bm: Jo-El, wie
würdest Du Deine Musik jemandem beschreiben, der sie noch nie gehört hat?
JS: Meine Musik basiert auf all den
Einflüssen, denen ich seit meiner Jugend ausgesetzt war :
Rhythm & Blues, Rock’n’Roll, Country und Cajun. Ich versuche, all diese Einflüsse zu einem “Jo-El-Sonnier-Stil” zu kombinieren, möchte, dass die Leute
mich durch meine Musik erkennen. Cajun Music spielt
natürlich eine sehr wichtige Rolle, denn sie repräsentiert, was wir sind : Cajuns aus Louisiana.
bm: Country Musik ist eine Industrie geworden,
mit viel Geld im Hintergrund. Warum glaubst Du, ist Country Musik so populär?
JS: Garth Brooks (lacht). Garth hat die Tür geöffnet für viele, modern denkende und
spielende Country Künstler. Früher war Cajun Cajun und Country
war Country. Heute ist es möglich,
dass ich mit meinem Akkordeon zusammen mit Leuten wie Alabama, Charlie Daniels,
Lee Greenwood, Mark Chesnutt,
Alan Jackson oder Billy Ray Cyrus auftrete. Diese modernere Denkweise hat uns
geholfen, auch die Cajun Musik einem breiteren
Publikum vorstellen zu können. Plötzlich nehmen auch die genannten Artisten Cajun Songs in ihre Produktionen auf. Ich glaube, in dieser
Countrymusikwelt hat es Platz für uns alle. So, wie
BR5-49 Erfolg hat mit ihrem Revivalstil, werden
vielleicht morgen andere Bands einen andern, fast vergessenen Stil wieder zu
ihrem Hauptthema machen.
bm: Hast Du einen Lieblingskünstler?
JS: Ich
schalte das Radio ein, und höre mir an, was so läuft. Natürlich gibt es Leute, deren
Musik Bestand hat, wie zum Beispiel Garth Brooks, Alan Jackson, Reba McEntire oder von den Neueren Bryan White.
Aufgewachsen bin ich mit Hank Williams Senior, Jimmie
Rodgers oder Jimmy C. Newman. Aber wie schon gesagt, ich höre mir eigentlich
alle Stilrichtungen an. Heute kommen auch schon fast vergessene Namen wieder
zum Erfolg, wie beispielsweise Gene Watson. Er klingt heute wie damals, hat
sich nicht verändert. Und ich glaube, das ist, was wir alle versuchen
: Bleiben wer wir sind und mit offener, ehrlicher Musik unseren Platz zu
halten.
bm: Auf was schaust Du, wenn Du Material für
ein neues Album auswählst?
JS: Dem
Publikum sollten die Songs etwas bedeuten. Auch ich muss eine Beziehung zu
einem Song herstellen können. Die Hauptsache dabei ist, Spass
zu haben, wenn wir ein Lied spielen. Es muss ein Funke überspringen, sowohl auf
uns Musiker, als auch auf’s Publikum.
bm: Welchen Song wählst Du um all Deine
Talente zu demonstrieren?
JS: Mein
Leben ist Musik. Ich versuche, in jedem Song alles zu geben, ein guter
Unterhalter zu sein. Entweder springt der Funke vom Lied zum Publikum oder von
mir zum Publikum. In jedem Fall versuche ich, mein Bestes in jeden Auftritt zu
legen. Das Akkordeon ist sehr international und seit 200 Jahren präsent. Ich
denke, dass ich dieses Instrument beherrsche, und dies merkt auch das Publikum,
egal in welchem Land ich spiele.
bm: Ein Lied ist eine
Drei-Minuten-Gelegenheit, der Welt etwas mitzuteilen. Was ist Deine Message?
JS: Versuche
das Beste aus jeder Situation zu machen. Es gibt, egal in welcher Phase Du
gerade bist, immer jemanden, dem es schlechter geht. Bessere Zeiten werden
kommen, sowohl für Dich als auch für den, dem es noch schlechter geht. Du
brauchst den Willen, dann findet sich auch der Weg, im Leben Erfolg zu haben.
Jeder hat seine Bestimmung. Meine ist glücklicherweise die Musik, und dafür
atme, lebe und arbeite ich.
bm: Wer hat Deine Karriere am meisten beinflusst?
JS: Ich kann keinen speziellen Namen nennen.
Die meiste Zeit habe ich mich wohl selber beeinflusst, weiter zu machen, mich
zu entwickeln, neue Projekte anzugehen. Seit meinem elften Lebensjahr stehe ich
auf der Bühne und produziere Platten. Ich versuche, die Tradition meiner Heimat
Louisiana aufrecht zu erhalten und das zu bleiben, was ich bin
: Ein traditioneller Cajun Boy.
bm: Wohin soll Dich Deine Musik in Zukunft
bringen? Zurück in die Schweiz?
JS: Das wäre gut. Wir haben hier über die
letzten fünf, sechs Jahre so viele nette Leute kennengelernt.
Ich freue mich, dass uns die Menschen hier mögen und dass ich sogar auf
Produktionen von Schweizer Musikern vertreten bin. Die Schweiz wäre ideal für uns, um eine grosse Konzerttour zu machen. Wir danken allen, die uns
unterstützen und uns immer wieder hierher einladen. Ansonsten? Nach Alaska. Da
war ich noch nie. Und in diesem Jahr werden wir dort touren. Ich bin ich ein
Veteran in diesem Geschäft und habe eine Menge Leute kommen und gehen sehen.
Ich bin einfach dankbar, wenn ich nach wie vor gefragt bin und andere Musiker
mit mir zusammen spielen wollen.
bm: Was in Deiner Karriere hat Dich bisher am
meisten befriedigt?
JS: Ich
bin immer noch dabei. Das ist wahrscheinlich das, was mich am meisten
befriedigt. Irgendetwas muss ich offenbar richtig machen. Viele Leute nennen
mich den “King of Cajun”. Dabei will ich gar kein
König sein. Ich will einfach bleiben, wer ich bin und meine Musik so gut wie
möglich einem breiten Publikum präsentieren. Sicher freut es mich, wenn die
Leute sagen : “Du brauchst einen guten Cajun Artisten ? Ruf Jo-El Sonnier an”. Es gibt noch viel zu tun für mich, und das
freut mich. Der wichtigste Schlüssel sind loyale Fans. Und die erreichst Du,
wenn Du Dich als Person nicht veränderst, sondern einfach konstant gute Musik
machst.
bm: Was hat Dir der Erfolg bisher gebracht ?
JS: Den Mut,
weiter zu machen, meine Musik in andere Teile dieser Welt zu bringen.
bm: Hat der Erfolg Dir etwas weggenommen ?
JS: Ich denke nicht so. Wenn Du Erfolg hast,
musst Du mit möglichen negativen Konsequenzen leben. Aber Du musst positiv
denken. Es gibt Dir die Möglichkeit, Dich zu entwickeln und weiter zu kommen.
bm: Welchen Anteil hat Glück in der Karriere
eines Artisten ?
JS: Ein
Prozent ist wahrscheinlich Glück, 99% sind harte Arbeit. Jeder ist seines
eigenen Glückes Schmied. Viele Leute fragen mich :
“Wie werde ich ein Country Künstler”? Und meine Antwort ist :
“Du musst aus den richtigen Gründen in diesem Geschäft sein. Und das sind nicht
in erster Linie der Erfolg und die verkauften Platten. Das sind in erster Linie
Liebe zur Musik und harte Arbeit. Geh da raus und sage :
“Ich kann es schaffen”. Aber dann arbeite hart dafür, mach das Beste aus jedem
Tag.
bm: Wenn Du ein Interview mit Jo-El Sonnier führen würdest,
welche Frage würdest Du ihm stellen, die ich nicht gestellt habe?
JS: Ich
bin kein so guter Interviewer. Vielleicht : “Was
bringt mich dazu, immer weiter zu machen und meine Musik in die Welt hinaus zu
tragen”.
bm: Und die Antwort ?
JS: Viele
früheren Cajun-Musiker hatten nie die Chance zu
sehen, welchen Stellenwert diese Musik einmal haben wird. Sie sind zu früh
gestorben. Ich wünschte, einige dieser Artisten könnten heute hier sein und
sehen, wieviel Freude diese Musik den Menschen ausserhalb von Louisiana bringt. Für mich ist es ein
Anliegen und eine Ehre, dieses Vermächtnis weiter zu tragen und das ist mein
Motor.
bm: Jo-El, wir
wünschen Dir, dass Du noch lange und mit Erfolg das Vermächtnis der Cajuns weiter tragen kannst und wir freuen uns, Dich wieder
in der Schweiz zu haben.