Interview mit Rhonda Towns

© February 2000 / Bruno Michel

 

Aufgewachsen in Gary, IN, begann Rhonda schon im frühesten Kindesalter Interesse für Musik zu entwickeln. In der Schule sang sie während den Pausen für die Mitschüler, machte später an Talentwettbewerben mit, von denen sie zwei in Reihe gewann. Im College lernte sie Songs zu schreiben und studierte danach Musik an der Jacksonville State University. 1998 erschien ihre CD Plenty More Love mit der Single-Auskoppelung Slow Rain.

 

bm: Rhonda, Du hast schon als Teenager Dein Talent bewiesen, aber Deine Eltern wollten einer so frühen Karriere nicht zustimmen. Wäre das heute angesichts des Erfolgs von Jungstars wie Jessica Andrews oder LeAnn Rimes anders?
RT: Vielleicht ja. Aber meine Eltern wollten mir eine richtige Schulbildung vermitteln und verhindern, dass ich ins Showgeschäft eintauche, bevor ich meinen Abschluss in der Tasche habe. Das kann man nicht mehr ändern und ich denke, das war auch gut so.

 

bm: Dein Zuhause und Deine Familie waren immer ein essentieller Bestandteil Deines Lebens. Inwiefern beeinflusst diese Beziehung Deine Arbeit heute?

RT: Sehr stark. Ich lasse nicht viele Menschen in meine unmittelbare Nähe. Meine Familie und meine engsten Freunde sind immer da für mich, stehen mit Rat und Tat zur Seite. Sie geben mir den Mut zu tun, was ich glaube tun zu müssen, auch wenn mein Weg nicht immer der einfache ist.

 

bm: Du hast als Model gearbeitet, auch für eine Airline, bist in den USA für Deine Musik herumgereist und vieles mehr. Wo nimmst Du diese Energie her und wie tankst Du auf?

RT: Mein Motto ist: Nur nicht aufgeben. Meine Mutter hat mich gelehrt, dass man alles erreichen kann, wenn man hart genug dafür arbeitet und sich mit seiner ganzen Kraft für ein Ziel einsetzt. Diese Einstellung habe ich mir bis heute erhalten.

 

bm: 1998 gab’s die CD Plenty More Love. Was hat Dir 1999 gebracht?

RT: Ich konnte am Rahmenprogramm der Fan Fair teilnehmen. Einige Leute, darunter auch der Promoter Albi Matter aus der Schweiz, sahen mich im Gibson Guitar Café bei meinem Auftritt. Eigentlich entschied ich erst im letzten Moment, für die Black Country Music Association an ihrer Showcase Veranstaltung aufzutreten. Albi fragte mich, ob ich interessiert wäre, bei Euch aufzutreten – und da bin ich nun.

 

bm: Konzentrierst Du Dich heute vollständig auf Deine musikalische Karriere oder hast Du immer noch “Nebenjobs”?

RT: Ich arbeite sowohl als Verkäuferin, als auch als Model. Aber seit ich als Kind in der Kirche gesungen habe, weiss ich, dass dies eigentlich mein Lebensinhalt ist. Dafür werde ich auch in den kommenden Jahren arbeiten.

 

bm: Lass uns über Deine Show sprechen. Wenn Du wirklich all Deine Talente zeigen wolltest, welchen Song würdest Du wählen?

RT: Du wirst ihn heute abend hören. Calm Before The Storm ist ein Song, der sehr gut beschreibt, wie ich momentan denke und fühle. Ich spüre, dass der Durchbruch kommen wird, also ist jetzt „die Ruhe vor dem Sturm“. Stimmlich gesehen liegt mir Movin’ Out, Movin’ On am ehesten.

 

bm: Was ist der Unterschied zwischen der Frau, die wir auf der Bühne sehen und derjenigen, die mir gegenüber sitzt?

RT: Die auf der Bühne mag die Show und geniesst es, dort oben zu stehen. Hier neben Dir siehst Du einen Workaholic. Ich muss dauernd an meinen Zielen arbeiten, kann nicht abschalten. Ich denke viel darüber nach, was ich noch zusätzlich tun kann, um meinen Traum wahr werden zu lassen, den Durchbruch zu schaffen.

 

bm: Du hast Songschreiben gelernt und auch Musik studiert. Was ist wichtiger in einem Lied, die Worte oder die Musik?

RT: Beides, denke ich. Ich mag Songs, die eine Geschichte erzählen. Ich muss die Geschichte nicht unbedingt selber erlebt haben. Vor einiger Zeit habe ich Schauspielunterricht genommen, um zu lernen, mich in eine Rolle hinein zu vertiefen. Daher kann ich die Geschichte eines Liedes zu „meiner“ Geschichte machen, den Song auf der Bühne glaubwürdig darstellen.

 

bm: Garth Brooks sagte einmal: Ein Song ist die 3-Minuten-Chance für einen Künstler, dem Publikum eine Message zu geben. Was ist Deine Message?

RT: Seid offen gegenüber neuen Künstlern. Nehmt sie, wie sie sind, und versucht nicht, aus einem Menschen etwas zu machen, das er nicht ist.

 

bm: Du nennst viele weibliche Country Stars als Deine Einflüsse. Aber auch Charley Pride. Heute sind in dessen Fussstapfen Künstler wie Triny Triggs oder Kelly Spinks getreten. Warum glaubst Du, gibt es so wenige erfolgreiche schwarze Künstler in der Country Music?

RT: Es gibt viele afro-amerikanische Country Sänger und Sängerinnen. Darum wurde auch die Black Country Music Association in Nashville gegründet, um diese Leute zu repräsentieren. Warum es wenige sind, die den Durchbruch bisher schafften, kann ich nur vermuten. Ich denke, wir passen einfach nicht ins gängige Schema der Vertreter von grossen Plattenlabels.

 

bm: Was war das bisher grösste Hindernis, das Du in Deiner Karriere überwinden musstest?

RT: Über eines haben wir grade gesprochen (lacht), nein, ernsthaft, ich denke einfach nicht daran, aufzugeben. Darum gab es eigentlich für mich bisher keine grösseren Hindernisse. Es führt immer ein Weg zum Ziel. Möglicherweise nicht der direkte, man muss sich eben diesen Weg suchen.

 

bm: Wo möchtest Du die Künstlerin Rhonda Towns heute in zehn Jahren sehen?

RT: Ich wünsche mir, dass man eine Geschichte über mich erzählen kann. Die wahre Geschichte einer Frau, die ihren Weg gemacht hat und sich in der Country Music etabliert hat. Eine Geschichte, an denen sich Newcomer orientieren können.

 

bm: Wenn Du Rhonda Towns interviewen müsstest, welche Frage stellst Du ihr, die ich nicht gestellt habe?
RT: Warum singst Du Country Music.

 

bm: Und?

RT: Es ist eine sehr familienorientierte Musik. Ich bin in einer starken Familienbindung aufgewachsen. Meine ganze heutige Persönlichkeit gründet auf dem, was ich durch meine Familie lernen durfte.


bm: Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg für die Zukunft.