriere?
Oh da gab es so viele in den vergangenen 50 Jahren. Schwer zu sagen. Wenn ich einen Höhepunkt heraussuchen muss, dann ist das 1973. Ich war 21 Jahre alt. Merle Haggard, mein Vater und ich waren Gastmusiker auf dem Album For The Last Time von Bob Wills, kurz bevor dieser seinen schweren Schlaganfall hatte (Red. 2-LP, UA-LA216-J2). Das war wirklich eine Ehre für mich und ich bin sehr dankbar, dass ich das erleben durfte.

Wenn du ein Interview mit Jody Nix führen würdest, welche Frage stellst du, die ich nicht gestellt habe?
Du stellst mich hier vor ein Problem (lacht). Ich habe überhaupt keine Ahnung, wie ich das beantworten soll. Können wir die Frage offen lassen? Lass mich nachdenken... Ich würde mich vielleicht fragen, ob ich meine Karriere geniesse. Die Antwort ist: Auf jeden Fall und ich hoffe, es folgen noch viele weitere Jahre.

Vielen Dank für das Gespräch