Interview mit Margo Rochelle

© February 1998 / Bruno Michel

 

bm: Margo, wie bist Du damals in‘s Musikgeschäft geraten?
MR: Als kleines Kind besuchte ich Tanzunterricht. Meistens sang ich zur Musik mit, und meine Tanzlehrer

meinten, ich würde sicher mal Sängerin. Später merkte ich, dass ich besser singen als tanzen konnte und wurde von Besitzern in ihre Restaurants eingeladen, um den Gästen einige Lieder vorzutragen. So hat alles begonnen.

 

bm: Ein Girl aus Pine Bluff, Arkansas, geniesst heute ihre Karriere in Florida. Was brachte Dich dazu, im Sunshine State zu leben?

MR: Ich kam nach Florida, um zuerst für Disney und später in Bush Gardens zu arbeiten. In meiner Freizeit sang ich an den verschiedensten Orten. In Florida zu spielen ist, als wenn Du eine grosse Tournee machst. So viele Nationalitäten kommen hin, um die Attraktionen zu besuchen. Und ich mag das Wetter in Florida. Arkansas eine schöne Gegend, um von dort abzustammen, aber mehr auch nicht…(lacht).

 

bm: Du bezeichnest Wynonna als Dein grösstes Idol. Warum sie, und gibt es noch andere?

MR: Wynonna mag ich, weil sie mutig ist, und mit Ihren Songs experimentiert, viel Neues wagt. Natürlich gibt es noch andere „Idole“, ich liebe Tanya Tucker‘s Musik oder die von Dolly Parton. Beide singen Lieder, die Ihnen etwas bedeuten. Das nehme ich auch für meine Songs in Anspruch.

 

bm: Du sagtest einmal, dass Du gerne ein Duett mit Pam Tillis aufnehmen würdest. Warum gerade mit ihr?

MR: Einmal durften wir zusammen mit Ihr auftreten. Mir gefiel ihre Bühnenpräsenz. Sie hat durch ihren Vater (Mel Tillis) die „richtigen“ Wurzeln, das mag ich. Zudem macht es Spass, mit ihr zusammen zu sein.

 

bm: Was ist entscheidend für Dich, um einen Song in Dein Repertoire aufzunehmen?

MR: Wichtig ist, dass der Song mir von der Stimmlage her liegt. Aber auch zum Text muss ich eine Verbindung mit meinen eigenen Erfahrungen sehen. Und manchmal gefällt mir einfach die Melodie. Es kommt mir auf die Situation im Publikum an, um zu entscheiden, ob nun Text oder Musik wichtiger sind.

 

bm: Mit welchen Liedern fühlst Du Dich auf der Bühne am wohlsten, mit Balladen, Uptempo Songs, oder womit?

MR: Mir sind die schnellen Uptempo die liebsten. Sie entsprechen meinem Temperament.

 

bm: Wo liegt der Unterschied zwischen der Künstlerin auf der Bühne und der Person, die mir im Moment gegenüber sitzt?

MR: Eigentlich gibt‘s da keinen grossen Unterschied. Ich versuche auch auf der Bühne, mich selbst zu sein. Oder doch… möglicherweise bin ich von Angesicht zu Angesicht viel nervöser, als auf der Bühne.

 

bm: Das Unterhaltungsgeschäft bedeutet, viel zu reisen. Wie unterhälst Du Dich selber in den langen Stunden der Fahrt von einem Gig zum andern?

MR: Ich habe mit meiner Band ein sehr gutes Verhältnis. Uns wird es eigentlich nie langweilig auf der Fahrt. Entweder wir schreiben Songs, probieren Arrangements, albern herum oder sonstwas. Seit ich vermehrt in Europa auftrete, habe ich mir einen Sprachkurs auf Cassette zugelegt und lerne Deutsch. Es ist zwar nicht der schöne Dialekt des Berner Oberlandes, aber ich will mich zumindest besser verständigen können, wenn ich wieder hier bin.

 

bm: Lass uns über eines Deiner Hobbies sprechen. Du hast ein Salzwasser-Aquarium zu Hause, ein sehr pflegeintensives Hobby. Wie kamst Du dazu und wie organiserst Du die Pflege, wenn Du on Tour bist?

MR: Nun, ich habe Freunde, die Spass an Aquarien haben. Also biete ich ihnen an, in meiner Abwesenheit bei mir für Ordnung zu sorgen. Wenn sie das gemacht haben, entscheiden sie sich jeweils, den Kauf eines eigenen doch besser aufzuschieben.

 

bm: Und wenn Du nach Hause kommst, geht das Fische zählen los.

MR: Ja, diesmal sind meine Freunde speziell nervös, weil ich kurz vor meiner Abreise einen neuen Fisch dazugekauft habe und auf den müssen sie besonders aufpassen. Eigentlich ein verrücktes Hobby dafür, dass ich sehr viel unterwegs bin. Meistens haben wir jedoch nur einige Stunden Autofahrt zu unseren Auftritten, so dass sich eine Rückkehr am Abend immer noch lohnt.

 

bm: Du hast zwei Lieblingsfische, „Puffer“ und „Trigger“. Hast Du die andern auch alle „getauft“?

MR: Ja, alle haben Namen, aber die zwei sind meine Lieblinge. Der eine ist ein Picassofisch, und sieht wirklich wie ein Gemälde aus. Der andere kann sich aufblähen und gleicht dann einem mit Nadeln gespickten Ball.

 

bm: Hast Du noch andere Hobbies?

MR: Früher bin ich viel getaucht. Reiten gehört auch zu meinen Hobbies, aber beides ist momentan eher im Hintergrund, da ich einfach zuwenig Zeit dafür habe.

 

bm: Wenn Du Margo Rochelle interviewen würdest, welche Frage stellst Du ihr, die ich nicht gestellt habe?

MR: Nun, das ist schwierig…, vielleicht würde ich mich etwas über meine Mutter und meine Grossmutter fragen. Sie sind für mich die grössten Frauen überhaupt. Mutter ist Pilotin und Fluglehrerin, arbeitet als Luftverkehrs-Controller und ihr Hobby ist Schiessen. Sie schiesst so gut, dass sie nationale Wettbewerbe in der Kategorie Frauen gewonnen hat. Grossmutter ist 90 Jahre alt und zog kürzlich für einige Zeit zu mir, nachdem sie oben in Kansas die grossen Überschwemmungen hatten. Also nahm ich sie mit zu unseren Auftritten. Sie sass im Publikum, trank Bier und unterhielt die Leute an den umliegenden Tischen mit ihrer Lebensfreude.

 

bm: Hoffen wir, dass Du noch lange mit diesen Menschen zusammen sein kannst. Herzlichen Dank für das Interview.

MR: Ich danke Dir. Es hat Spass gemacht und ich hoffe, noch viele Male in der Schweiz auftreten zu können.