Interview mit Silverwood

© November 1999 / Bruno Michel

 

Seit Anfang 1998 spielen sie in der heutigen Formation. Auszeichnungen der German American Country Music Federation als beste Newcomer Band oder den Truck of The Year haben sie schon gewonnen. Erfreulicherweise ist das gesamte Repertoire der Band in englischer Sprache. Silverwood’s erste CD-Produktion “Drive” hat auch in den Radio- und Country Charts in unserm Nachbarland kräftig eingeschlagen. Mit dieser Produktion haben einige Schweizer Fans schon Bekanntschaft gemacht. Anfang November hat sich die Band nun erstmals im Little Joe’s Saloon dem Schweizer Publikum vorgestellt. Ich nutzte die Gelegenheit für ein Gespräch mit den beiden Frontleuten, Miruna (M) und Ernest (E), damit nebst der Musik auch die Motivation der Band hierzulande besser bekannt wird.

 

bm: Journalisten suchen immer nach Worten, um den Stil einer Band zu beschreiben. Wie beschreibt Ihr selbst Euren Stil ?

M: Wir nennen es den Silverwood-Stil. Da wir alle unsere Songs selber schreiben, ergibt sich eine klare Identität und ein eigener Stil. Auf der Bühne spielen wir natürlich auch Covers. Das könnte man New American Music nennen. Aber im Wesentlichen versuchen wir auch da, den Songs eine Silverwood-Identität zu geben.

 

bm: Was war der Grund, Euch für Country Music zu entscheiden? Ihr habt ja durchaus auch Potential für andere Stilrichtungen.

E: Ich habe alle möglichen Stilrichtungen als Musiker ausprobiert. Aber ich bin mit Country Music aufgewachsen und diese Musik liegt mir am meisten.

M: Für den Rest der Band, der nicht aus USA stammt wie Ernest, ist es die Ehrlichkeit dieser Musik. Von Herzen für die Herzen. Die Songs erzählen von dem, was Du oder ich täglich selber erlebt haben oder erleben könnten. Daher liegt für uns in dieser Musik der höchste Wiedererkennungswert. Auch wenn hier in Europa einige Leute den Text nicht verstehen mögen, die Gefühle kommen durch. Ich glaube, dass dies am ehesten mit Country Music machbar ist.

E: Es macht dem Publikum einfach mehr Spass, wenn es sieht, dass die Künstler ihre Musik nicht einfach nur spielen sondern leben.

 

bm: Warum könnt Ihr in Deutschland bestehen mit englischen Songs? Die Fans wollen da doch mehrheitlich Lieder in ihrer eigenen Sprache hören, etwas, das in der Schweiz übrigens weniger gut ankommt.

M: Country Music kommt aus Amerika. Wie kann ich da solche stimmungsvollen Songs in einer andern Sprache als Englisch singen? Es macht für uns einfach keinen Sinn, deutsche Texte zu solchen Liedern zu schreiben. Wir haben das Glück, dass unsere Fans uns als Gesamtes akzeptieren. Die englischen Songs, unsere Bühnenpräsenz und unsere Ehrlichkeit der Gefühle bilden eine Einheit, die den Leuten offenbar gut gefällt.

 

bm: Warum der Name “Silverwood”?

M: Ernest, Kix und ich spielten zuvor in einer andern Band. Wir befanden uns in den USA auf der Fahrt von L.A. nach Las Vegas. Mitten im Niemandsland, beim Silverwood Lake (nördlich von Riverside, CA, beim Lake Arrowhead; Red.) beschlossen wir, einen Neuanfang zu machen. Für uns ist der Name eine Verbindung zwischen Vergangenheit und Zukunft. Zudem hat er etwas mystisches (lacht).

 

bm: Wer sind Eure musikalischen Vorbilder ?

E: Jeder in der Band hat sicher seine eigenen Vorbilder. Man mag das komisch finden, aber für mich sind es Merle Haggard und Buck Owens. Die weiblichen Stars meiner Zeit waren Dolly Parton oder Tammy Wynette. Für meine musikalische Entwicklung hatte aber Merle die grösste Bedeutung.

M: Unser Gitarrist Nick ist ein Brent Mason Fan, ich selber mag Shania Twain sehr. Diese Vielfalt drückt sich auch in unsern Songs aus.

 

bm: Alle Songs der CD stammen aus eigener Feder. Was bewegt Euch zum Songschreiben ?

E: Wie schon gesagt, Du musst diese Musik leben. Und das geht besser, wenn Du über Dinge schreibst, die Du selber schon erlebt hast. Es kommen dabei andere Gefühle zum Ausdruck, als bei Songs, die wir auf der Bühne covern.

M: Ich versuche in meinen Liedern, den Gefühlen etwas materialistisches zu geben. Die Art des Vortrags, die Instrumentierung, alles soll den Inhalt des Songs dem Publikum widerspiegeln.

 

bm: Was ist wichtiger in einem Song : Der Text oder die Musik ?

M: Beides. Keine Frage für mich. Es muss zusammen passen.

E: Miruna hat recht. Du kannst einen guten Text mit schlechter Musik haben und der Song ist insgesamt schlecht. Genauso umgekehrt..

 

bm: Viele der Traditionalisten wie George Strait, Alan Jackson oder Aaron Tippin besingen in ihren Songs vermehrt das Verschwinden der ehrlichen Country Musik und ihren Ersatz durch Verkaufszahlen und Videoeinnahmen. Was ist Eure Meinung dazu?

M: Ich finde das nicht gut. Wenn man beispielsweise das gleiche Album für unterschiedliche Märkte anders produziert, dann bringt man nicht mehr die Songvariante auf die CD, die man haben will, sondern jene, die am meisten Geld verspricht.

E: Nashville’s Music Business und die vielen neuen, erfolgreichen Namen sind heute zu stark marketingorientiert. Jeder versucht, ein Erfolgsrezept, das bei einem Künstler funktioniert hat, zu kopieren und den Erfolg zu wiederholen. Dies führt zu einem gewissen Einheitsbrei, der mit der eigentlichen Country Music nicht mehr viel zu tun hat. Zu viele  haben heute das Gefühl, ebenfalls ein Popalbum produzieren zu müssen.

 

bm: Euer Bekanntheitsgrad hat sich in den letzten 12 Monaten rapide gesteigert. Was bringt Euch der Erfolg?

M: Die Motivation, noch härter an uns zu arbeiten. Wir haben unsere CD im Frühjahr nicht einfach auf den Markt gebracht, wir haben sie komponiert. Das heisst, alle Songs ergeben haben einen roten Faden.

E: Noch mehr Gefühle. Als wir die erste Auszeichnung erhielten, hatte keiner von uns auf der Bühne trockene Augen. Wir dachten uns, dass wir diese Wertschätzung des Publikums nicht einfach hinnehmen dürfen, sondern den Leuten nun noch mehr zurückgeben sollten. Daher stimme ich Miruna zu.

 

bm: Was tut Ihr heute dafür, damit in zehn Jahren “Silverwood” als Act noch im Geschäft ist ?

M: (lacht) Gute Songs schreiben. Das ist alles.

E: Und jeden Auftritt wahrnehmen, der uns angeboten wird. Wir haben an Orten gespielt, wo unser Material und wir nicht mal zur Hälfte auf der Bühne Platz hatten. Also improvisierten wir. Du kannst nicht jedes Wochenende nur auf grossen Bühnen spielen. Jeder Auftritt hilft, dass uns mehr Leute kennen und hoffentlich auch mögen. Wenn wir so weiter arbeiten, wird sich auch der Erfolg steigern.

 

bm: Nehmt an, Ihr führt ein Interview mit “Silverwood”. Welche Frage stellt Ihr, die ich nicht gestellt habe ?

M: Schwierige Frage.

E: Glaubst Du, dass die Leute mögen, was wir machen? Ich denke ja. Wir haben in kurzer Zeit viel erreicht. Das geht nur, wenn das Publikum mitspielt. Wir sind unsern Fans sehr dankbar, dass sie uns dahin gebracht haben, wo wir jetzt sind. Und wir hoffen, dass sie uns auch weiterhin auf unserem Weg begleiten.

 

bm: Nach dem heutigen Abend sind darunter hoffentlich auch viele neue Schweizer Fans. Herzlichen Dank für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg.