Interview mit Dr. Peter Rolland, Arizona State Fiddle und 3x National Certified Division Fiddle Champion

© June 2004 / Bruno Michel

 

Die Amazing McNasty Brothers wechselten im Dezember 2003 ihren Fiddler Bobby gegen Dr. Peter Rolland aus. Die Konstellation Doktor der Mathematik und mehrfacher nationaler und State Fiddle Champion machte mich neugierig. Was waren Peters Beweggründe, den sicheren Job als Universitätsdozent auf zu geben und sich seit fast zehn Jahren nur noch der Musik zu widmen?

 

bm: Peter, wie unterscheiden sich die verschiedenen Fiddle Contests?

PR: Nun, die State Championship gibt es beispielsweise in Arizona seit über dreissig Jahren. Jeder Staat in den USA kürt seinen besten Fiddler. Ich nehme seit einiger Zeit nicht mehr daran teil, bilde aber Leute an der Fiddle aus, die irgend wann teilehmen wollen. Zudem will ich meinen beiden Söhnen nicht im Weg stehen, die sich als ausgezeichnete Fiddler heraus gestellt haben. Die National Championship findet in Weezer, Idaho statt. Warum ausgerechnet in Idaho? Die haben sich irgendwann hingestellt, und gesagt: „Wir führen den nationalen Wettbewerb durch“. Vor zwei Jahren haben sie den 50. Anlass gefeiert. Die Stadt hat etwa 5’000 Einwohner. Während dem Festival sind es zusätzlich etwa 15'000 Besucher. An diesem Fest spielen während einer Woche etwa 500 Musiker. Ich war da zweimal in der Jury. Es gibt Gruppierungen nach Alter, State Champions und Certified Divisions. Die Teilnehmerzahl an Certified Wettbewerben ist limitiert.

 

bm: Du sammelst auch Fiddles. Ich habe gehört, dass du über 300 von den Dingern hast?

PR: nein, ich habe einen Laden, unterrichte Musik und vermiete Fiddles an Schüler und Studenten, die lernen wollen. Das Geschäft ist aber ziemlich saisonal.

 

bm: Mathematik und Fiddle. Wie geht das zusammen?

PR: Während meiner 25 Jahre als Universitäts- und College Lehrer habe ich immer Musik gemacht. Ein Jahr habe ich neben meiner Lehrertätigkeit 250 Gigs gespielt. Das war einfach zuviel. Also beschloss ich, am 1. Januar 1996 den Job auf zu geben und nur noch Musik zu machen. Nun unterrichte ich noch ca. 200 Schüler pro Semester im Fiddle Spiel. Zudem sammle ich Musik und will alles über die Songs wissen, die ich spiele. Das bedeutet auch viel zu reisen und eine Menge Forschungsarbeit.

 

bm: Wie unterscheidest du Fiddle Music aus Irland, Schottland, Texas, Kentucky usw.?
PR: Ursprünglich kam die Musik aus Schottland und Irland. Der erste Fiddle Contest in Amerika wurde im 18. Jahrhundert dokumentiert. Im späten 19. Jahrundert konnten die Amerikaner günstig Fiddles in Warenhäusern kaufen, sie wurde aber lange Zeit als Instrument des Teufels angesehen. Viele Fiddler haben deshalb ihr Instrument versteckt, aus Angst, von der Kirche entdeckt zu werden. Später wurden Fiddler als Entertainer engagiert, spielten auf Schiffen oder an offiziellen Anlässen. Noch später, als das Radio erfunden war, gab es jede Menge Musiker, die am Radio eigene Shows hatten. Die Stile haben sich im Laufe der Jahrhunderte entwickelt.

 

bm: Wo siehst du den Unterschied zwischen Bluegrass und Old Time Music?

PR: Bluegrass ist sehr strukturiert, diszipliniert und irgendwie statisch. Old Time hat mehr mit Spass zu tun. Es ist Fun und man kann seine Scherze einbauen. Wir sind definitiv weniger diszipliniert auf der Bühne als die Bluegrasser. Die Band tritt mehr als Ganzes auf und zeigt weniger die individuellen Künste des einzelnen Musikers.

 

bm: Zwei deiner CDs sind geschichtliche Dokumente der Fiddle Music. Erstens Fiddle-Ology, einen Sampler mit 21 Songs inklusive deren Entstehungsgeschichte. Zweitens mit deiner Band Nightriders die Scheibe Tying Knots In The Devil’s Tail, eine Sammlung von klassischen Western Songs. Daneben hast du weitere Bands, die Rolland Family und die Cowboy Legends. Dazu 100 bis 150 Auftritte pro Jahr, auch mit den McNastys, den Laden und den Unterricht der Studenten. Wie bringst du das alles auf die Reihe?

PR: Nun, es ist schon ziemlich viel Arbeit. Ich mache ja auch noch die ganze Administration, das Management und stelle die Checks aus. Aber ich werde wohl noch so zehn Jahre weiter machen, bevor ich mich pensioniere.