Kurz-Interview mit Jennifer Weatherly und Willy Wainwright

© June 2002 / Bruno Michel

 

Ende des letzten Jahres verliess Jennifer Weatherly mit Ehemann Willy Wainwright die Schweiz und zog nach Hawaii. An Ihrem Auftritt am ehemaligen „Heimatfestival“ in Lancy holte ich von den beiden einen Update für unsere Leser.

 

bm: Jennifer, was unterscheidet das Leben auf Hawaii von dem in der Schweiz – abgesehen vom Wetter?

JW: Wir wollten uns ursprünglich in Honolulu niederlassen. Aber wir mögen die Stadt nicht. Zu gross, zu viel Verkehr, zu viel Hektik. Also schmissen wir unsere Pläne wieder mal über den Haufen und zogen weiter zur Insel Maui. Was uns dort erstaunte ist, dass trotz der kleinen Insel unglaublich viel Musik gespielt wird. Verschiedenste Stilrichtungen von allen möglichen Künstlern.

 

bm: Willy, Du spielst jetzt unter anderm auch klassische Musik?
WW: Ja, ich spiele mit Kollegen klassische Musik, aber auch Zigeunermusik und ich bin nun Mitglied der einzigen Countryband, die es momentan auf Maui gibt. Es gefällt mir ausgezeichnet. Wir spielen auf allen möglichen Inseln.

 

bm: Und Du bist nicht mit dabei, Jennifer?
JW: Nein. Ich plane keine Country-Auftritte dort. Ich will mir momentan die Freiheit nehmen, all die Songs zu singen, die ich persönlich mag. Von den Eagles über Bonnie Raitt und Alanis Morrisette bis zu David Bowie. Einfach all das, was mir etwas bedeutet. Ich arbeite mit einem Gitarristen und Sänger zusammen, der mir sehr viel Freiheit lässt und wir entwickeln uns prächtig.

WW: Die Szene ist viel kleiner auf Hawaii. Keine grossen Festivals aber viele kleine Clubs und Bars.

 

bm: Aber Euch scheints gut zu gehen.

JW: Hervorragend. Wir haben die schönste Umgebung, die Du Dir denken kannst gefunden. Dort leben wir und versuchen, in diesem Umfeld unser Auskommen zu finden. Und es funktioniert erstaunlich gut. Es ist nicht einfach – das war und ist es nirgends. Du gehst immer durch eine Phase der Veränderungen, wenn Du die Kontinente wechselst.

WW: Nun, das war mit ein Grund für unsere Entscheidung. Wir sind soviel gereist und haben meist in Hotels übernachtet. Irgendwann wollten wir uns wieder ein Zuhause aufbauen.

 

bm: Klingt nach Vorruhestand?

JW: Absolut. Wir sind nun beide 48 Jahre alt. Obwohl das Alter keine Rolle spiel, wenn Du Dich durch die Musik ausdrückst, merken wir doch, dass unsere Körper und Seelen mehr Ruhe brauchen. Irgendwann kommt die Zeit, wo wir nicht mehr so viel spielen wollen oder können. Dann brauchen wir ein Zuhause.

WW: Wir können uns zwar nicht vorstellen, was anderes als Musik zu machen. Aber um in Maui zu leben, würde ich jeden Job tun.

 

bm: Was gibt es sonst noch Neues?

WW: Ich werde im November / Dezember in der Schweiz sein als Mitglied der John Brack Christmas Tour. Darauf freue ich mich sehr. Ich liebe es, mit John zu arbeiten.

 

bm: Bist Du auch mit dabei, Jennifer?
JW: Nein, ich bleibe in Hawaii. Wenn ich wieder mal nach Europa komme, möchte ich eine Art Retrospektive über American Music machen. Wir werden so oft falsch eingeschätzt durch die Arbeit unserer Politiker, dass es mir wichtig scheint, unsere Seite einmal anders darzustellen.

 

bm: Ich wünsche Euch weiterhin viel Glück und hoffe, Euch bald wieder in der Schweiz zu sehen.