Interview
mit Kevin Geil von Two
Tons of Steel
In Texas gehören sie längst zur etablierten
Szene. Mit ihrer diesjährigen Tournee durch Frankreich, Italien, Spanien und
Holland, sowie
nach ihrem Albisgütli Auftritt, haben sich Two
Tons of Steel auch diesseits des grossen Teiches
hunderte neuer Fans erobert. Das Publikum war vom Auftritt der Truppe restlos
begeistert. Die Party hätte noch ewig weiter gehen können. Vor ihrem Auftritt
sprach ich mit Frontmann Kevin Geil über die Band und ihre Erfahrungen.
bm: Kevin, stimmt
es wirklich, dass dir euer Bandname eingefallen ist, als du aus dem Fenster
auf deinen 56er Cadillac geblickt hast?
KG: Ja, mein 56er Coupe
de Ville hatte eines Tages einen Platten. Ich kurvte auf den Vorplatz einer
Garage. Der Typ dort meinte mit Blick auf seinen kleinen Wagenheber, dass
in 45 Minuten alles erledigt sei. Ich meinte: „Du weißt, dass dieses Teil
mindestens zwei Tonnen wiegt? Es könnte auch länger dauern.“
bm: Wes Wilson
von der 5 Mile
Band erzählte mir mal, dass ihr so ziemlich die nettesten Jungs seid,
die man in diesem Business antrifft. Was bedeuten solche Komplimente für euch?
KG: Stimmt, das erzählt
man wirklich über uns. Wir freuen uns darüber, denn wir sind einfach gut drauf,
lieben es zu spielen und Leute zu treffen. Es gibt genug arrogante Leute auf
dieser Welt. Wir wollen nicht dazu gehören.
bm: Mit euren
vielen Talenten hättet ihr wohl jeden Namen für die Band wählen können und
ihr wärt trotzdem erfolgreich. Was wäre der
Name, wenn nicht Two Tons of Steel?
KG: Oh Mann…(lacht). Countrybilly, Texasbilly, Westernbilly… Unsere Wurzeln kommen vom Rockabilly. Dennis,
Ric und ich waren als Rockabilly Trio unterwegs.
Diese Roots werden wir wohl immer in unserer Musik
haben. Also passt alles zu uns, was irgendwie auf „billy“
endet.
bm: Welchen
Fehler machen Journalisten häufig, wenn sie über euch schreiben?
KG: Wenn sie sagen, wir
kämen aus Austin, Texas (Gelächter im Hintergrund). Stimmt überhaupt nicht. Wir
kommen aus San Antonio. Ein Riesenunterschied und der grösste
Fehler, den sie machen können.
bm: Der grösste Unterschied zwischen Texas Music und dem Sound aus
Nashville ist wohl die unverblümte, echte und gradlinige Musik der Texaner.
Welchen Rat gibst den Newcomern, die auch erfolgreich aber
authentisch sein wollen?
KG: Zieht um nach Texas
und stellt euch dort auf die Bühne (lacht). In Texas brauchst du kein Star
zu sein, um deine Musik vor Publikum spielen zu können. Leute, die nach Nashville
ziehen, haben eine grosse Karriere im Hinterkopf.
Als Musiker kannst du dir in Texas ein echt gutes Auskommen erarbeiten. Es
hängt also davon ab, wie wichtig dir der Starruhm ist. Viele talentierte Sänger
in Nashville sitzen herum und haben keine Auftrittsmöglichkeiten. Das passiert
dir in Texas mit grosser Wahrscheinlichkeit nicht.
bm: Wenn du
eine Zeitreise machen könntest, welches Jahr würdest du besuchen?
KG: Klarer Fall. So 1954
oder 55, grade bevor Elvis gross rauskam.
Nicht danach, aber grade so vorher (lacht).
bm: Wenn ihr
eure Autobiografie schreiben würdet, was wäre der Titel?
KG: Oh Boy, schwierige
Frage. (zu Gitarrist Dennis Fallon gewandt) Dennis,
was meinst du?
DF: The
Little Band That Could
(Anm.: wie die Kindergeschichte The
Little Train That Could,von einem
Zug, der allen Wirrnissen zum Trotz auf den Schienen bleibt)
KG: Ja, oder The Biggest Unknown Band In The USA (Gelächter). Wir machen einfach
weiter, so wie wir angefangen haben…
bm: The Biggest Unknown Band stimmt aber nur, wenn du Texas nicht zu
den USA zählst….
KG: Mach ich auch nicht…(Gelächter).
bm: Würdet
ihr lieber einen Song schreiben, der hundert Jahre überdauert, oder einen, der
sich millionenfach verkauft?
KG: Hundert Jahre, definitiv….
bm: …wenn er
hundert Jahre übersteht, hat er sich hoffentlich auch millionenfach verkauft…
KG:
…oder mehr. Aber ich bin trotzdem für die hundert Jahre.
bm: Wie einigt
ihr euch auf die Songs, die auf ein neues Album kommen? Gibt’s da keine Diskussionen
bei der Abstimmung untereinander?
KG: Ich schreib sie, die
Jungs spielen sie (lacht). Aber es stimmt, wir hören uns das Zeug an, spielen es und das war’s. Wie der Titelsong Vegas vom neuen Album, das am 31. Mai
herauskommt. Ich konnte nicht schlafen, war morgens um vier auf den Beinen und
hab irgendwie die Melodie im Kopf gehabt. So entstand der Song. Manche Lieder des
Albums beendeten wir erst im Studio, die waren noch nicht mal fertig, als wir
dahin kamen.
bm: Wenn die
Leute in fünfzig Jahren auf eure Karriere zurück blicken, was wünscht ihr,
dass sie über euch sagen?
KG:
They Kicked Ass Every Night (lacht). Wir arbeiten hart, stehen
nicht einfach da und singen unsere Songs. Wir wollen den Leuten eine
Show, eine Party bieten, an der sie teilhaben können. Das ist anstrengend.
Wenn in 50 Jahren die Leute anerkennen, dass wir hart gearbeitet haben, dann
ist das ein grosses Kompliment für uns.
bm: Wenn du
Kevin von Two Tons of Steel interviewen müsstest,
welche Frage stellst du ihm, die ich nicht gestellt habe?
KG:
Ich würde mich fragen, was mich vorwärts treibt.
bm: Und die
Antwort?
KG: Die Energie. Pack alles in den Moment
hinein. Du weißt nicht was das Morgen bringt, also lebe heute, geniesse es und arbeite hart, egal was du tust. Verschwende
keine Zeit mit unnützen Dingen, das Leben ist zu kurz.
bm: Herzlichen
Dank für das Gespräch und bis bald mal wieder.