Interview mit Kevin Geil von Two Tons of Steel

© February 2005 / Bruno Michel

 

In Texas gehören sie längst zur etablierten Szene. Mit ihrer diesjährigen Tournee durch Frankreich, Italien, Spanien und Holland, sowie nach ihrem Albisgütli Auftritt, haben sich Two Tons of Steel auch diesseits des grossen Teiches hunderte neuer Fans erobert. Das Publikum war vom Auftritt der Truppe restlos begeistert. Die Party hätte noch ewig weiter gehen können. Vor ihrem Auftritt sprach ich mit Frontmann Kevin Geil über die Band und ihre Erfahrungen.

 

bm: Kevin, stimmt es wirklich, dass dir euer Bandname eingefallen ist, als du aus dem Fenster auf deinen 56er Cadillac geblickt hast?

KG: Ja, mein 56er Coupe de Ville hatte eines Tages einen Platten. Ich kurvte auf den Vorplatz einer Garage. Der Typ dort meinte mit Blick auf seinen kleinen Wagenheber, dass in 45 Minuten alles erledigt sei. Ich meinte: „Du weißt, dass dieses Teil mindestens zwei Tonnen wiegt? Es könnte auch länger dauern.“

 

bm: Wes Wilson von der 5 Mile Band erzählte mir mal, dass ihr so ziemlich die nettesten Jungs seid, die man in diesem Business antrifft. Was bedeuten solche Komplimente für euch?

KG: Stimmt, das erzählt man wirklich über uns. Wir freuen uns darüber, denn wir sind einfach gut drauf, lieben es zu spielen und Leute zu treffen. Es gibt genug arrogante Leute auf dieser Welt. Wir wollen nicht dazu gehören.

 

bm: Mit euren vielen Talenten hättet ihr wohl jeden Namen für die Band wählen können und ihr wärt trotzdem erfolgreich. Was wäre der Name, wenn nicht Two Tons of Steel?

KG: Oh Mann…(lacht). Countrybilly, Texasbilly, Westernbilly… Unsere Wurzeln kommen vom Rockabilly. Dennis, Ric und ich waren als Rockabilly Trio unterwegs. Diese Roots werden wir wohl immer in unserer Musik haben. Also passt alles zu uns, was irgendwie auf „billy“ endet.

 

bm: Welchen Fehler machen Journalisten häufig, wenn sie über euch schreiben?

KG: Wenn sie sagen, wir kämen aus Austin, Texas (Gelächter im Hintergrund). Stimmt überhaupt nicht. Wir kommen aus San Antonio. Ein Riesenunterschied und der grösste Fehler, den sie machen können.

 

bm: Der grösste Unterschied zwischen Texas Music und dem Sound aus Nashville ist wohl die unverblümte, echte und gradlinige Musik der Texaner. Welchen Rat gibst den Newcomern, die auch erfolgreich aber authentisch sein wollen?

KG: Zieht um nach Texas und stellt euch dort auf die Bühne (lacht). In Texas brauchst du kein Star zu sein, um deine Musik vor Publikum spielen zu können. Leute, die nach Nashville ziehen, haben eine grosse Karriere im Hinterkopf. Als Musiker kannst du dir in Texas ein echt gutes Auskommen erarbeiten. Es hängt also davon ab, wie wichtig dir der Starruhm ist. Viele talentierte Sänger in Nashville sitzen herum und haben keine Auftrittsmöglichkeiten. Das passiert dir in Texas mit grosser Wahrscheinlichkeit nicht.

 

bm: Wenn du eine Zeitreise machen könntest, welches Jahr würdest du besuchen?

KG: Klarer Fall. So 1954 oder 55, grade bevor Elvis gross rauskam. Nicht danach, aber grade so vorher (lacht).

 

bm: Wenn ihr eure Autobiografie schreiben würdet, was wäre der Titel?

KG: Oh Boy, schwierige Frage. (zu Gitarrist Dennis Fallon gewandt) Dennis, was meinst du?

DF: The Little Band That Could (Anm.: wie die Kindergeschichte The Little Train That Could,von einem Zug, der allen Wirrnissen zum Trotz auf den Schienen bleibt)

KG: Ja, oder The Biggest Unknown Band In The USA (Gelächter). Wir machen einfach weiter, so wie wir angefangen haben…

bm: The Biggest Unknown Band stimmt aber nur, wenn du Texas nicht zu den USA zählst….

KG: Mach ich auch nicht…(Gelächter).

 

bm: Würdet ihr lieber einen Song schreiben, der hundert Jahre überdauert, oder einen, der sich millionenfach verkauft?
KG: Hundert Jahre, definitiv….

bm: …wenn er hundert Jahre übersteht, hat er sich hoffentlich auch millionenfach verkauft…

KG: …oder mehr. Aber ich bin trotzdem für die hundert Jahre.

 

bm: Wie einigt ihr euch auf die Songs, die auf ein neues Album kommen? Gibt’s da keine Diskussionen bei der Abstimmung untereinander?

KG: Ich schreib sie, die Jungs spielen sie (lacht). Aber es stimmt, wir hören uns das Zeug an, spielen es und das war’s. Wie der Titelsong Vegas vom neuen Album, das am 31. Mai herauskommt. Ich konnte nicht schlafen, war morgens um vier auf den Beinen und hab irgendwie die Melodie im Kopf gehabt. So entstand der Song. Manche Lieder des Albums beendeten wir erst im Studio, die waren noch nicht mal fertig, als wir dahin kamen.

 

bm: Wenn die Leute in fünfzig Jahren auf eure Karriere zurück blicken, was wünscht ihr, dass sie über euch sagen?

KG: They Kicked Ass Every Night (lacht). Wir arbeiten hart, stehen nicht einfach da und singen unsere Songs. Wir wollen den Leuten eine Show, eine Party bieten, an der sie teilhaben können. Das ist anstrengend. Wenn in 50 Jahren die Leute anerkennen, dass wir hart gearbeitet haben, dann ist das ein grosses Kompliment für uns.

 

bm: Wenn du Kevin von Two Tons of Steel interviewen müsstest, welche Frage stellst du ihm, die ich nicht gestellt habe?

KG: Ich würde mich fragen, was mich vorwärts treibt.

 

bm: Und die Antwort?
KG: Die Energie. Pack alles in den Moment hinein. Du weißt nicht was das Morgen bringt, also lebe heute, geniesse es und arbeite hart, egal was du tust. Verschwende keine Zeit mit unnützen Dingen, das Leben ist zu kurz.

 

bm: Herzlichen Dank für das Gespräch und bis bald mal wieder.