Interview mit Rick Orozco

© February 1997 / Bruno Michel

 

bm: Rick, wie würdest Du Deine Musik jemandem beschreiben, der sie noch nie gehört hat ?

RO: Ich bin mit Country- und Latin-Musik aufgewachsen. Meine Lieder sind ein Mix von beiden Stilrichtungen. Lateinamerikanische Elemente, englische und spanische Texte und natürlich traditionelle Country-Instrumentierung mit Fiddle und Steel-Guitar. Ich hoffe, dass wenn die Leute meine Musik hören, sie mich erkennen. Sie hat einen anderen Touch als rein texanische oder rein lateinamerikanische Sänger haben.

 

bm: Country Musik befindet sich gegenwärtig auf einer phänomenalen Erfolgskurve. Warum glaubst Du, ist Country Musik heute so populär ?

RO: Die Musik wurde moderner. Es gibt mehr und mehr Platten- und Promotion-Firmen, die eine Menge Geld für Marketing ausgeben. Auch die Plattenproduktionen wurden besser und professioneller. Viele Anhänger der Popmusik begannen sich deshalb auch für Country zu interessieren. Country-Künstler befinden sich heute im Wettbewerb mit den Michael Jacksons und den Madonnas dieser Welt. Und einige der Country-Sängerinnen und-Sänger schaffen es, mehr Platten zu verkaufen, als diese Pop-Grössen. Dies hat viel zu tun mit der Vision, welche die Produzenten und Plattenfirmen heute haben, eine viel breitere und offenere Vision über Country Musik.

 

bm: Früher kannten wir diese Musik als Country & Western Music. Was denkst Du, ist mit dem Western Teil passiert.

RO: Ich denke, der wichtigste Grund, warum Western heute kein wichtiger Teil der Country Music mehr ist, hängt mit dem Filmgeschäft zusammen. Früher gab es die Western-Filme mit John Wayne und andern populären Schauspielern. Dies ist Vergangenheit und die Musik hat sich einfach verändert und den Western-Teil verloren. Die Radios spielen es fast nicht mehr und wir haben auch – mit wenigen Ausnahmen – keine wichtigen Künstler mehr auf diesem Gebiet.

 

bm: Hast Du einen Lieblingskünstler ?

RO: Ich mag George Strait. Er ist wirklich mein absoluter Favorit. Dann auch einen spanischen Künstler, Luis Miguel. Und natürlich George Jones. Dies sind die drei, die ich am liebsten höre.

 

bm: Auf was schaust Du, wenn Du Material für ein neues Album auswählst ?

RO: Ich nehme Songs, die nicht zu modern sind. Die meisten Lieder schreibe ich selbst. Ich denke meine Musik ist immer noch traditionell mit etwas modernem Touch. Aber die ganz modernen, rockigen Songs wähle ich eigentlich nicht.

 

bm: Hast Du ein Lied, welches all Deine Talente demonstriert ?

RO: Nein, ich glaube, dass kein Lied dies wirklich kann. Ich singe in zwei verschiedenen Sprachen und decke mit meiner Stimme vier Oktaven ab. Ich kann kaum alle vier Oktaven in einem Lied unterbringen. Aber abgesehen davon, kommt wohl der Song “Angelina” diesem Versuch am nächsten. Er hat Country Grove mit lateinamerikanischen Elementen, traditioneller Instrumentierung und beide Sprachen im Text.

 

bm: Garth Brooks sagte einmal “Ein Lied ist eine Drei-Minuten-Gelegenheit, der Welt etwas mitzuteilen.” Was ist Deine “Mitteilung an die Welt” ?

RO: Ich habe sicher noch keinen Song mit einer weltbewegenden Message geschrieben. Was ich in einem Lied versuche, ist Gefühl, Träume oder Realität zu vermitteln. Mit einem Liebeslied willst Du die positiven Gefühle rüberbringen, bei einem traurigen Song, versuchst Du, die Leute den Schmerz fühlen zu lassen. Du musst mit jedem Stück verschiedene Gefühle ansprechen.

 

bm: Wer hat Deine Karriere bis jetzt am meisten beinflusst ?
RO: Das war sicher George Strait.

 

bm: Wohin soll Dich Deine Musik in Zukunft bringen ?
RO: (lacht) In die ganze Welt. Die regnerische Schweiz, Bosnien, wo ich gerade eine Tour für die amerikanischen Truppen absolviert habe. Überall hin, wo sie mich hören wollen. Ich hoffe, dass eines Tages in jedem Land dieser Welt mindestens eine Person eine CD von mir besitzt.

 

bm: Was in Deiner Karriere hat Dich bisher am meisten befriedigt ?

RO: Die Reaktion des Publikums. Ich habe meine Karriere gerade erst begonnen und ich hoffe, ich habe noch viele befriedigende Momente vor mir. Ich freue mich über jeden Kommentar oder Brief, in dem mir die Leute mitteilen, dass ich sie mit einem Lied emotional bewegt habe.

 

bm: Was hat Dir der Erfolg bisher gebracht ?

RO: Freude. Ich war zwar immer schon zufrieden, aber im Moment erlebe ich eine grossartige Zeit.

 

bm: Hat der Erfolg Dir etwas weggenommen ?
RO: Nein, bis jetzt hat er mir mehr Freude bereitet als Kummer.

 

bm: Welchen Anteil hat Glück in der Karriere eines Artisten ?

RO: Einen grossen. Glück und Timing ist so ziemlich alles in diesem Business. Es gibt da draussen eine Million Menschen mit Talent. Du musst zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle sein und Deine Augen offen halten. Du musst die Gelegenheit erkennen, die Dich weiterbringt.

 

bm: Wenn Du ein Interview mit Rick Orozco führen würdest, welche Frage würdest Du ihm stellen, die ich nicht gestellt habe ?

RO: Ooh, das ist eine gute und schwierige Frage. Nun….mmmh…ich weiss es wirklich nicht. Wirklich schwierige Frage.

 

bm: Rick, vielen Dank für dieses Gespräch und weiterhin viel Erfolg.