Interview mit Pat Waters in Lampasas, TX, 2010

© 2010 / Bruno Michel; Fotos Bruno Michel

 

Nachdem ich Pat Waters zum ersten Mal live gesehen hatte, ergab sich kurze Zeit später die Gelegenheit für ein Interview. Im Post 8539 der V.F.W. (Veterans of Foreign Wars), nur wenige Meilen von uns entfernt. V.F.W. Lokale sind entgegen der allgemeinen Ansicht nicht ausschliesslich für Veteranen reserviert, sondern offen für alle. Meist einfache Bauten am Rande einer Stadt, mit Bühne, Billard-Tischen, Bar und sehr günstigen Preisen. Häufig treten dort am Wochenende lokale Talente auf, aber immer wieder auch bekannte Grössen der Musikszene.

BM: Pat, deine erste CD erschien 2003. Was hat sich in den sieben Jahren seither für dich verändert?
PW: Wir haben eine Menge Erfahrungen gesammelt, indem wir mehrere hundert Auftritte pro Jahr absolvierten. Klingt, als ob wir verrückt wären, aber das war es, was ich eigentlich wollte. Lernen, wie man ein Publikum unterhält, spontan Lieder auswählt abseits der Set Liste, all die Dinge, die du brauchst, wenn du von dieser Art Job leben willst.


BM: Du stehst seit fast zwanzig Jahren auf der Bühne. Das Geschäft hat sich seither stark geändert. Welchen Rat gibst du heutigen
Anfängern, welche es versuchen wollen?
PW: Das Allerwichtigste: Mach es nur, wenn du es leidenschaftlich willst. Es wird ein harter und steiniger Weg bis du nur mal an den Punkt kommst, wo du gleich viel einnimmst, wie du reinsteckst. Und dann stell dir einen Business Plan zusammen und befolge das Ding rigoros. Leider kannst du kein Buch oder Rezept kaufen, welches
Erfolg lernbar macht.

BM: Apropos Kosten-Einnahmen Verhältnis: Arbeitest du neben der Musik noch oder ernährt dich die Gitarre?
PW: Ich habe eine Firma mit rund 35 Angestellten. Dann habe ich auch eine Frau und drei Kinder. Um alle zu ernähren, braucht es also einiges. Bisher hat die Kombination ganz gut funktioniert.

BM: Ich habe gelesen, dass du eine ziemlich klare Vorstellung davon hast, wohin du willst. Wo siehst du dich in zehn Jahren ab heute?
PW:
Hoffentlich sehe ich mich dann als jemand, der von dem leben kann, was er liebend gerne tut. Ich möchte auch dannzumal als Traditionalist gesehen werden und als Musiker, der seine Geschäftsziele nie verfehlt hat.

BM: Texas Music unterscheidet sich wesentlich vom heutigen Mainstream Sound. Welche Offerte müsste man dir unterbreiten, damit du den traditionellen Stil verlässt und dich in den Mainstream einfügst?
PW: Vergiss es, wird nicht passieren. Nie. Ich liebe diesen Stil seit jeher, und wenn ich jemals auf diese Problematik stosse, ist es nicht mehr eine Frage des Geldes, sondern ob ich mir selber treu bleibe. Es gibt immer noch genug Publikum, welches traditionelle Counry Musik hören will.

BM: Was inspiriert dich am ehesten zum Lieder schreiben?
PW: Alltägliche Dinge, Erlebnisse und Situationen, egal ob lustig oder traurig. Wenn du über „echte“ Dinge schreibst und singst, kann sich das Publikum damit identifizieren
und fühlt sich mit dir verbunden.

BM: Abgesehen von George Strait, den du wohl als erstes gewählt hättest, wer wäre dein bevorzugter Duett Partner?
PW: Merle Haggard oder George Jones.

BM: Wenn du einem Ausserirdischen begegnen würdest, der gerade in Texas gelandet ist, wovor warnst du ihn als erstes?
PW: Nachdem ich weg gerannt bin (lacht)? Da ich ein freundlicher Texaner bin, sage ich: „Willkommen, hoffe es gefällt
dir hier.“

BM: Was kannst du nicht ausstehen?
PW: Leute die nur profitieren wollen. Das macht mich wahnsinnig. Egal was du machst im Leben, es bedingt Arbeit und Zeitaufwand. Leute die das nicht wollen, verstehe ich nicht.

BM: Was ist das erstaunlichste, das die Leute über dich nicht wissen?
PW: Dass ich eigentlich ein Stubenhocker und Familienmensch bin. Klar, auf der Bühne musst du alle möglichen verrückten Dinge anstellen, um mit dem Publikum im Kontakt zu sein. Aber am Ende des Tages gibt es für mich nur meine Frau und meine Kinder.

BM: Wenn du ein Interview mit Pat Waters führen würdest, was fragst du ihn, das ich nicht gefragt habe?
PW: Was zum Teufel machst du im Musikgeschäft (lacht)…nein ernsthaft, keine Ahnung, vielleicht was persönliches, zum Beispiel: "Wie sieht ein normaler Tag im Leben von Pat Waters aus?"
BM: Und wie?
PW: Um 6 Uhr morgens bereit für die Firma. Es hängen doch einige Familien von unserem Erfolg ab. Danach Wechsel ins Musik Geschäft und lernen, lernen. Versuchen besser zu werden. Songs anhören, die für’s nächste Album in Frage kommen könnten, Verbindungen knüpfen, Lieder schreiben, all diese Dinge.
BM: Das heisst, du kommst mit 4-5 Stunden Schlaf pro Nacht hin? Geht das auf Dauer gut?
PW: Vier bis fünf Stunden werden’s mit Glück. Aber du gewöhnst dich irgendwie daran. Schau mich an: Gesund und gut genährt (lacht).

BM: Vielen Dank für das Gespräch.
PW: Danke dir, ich weiss es zu schätzen.