Was
die Abkürzung RR in der Autowelt bedeutet ist vielen klar :
Rolls Royce, oder, mit anderen Worten : Qualität, Stabilität und Wert. Die
Country Music Szene der Schweiz kennt die Abkürzung RR ebenfalls, und auch hier
steht diese für Qualität, Stabilität und Werte. Hinter dieser Abkürzung steht
ein Mann, der sich diesen Merkmalen zeitlebens verschrieben hat
:
bm: Rolf,
wie kamst Du in‘s Musik-Business ?
RR: 1962 als ich zwölf Jahre alt war, begann
ich Gitarre zu spielen. Songs von Peter Hinnen oder Martin Lauer, also
eigentlich Schlager. Dann kamen in der Schweiz bald einmal die Beatles und die
Rolling Stones auf. Damit verlagerte sich mein Interesse ziemlich schnell auf
diese Art Musik. Sie bildete sozusagen die Basis für meinen weiteren
musikalischen Weg und begleitete mich bis etwa 1975.
bm: Du
hast in Deiner über 30jährigen Musikerkarriere in verschiedenen Formationen
mitgespielt.
RR: Ja, in der Anfangszeit hatten wir eine
Schülerband, die relativ lange zusammen blieb. Ende der Sechziger Jahre kam ich
zu den „Harpunes“. Die waren schon ziemlich
erfolgreich und traten vorwiegend im Raum Rapperswil auf. Bei den „Harpunes“ spielten wir Rhythm & Blues, Songs von Eric
Clapton, Fleetwood Mac usw. So gegen Mitte der Siebziger Jahre war ich dann bei
den „Avocados“, einer Tanzmusik-Band im Raum Zürich. Wo damals ein grosser Ball
angesagt war spielten wir. An solchen Anlässen gibt‘s
ja meistens mehrere Bands. Wir traten häufig als zweite Band neben Hazy Osterwald oder Pepe Lienhard an diesen Bällen auf. Das
ging dann so bis 1982/83. Das war die Zeit, wo langsam Country Music in der
Schweiz ein Thema wurde, das nicht nur wenigen Insidern gefiel. Damals fand ein
Festival im Kongresshaus statt, wovon es heute noch eine Schallplatte mit
bm: Country
Music ist heute ein Teil Deines Lebens. Warum ist
RR: Ich fühlte mich zur Country Music sofort
hingezogen, weil ich merkte, dass diese Art Musik Elemente beinhaltete, welche
ich von Grund auf gelernt hatte : Rhythm & Blues,
Rock und Rockabilly. Sicher, der Bluegrass- oder
Western-Swing Teil war neu für mich, aber ich sah, dass wesentliche Elemente
der Country Musik mir so nahe waren, dass ich diese Musik spielen wollte.
bm: Was
kam nach den Avocados ?
RR: Nur wenige Tage nach meiner
Entscheidung, bei den „Avocados“ aufzuhören, rief mich James Müller an, der
Bandleader der „Sunday Skifflers“ und sagte : „Hast Du Lust, bei uns mitzumachen ? Wir wollen
etwas modernere Musik machen, nebst unseren Skiffle-Songs.“ Ich ging zu einer Probe, wo mich James dann
auch noch nach einem guten Schlagzeuger fragte. Da kam mir Heinz Busch in den
Sinn. Er war eigentlich der Kopf der „Avocados“. Heinz ist heute noch Drummer
bei den Skifflers. In dieser
Formation brachten wir dann auch Platten auf den Markt. Die erste war „Sunday Skifflers Go Country“. Auch bei „Breakthrough“
war ich noch ziemlich beteiligt mit Eigenkompositionen.
bm: Zu
dieser Zeit waren aber auch schon Kontakte zu
RR: Schon seit ein, zwei Jahren hatte ich
durch die „Avocados“ Kontakt zu Helmut Schöni, dem Steeler von
bm: Wie
kam es zur neuen, heutigen Band von
RR: Ein Garant für Erfolg wäre die alte Band
schon, aber keine Garantiefür mich als
bm: Du
hast mir mal erzählt, dass Dein neuer Gitarrist und Backup-Sänger Dein
Gesangslehrer war ?
RR: Richtig. Vor etwa drei Jahren war ich an
der ACM, der Academy of Contemporary
Music, um Gesangsstunden zu nehmen und Atemtechnik zu lernen. Dort war er mein
Gesangslehrer.
bm: Wie
würdest Du Deine Musik mit der neuen Band jemandem beschreiben, der Euch noch
nie gehört hat ?
RR: Zwischen traditioneller und moderner
Country Music. Man muss sehen, dass ich heute natürlich noch den grössten Teil
meines alten Repertoires spiele. Zum einstudieren von neuem Material blieb
bisher wenig Zeit.
Jetzt sind wir daran, das Repertoire zu erneuern, auch
mit mehr eigenem Material meiner bisherigen Produktionen. Mir ist es wichtiger,
mich gegenüber dem Publikum mit eigenen Songs zu identifizieren, als mit
Cover-Versionen.
bm: Einige
Musiker Deiner Band könnten Deine Söhne sein. Gibt der Altersunterschied Probleme ?
RR: Richtig, der Gitarrist ist genau 20
Jahre Jahre jünger als ich und Silvio ist nochmals
ein paar Jahre jünger. Dann gibt es aber noch Erich Hunkeler
an den Drums, der auch bei den Rusty
Nugget spielt und natürlich Helmut Schöni, ein sicherer
Wert an der Steel Guitar. Wenn Helmut mal keine Zeit
hat, ist Roli Ambühl, der Fiddle bei mir spielt, in der Lage, dies zu kompensieren.
Probleme haben wir dadurch aber keine.
bm: Nun,
wenn Helmut keine Zeit hat, bist auch Du absorbiert, weil ihr dann beide bei
RR: Nein, das ist heute anders. Ich habe von
bm: Typisch
RR: Da kannst Du in der Tat lange suchen.
Das ist Grosszügigkeit hoch 1000.
bm: Trotzdem
wirst Du bei entsprechendem Erfolg irgendwann eine Entscheidung treffen müssen.
RR: Natürlich. John sagte mir, sollte ich
immer mehr Auftritte und Absenzen haben, wäre ich eben irgendwann der Ersatz.
Bis das soweit ist dauert es noch einige Zeit und wenn es dann eintreffen
sollte, bin ich ja mit dem Erfolg mehr als zufrieden.
bm: Du
hast nach wie vor einen 80%-Job bei einer Firma. Wirst Du nach Deiner
Entscheidung weiter reduzieren ?
RR: Dieses Gefühl hatte ich letztes Jahr
schon mal. Aber da war ich noch relativ neu in dieser Firma. Heute habe ich
meinen Job so gut im Griff, dass sich die Belastung wieder in Grenzen hält. Ich
bin sehr froh, dass mir meine Firma diese Arbeitsweise ermöglicht. Natürlich
kannst Du an den meisten Tagen den Feierabend vergessen. Kaum zu Hause geht‘s mit Musikbusiness weiter, seien es Auftritte oder
Proben.
bm: Was
kommt nach „Down The Road“, die meiner Meinung nach beste Deiner bisherigen Produktionen ?
RR: Ich will breiter werden, allerdings
immer mit traditionellen Elementen. Ich kann mir vorstellen, mit meinen
heutigen Musikern sowie der Unterstützung einiger anderer so ein Projekt zu
realisieren. Jetzt stehen aber erstmal die Live-Auftritte im Vordergrund.
Routine entwickeln und viel üben. Aber später kann ich mir durchaus vorstellen,
eine CD mit Schweizer Musikern einzuspielen.
bm: Was
hat Dir der Erfolg bis heute gebracht ?
RR: In erster Linie Zufriedenheit. Zudem
habe ich gelernt, dass Du auch beim kleinsten Erfolg immer an Dir arbeiten
musst, sonst ist der Erfolg plötzlich wieder weg. Das ist es auch, was mich
fasziniert. Immer weiter zu machen, denn nichts machen bedeutet Rückschritt.
Darum werde ich den Erfolg nie überbewerten.
bm: Was
hat Dir der Erfolg genommen ?
RR: Am ehesten wohl ein gutes Stück des
Privat- und Familienlebens. Ich bin verheiratet und Vater von zwei Kindern im
Alter von 12 und 15 Jahren. Ich merke ab und zu, dass ich zuhause fehle. Nicht
um irgendwas zu tun, sondern als Mensch, Partner und Vater. Aber meine Frau hat
mich immer in meinem Bestreben unterstützt, wir haben unseren Kindern sozusagen
vorgelebt, dass Musik ein Teil meines Lebens ist. So haben auch die Kinder
gemerkt, dass ich ohne die Musik nicht der gleiche, zufriedene Mensch wäre.
Wenn man mir von heute auf morgen die Musik nehmen würde, hätte ich grosse
Probleme.
bm: Wie
beurteilst Du die Schweizer Country Szene ?
RR: In der Schweiz steht das Element
„Stimmung machen“ während eines Auftritts meiner Meinung nach immer noch zu
hoch im Kurs gegenüber dem künstlerischen, musikalischen Wert einer Darbietung.
Zuviele Bands mit sehr guten Musikern legen im Falle
eines „Tiefs“ gerne schnell einen alten Standard ein, damit das Publikum wieder
auf den Bänken steht. Man muss aber auch sagen, dass ein Teil des Publikums
eben so will. Ich habe nichts gegen Standards, finde hier aber die Meinung
meines Gitarristen richtig, der sagt : „Wenn schon „Folsom Prison Blues“, dann aber
die Version von Brooks & Dunn.
bm: Was
wünschst Du Dir für die Zukunft ?
RR: Mir mit meiner neuen Band eine Akzeptanz
beim Publikum zu erarbeiten. Irgendwann möchte ich wieder eine CD produzieren.
Für die nächsten Jahre möchte ich ein Teil der Schweizer Country Szene sein und
gemeinsam mit den anderen daran arbeiten, dass wir auf ein gutes Niveau kommen.
Mein Wunsch ist, dass sich ein Geben und Nehmen entwickelt, denn das bringt
jedem Beteiligten garantiert etwas zurück.
bm: Vielen
Dank für dieses Gespräch.
RR: Ich bedanke mich für die Möglichkeit
dieses Interview geben zu dürfen.