Interview with Rick Trevino

© February 2007 / Bruno Michel

 

In der ersten Hälfte der 90er Jahre galt der Traditionalist Rick Trevino als der neue Shooting Star. Ein Plattenvertrag bei Columbia und mehrere Hits aus jedem seiner Columbia Alben schienen Garantie genug für ein sorgloses Leben. Dann kam die Wende. Der Sony Konzern liess ihn fallen, die Verkäufe erreichten die gewünschten Zahlen nicht, seine Band verlor das Vertrauen in ihren Boss.

Trevino, gerade frisch verheiratet und mit Nachwuchs im Hause, begann, sich Sorgen zu machen. Nachdem sich die erste Aufregung gelegt hatte, erinnerte er sich seiner Wurzeln und begann, wieder in kleineren Clubs aufzutreten. Einer glaubte nach wie vor an Trevino: Paul Worley von Warner Bros. Er brachte den Texaner mit Raul Malo (ehemals Mavericks Frontmann) zusammen und die beiden begannen, gemeinsam Songs zu schreiben. Das Resultat, die neue CD Whole Town Blue, wird bald vorliegen.

Anlässlich seines Auftritts am Albisgütli Festival wollte ich mehr von ihm wissen.

bm: Rick, als du deinen Vertrag mit Sony/Columbia verloren hast, warst du gerade frisch verheiratet und dein Kind wurde geboren. Es lief geschäftlich gar nicht gut. Man sagt, du hättest einmal behauptet, dass dich diese Pechsträhne hungrig gemacht hätte. Was hat dich in diesem Business gehalten?
RT: Die Liebe zur Musik. Du kannst in einem solchen Moment entweder aufgeben und alles hinschmeissen, oder du raffst dich auf, definierst dein Umfeld neu und konzentrierst dich darauf, weiterhin gute Musik zu machen. Natürlich war diese Situation im ersten Moment katastrophal für mich, aber es war auch eine Chance, den Musik-Giganten zu beweisen, dass ich nicht aufgebe.

bm: Wie du selbst erfahren musstest, stellt Nashville das Marketing über die Musik. Welchen Rat gibst du jungen Künstlern, die trotzdem sich und ihrer Musik treu bleiben wollen?
RT: Nun, es gibt in jedem Musik Genre immer wieder Leute, die glauben, sie müssen dem Publikum vorschreiben, was gerade „in“ zu sein hat. Wenn ein junger Künstler an sich und seine Musik glaubt, sollte er einfach zuhören und sicher sein, dass er gut gemeinte Tipps auch ernst nimmt, ansonsten aber fokussiert bleibt auf seinem Weg sowohl musikalisch wie künstlerisch zu wachsen.

bm: Welche wichtige Tatsache über dich möchtest du den Leuten mitteilen.
RT: Dies ist mein dritter Trip nach Europa. Beim ersten Mal war ich nervös, beim zweiten Mal schon etwas ruhiger. Aber diesmal hab ich mich echt auf Europa gefreut. Ich möchte, dass alle wissen, wie gern ich europäische Weine mag (lacht).

bm: Deine Songs erzählen oft Geschichten aus dem Herzen. Sind sie persönliche Erfahrungen und was ist für dich wichtiger, die Worte oder die Melodie?
RT: Alle Lieder erzählen von Plätzen oder Situationen aus meinem Leben, ob sie nun wahr sind oder erfunden. Aber irgend einen Bezug haben sie immer. Die Worte und die Musik sind etwa gleich wichtig und müssen harmonieren. Aber wenn ich selbst schreibe, kommt die Melodie einfacher aus der Feder als der Text.

bm: Welchen Song hättest du gerne selbst geschrieben?
RT: Da gibt es viele. Aber einer meiner Favoriten wäre He Stopped Loving Her Today.

bm: Ich habe gehört, dass du ein grosser Star Wars Fan bist. Welchen Rat gibst du den Aliens, die gerade in Texas gelandet sind?
RT: (lacht) Gute Frage. Als erstes würde ich sie vorwarnen, dass Texas durchaus ein Teil der USA ist.

bm: Wenn die Leute in 50 Jahren auf dein Leben und Schaffen zurück blicken, was wünschst du dir, dass sie über dich erzählen?
RT: Ich wünschte mir, dass meine Lieder etwas in ihnen bewegt haben. Egal ob es für die Dauer eines Songs war oder ob sich durch meine Musik grössere Dinge in ihrem Leben verändert haben.

bm: Du bist schon mit vielen Stars aufgetreten. Gibt es trotzdem noch einen Wunschpartner für die Bühne?
RT: Bis jetzt hatte ich nicht viele Gelegenheiten, Duette aufzunehmen. Bei den beiden Alben mit Los Super Seven habe ich viel mit Freddie Fender gearbeitet. Beim zweiten Album ergab sich auch die Gelegenheit für ein Duett mit ihm. Dies ist eine Erfahrung, die ich nie in meinem Leben vergessen werde. Zudem habe ich viel mit Raul Malo gesungen, auch wenn wir noch kein Duett aufgenommen haben. Er ist ein grossartiger Sänger und Mensch. Nach dieser Erfahrung habe ich im Moment eigentlich keinen dringenden Wunschpartner mehr.

bm: Wenn du Aladin’s Wunderlampe finden würdest, welche drei Wünsche hättest du?
RT: Nun, erster Wunsch wäre weitere drei Wünsche zu haben, damit hab ich schon sechs. Zweitens, Gesundheit für meine Familie. Und drittens…(zögert)… weiss ich gerade nicht, aber ich habe ja noch vier Wünsche frei. Wenn es allerdings nur noch einer sein soll, dann wünsche ich mir ein Boot, damit ich nach Europa segeln kann, statt zu fliegen.
bm: Warum, magst du die Fliegerei nicht?
RT: Sagen wir, mit einem Boot wäre es einfacher und es würde mehr Spass machen.

bm: Letzte Frage. Wenn du Rick Trevino interviewen müsstest, was fragst du ihn, das ich nicht gefragt habe?
RT: Ich würde mich fragen, über welchen Song auf meiner neuen CD Whole Town Blue ich den Leuten mehr erzählen möchte. Das ist das Lied Cousin Paul. Eine wahre Geschichte über meinen Cousin Paul Vada, der in Vietnam fiel. Obwohl ich ihn nie persönlich getroffen habe, erzählte man mir viele Geschichten über ihn. Deshalb habe ich ihm einen Song gewidmet.

bm: Vielen Dank für das Interview und wir freuen uns auf die Show heute abend.