Interview mit
In
den USA sprengt die Country Music mit ihren Variationen schon lange die Grenzen
des eigenen und anderer Music-Genres. Nun hat sich dieses Phänomen auch bei uns
eingestellt. Als Country Musiker
Rolf ging mit
seiner Country Heart Band (Ueli Gasser,
Silvio Fantauzzi, Erich Hunkeler
und Helmut Schöni) ins Pink Studio nach Österreich,
wo die Titel unter der Regie des versierten Tontechnikers Günter Slatinski
eingespielt wurden.
In
einer zweiten Session in den Pink Studios gingen dann Carlo Brunner und sein
virtuoser Akkordeonist Martin Nauer, sowie der
Hackbrett Akrobat Walter Alder ans Werk. Die Wirkung von Klarinette, Hackbrett
und Akkordeon auf einer in Mundart
gesungenen Country-Produktion ist einzigartig.
Nun
fehlten allerdings noch Background Vocals. Mit Susan Orus, die ihr „Stimmwerk“ im Liverpool Institute of Performing Arts vervollständigte, wurde eine gute Wahl
getroffen.
Trotz intensivster Arbeiten für
die bevorstehende Promo-Tour (Daten siehe News im Mai-Newsletter) nahmen sich
bm: Die
Country Welt hat ja schon viel gesehen, aber Eure Ethno-Country-Rock
Produktion ist wohl einzigartig. Was bewegt Euch zu glauben, dass so ein Mix erfolgversprechend ist?
TV: Glauben
wir das?
RR: Nein, wir wissen das. Weil das Werk drei
Stilrichtungen, die in sich eigenständig sind, vereint.Dazu
Texte in Mundart, der Sprache, die jeder versteht.
TV: Es
ist gar nicht so sehr daneben, wie mancher denken mag. Country und Rock sind
nahe beisammen, Folklore und Country ebenfalls. Oder nimm Folklore und Rock.
Den Mix von zwei Stilen gibt es also schon. Interessant ist nun die Kombination
aller drei.
bm: Rolf
hatte mir dieses Projekt ja bereits vor langer Zeit angekündigt, ohne
allerdings damals konkret zu werden. Nun ist ein Zusammentreffen von Fans
dreier verschiedener Stilrichtungen vorprogrammiert. War es Eure Absicht, den
Dialog unter den Lagern zu fördern oder hofft Ihr einfach auf einen grösseren
kommerziellen Erfolg, weil „für jeden etwas“ dabei ist?
TV: Sicherheit
gibt es diesbezüglich nie. Der Markt ist nicht abschätzbar. Man kann etwas
machen, wovon man selber überzeugt ist. Wie es sich anschliessend verkauft ist
Schicksal.
RR: Sicher
setzt man gewisse Hoffnungen in das Projekt, sonst würde man es nicht machen.
bm: Kann
es sein, das Ihr die leidige Schubladisierung der
Musikstile damit etwas „aufweichen“ wollt?
TV: Das mach ich seit eh und je. Früher war ich
allein auf weiter Flur mit meiner Einstellung, heute gibt es viel aufgeschlossenere Musiker und Fans.
RR: Wenn
wir durch unsere gemeinsamen Auftritte und diese Produktion gewisse Grenzen
abbauen können, dann ist das toll.
bm: Die
wichtigsten Arbeiten sind abgeschlossen. Was war das grösste Erfolgserlebnis
während der Projektrealisierung?
TV: Hatten wir schon eines? (Gelächter)
RS: Es haben uns Leute unterstützt, von denen wir
das nie erwartet hätten.
RR: Für
mich immer gab es immer wieder neue. Das erste Highlight war, dass Toni mitgemacht und die ganzen Texte geliefert hat.
Zudem hat mich als Coach im Studio begleitet und hart rangenommen.
Oder gestern, als wir erstmals einen Song in der Band einstudierten, worin
jeder Sänger in seinem eigenen Dialekt eine Strophe beiträgt.
Und vielleicht das wichtigste
Highlight für mich war, zwei Duette mit Toni zu singen. Was wenige wissen ist,
dass ich bereits früher mal vier Jahre in Toni’s Band
Vescoli & Co. mitgespielt habe. Für mich war es
sehr motivierend, gemeinsam mit ihm zu singen.
TV: Mir
machten die Übersetzungen Spass. Ich versuche, möglichst genau an die Aussagen
des Authors heranzukommen, übernehme wenn möglich
sogar das Versmass und die Silbenverteilung. Das ist zwar nicht immer möglich,
aber es soll das Ziel sein. Eine Melodie mit einem völlig themenfremden Text zu
versehen mag ich nicht.
bm: Und
was war das frustrierendste Ereignis?
RR: Während
einer Produktion gibt es immer wieder kleinere Ärgernisse. Aber festhalten soll
man sich am positiven.
TV: Frust
eigentlich nicht. Im Gegenteil. Wir hatten viel Spass.
RS: Manchmal waren die Tage mit 24 Stunden etwas
zu kurz.
bm: Wie
wird diese Produktion vertrieben, welche Kanäle habt Ihr neben dem Verkauf an
Auftritten geplant?
RR: Die
Scheibe wird von Grüezi Schallplatten AG, Carlo Brunners Firma, vertrieben.
TV: Carlo hat ja auch als Interpret mitgewirkt.
Und seine Beiträge machen das Projekt sehr originell.
bm: Werden
die Songs dieser CD in die jeweiligen Bühnenprogramme der drei Künstler
einfliessen, plant Ihr sogar nach dieser Tour weitere gemeinsame Auftritte oder
war das eine einmalige Sache?
TV: Ich
bin offen für solche Ideen. Wenn das Publikum es wünscht und alle Zeit haben,
kann ich mir weitere gemeinsame Auftritte durchaus vorstellen. Ich will aber
erst mal abwarten, bis Rolfs Werk im Verkauf ist und die ersten Vorstellungen
durch sind.
bm: Das
ist ein wichtiger Punkt. Die ganze Produktion ist eine CD von
bm: Wenn
Ihr die ganze Sache noch einmal planen und umsetzen müsstet, was würde anders
laufen?
TV: Ich
hätte gerne mehr Zeit gehabt, zum Beispiel für die Titelauswahl. Auch die Zusammenarbeit
mit Rolf hätte noch intensiver sein können, bei mir im Studio und danach. Es
ist sehr schwer, Dialektlieder zu singen. Die meisten haben in der Schule
letztmals diese Sprache in Liedern verwendet und das Risiko besteht, dass man
diesen Schulstubenmief übernimmt. Da muss man hart an sich arbeiten, um solche
Songs richtig und lebendig ans Publikum zu vermitteln.
RR: Ich
wollte andererseits mit der Umsetzung meiner Idee nicht zu lange warten. Wenn
möglich wäre sie noch anderweitig entstanden und realisiert worden. Das Projekt
zeigt meinen momentanen Stand auf. Ich bin sicher, dass ich in einem Jahr
vieles wieder besser oder anders singen werde. Aber der Mensch soll sich ja
weiter entwickeln.
bm: Toni
sagte, dass er gerne mehr Zeit zur Songauswahl gehabt hätte. Wie kam es
überhaupt zur Auswahl der aktuellen Lieder?
RR: Ich
hatte eine ganze Palette von Songs. Zusammen mit Carlo haben wir das dann
aussortiert. Ein paar Cover-Nummern wollten wir auch mit dabei haben.
TV: Durch
die Übersetzung der Texte in Mundart wurden natürlich auch die
englischsprachigen Songs, welche einst für Rolf geschrieben wurden, zum
Beispiel von
bm: Toni
war schon immer für Neues aufgeschlossen und hat sich im Laufe der Jahrzehnte
auch immer wieder anders präsentiert, blieb aber für seine Fans immer
RR: Ja,
ich bin auch in einer dieser Schubladen. Aber es wird an den Leuten liegen, ob
sie meine Fans bleiben wollen oder diese Richtung nicht mehr gut finden.
TV: Die
Frage wird sein, ob Rolfs Fans den Dialektgesang akzeptieren. Stilistisch ist
dieses Projekt nicht weit weg von dem, was Rolf sonst macht. Ich habe das
teilweise selber erlebt. Allerdings habe ich mich mittlerweile durchgesetzt und
die Leute akzeptieren die Sprache, in der ich gerade singe.
FS: Da
gibt es das „berühmte“ Beispiel eines Fans, der sich beklagte, als Rolf einen
Titel in Mundart präsentierte, weil derjenige den Titel in Englisch besser
fand. Im Gespräch stellte sich dann heraus, dass die betreffende Person
eigentlich kein Wort Englisch verstand.
TV: Ich
glaube allerdings, dass heute die Zeit für Mundartsongs reifer ist als auch
schon. Wichtig ist, dass es gute Musik ist.
bm: Gab
es bereits Reaktionen von Musikerkollegen auf dieses Projekt?
RR: Bisher
nur von meiner Band. Meine Leute sind sehr kritisch, aber die Reaktionen waren
ausserordentlich positiv.
bm: Was
wünscht Ihr Euch vom Publikum während dieser Präsentations-Tournee?
RR: Ich
denke, man wird vielleicht eher zuhören, weil man die Texte versteht. Einen der
Songs haben wir kürzlich im Kentucky Saloon in Pratteln
anlässlich eines Auftritts mit
TV: Da
wird es immer unterschiedliche Situationen geben. Es kommt auch auf die eigene
Stimmung an. Manchmal, wenn mir die Leute wie gebannt zuhören, habe ich das
Gefühl, dass bei jedem Instrumentenwechsel ein Vakuum entsteht. Ein anderes Mal
wirst Du in einer kleinen Clubathmosphäre kaum zur
Kenntnis genommen, weil alle sich lautstark unterhalten. Das kann dann, je nach
der Stimmung, in der Du selbst bist, recht hart sein.
bm: Welche
Frage würdet Ihr Euch in einem Interview zu dieser CD-Präsentation gerne noch
selber stellen?
RR: Eigentlich
keine Frage sondern eine Feststellung. Nämlich den Grund zu nennen, warum Carlo
Brunner an diesem Interview nicht dabei ist. Er hat momentan mit seiner
30-Jahre-Jubiläums Tour so viel zu tun, dass es ihm nicht möglich war zu
kommen. Ich möchte aber diese Gelegenheit trotzdem nutzen, und ihm für die
geleistete Arbeit herzlich danken.
bm: Vielen
Dank für das Gespräch und vor allem viel Erfolg.